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Zwischen Sonnentau, Libelle und Kreuzotter

„Bürojob kommt gar nicht infrage“: So renaturiert Andreas Schmid (26) das Edlinger Moor

Andreas Schmid hat im Rahmen einer Projektarbeit das Edlinger Moos renaturiert. Ein effektiver Artenschutz für viele seltene Lebewesen, wie die Kreuzotter oder den Sonnentau, eine einheimische fleischfressende Pflanze.
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Andreas Schmid hat im Rahmen einer Projektarbeit das Edlinger Moor renaturiert. Ein effektiver Artenschutz für viele seltene Lebewesen, wie die Kreuzotter oder den Sonnentau, eine einheimische fleischfressende Pflanze.

Andreas Schmid (26) hat ein Projekt zur Re-Naturierung des Moors in Edling gestartet. Das Ziel: Schutz für seltene Lebewesen und Pflanzenarten, wie die Kreuzotter und den Sonnentau. Was dort alles passiert ist – und warum sich der Erhartinger so für die Natur begeistert.

Edling/Erharting – Andreas Schmid aus Erharting ist momentan Forstanwärter und muss für das Staatsexamen zum Förster ein Projekt umsetzen. Schmids Ausbilder, Daniel Fraunhoffer, schlug unter anderem die Moorfläche in Edling vor. Schmid zeigte sich begeistert und startete das Projekt mit dem Namen „Renaturierung eines Toteislochs – bodenschonende Entbuschung des Randbereichs zur Steigerung der Moordynamik“, wie er berichtet.

Insgesamt dauerte das Vorhaben rund vier Wochen. „Meistens waren wir zu sechst unterwegs“, erzählt er. Im ersten Quartal des Jahres ging es los und der Forstbetrieb Wasserburg der Bayerischen Staatsforsten setzte Maßnahmen zur Renaturierung eines in einem Toteiskessel entstandenen Hochmoors im Edlinger Forst um, so Schmid. Die Eingriffe würden einerseits der Pflege des Moors und dessen Vegetation sowie der Lebensraumverbesserung für die Kreuzotter dienen, erklärt der 26-Jährige.

„Moore sind effektive Kohlenstoffsenken und ein wichtiger Baustein im Klimaschutz. Außerdem sind sie ein Schmelztiegel der Artenvielfalt“, sagt er. Deswegen sei der Erhalt gleichzeitig „effektiver Artenschutz für viele seltene Lebewesen“. Ein Beispiel hierfür sei der Sonnentau, eine einheimische fleischfressende Pflanze. „Verbuschung, Verlandung und Nährstoffeinträge stellen die grundsätzlichen Beeinträchtigungen von Hochmooren dar. Zu viele Gehölze beschatten die Fläche, auf der viele sonnenliebende Pflanzenarten vorkommen, entziehen dem Moor Wasser und reichern Material an. Dem wird mit der Entnahme von Gehölzen entgegengewirkt. In Edling wurden bereits in den vergangenen Jahren Maßnahmen zur Entbuschung des Hochmoors durchgeführt“, erklärt der Forstanwärter.

Die Mitarbeiter des Forstbetriebs Wasserburg bei der Re-Naturierung.

Rückzugsmöglichkeiten für vorkommende Arten

Nun sei das Maßnahmengebiet ausgeweitet worden. „Im Umgriff um die Kernzone wurde hierbei der Großteil der aufstockenden Fichten sowie deren Jungwuchs und Faulbaumsträucher entnommen. Kiefern sowie tote Bäume wurden jedoch stehen gelassen. Diese formen weiterhin einen lichten Schirm“, so Schmid. Des Weiteren seien einzelne seltene Spirken, auch Moorkiefern genannt, geschont und begünstigt worden. Im Westen der Fläche sei ein Viertel Hektar nicht bearbeitet, um den vorkommenden Arten Rückzugsmöglichkeiten zu bieten und nicht zu stark einzugreifen, erläutert der 26-Jährige.

Das Bild links zeigt den Wald vor der Maßnahme, rechts danach.

„Hochmoore zeichnen sich durch Nährstoffarmut aus, wovon die Standort-heimische Vegetation abhängig ist, da ansonsten andere Arten an Konkurrenzkraft gewinnen und diese Hochmoor-Arten zurückdrängen. Aus diesem Grund war es ein wichtiger Gesichtspunkt, anfallendes Holz und somit auch Nährstoffe möglichst in Gänze von der Fläche zu verbringen. Der Faulbaum breitet sich hier besonders schnell und stark aus und macht eine regelmäßige, wiederkehrende Pflege dieser Moore unabdingbar“, weiß der Anwärter. „Für die Kreuzotter wurden alte Reisighaufen und größeres Totholz auf der Fläche belassen, um dieser Rückzugsmöglichkeiten und Sonnenplätze zu bieten sowie das Insektenvorkommen zu erhöhen. Der Steilrand, den die Gehölze um das Moor bildeten, wurde aufgeweicht beziehungsweise aufgelöst und der Lebensraum Moor erweitert“, sagt er.

Für die Kreuzotter wurden bei der Maßnahme alte Reisighaufen und größeres Totholz auf der Fläche belassen, um dieser Rückzugsmöglichkeiten und Sonnenplätze zu bieten.
Ein lichter Kiefernschirm nach der Entnahme der Fichten.
„Sonnentau“ ist eine einheimische fleischfressende Pflanze.

Diese Maßnahme soll zur Wiedervernässung des Moors, dem Abpuffern der Nährstoffeinträge sowie der Förderung der Moorflora und -fauna beitragen. Im Zuge der Maßnahmen wurde das Gebiet mit Jonas Garschhammer, Biodiversitäts-Beauftragter der Unteren Naturschutzbehörde Rosenheim, sowie Rosa Kugler, Naturschutzfachkraft des Landschaftspflegeverbandes Rosenheim, gemacht. Garschhammer habe sich mit der Maßnahme „sehr zufrieden“ gezeigt und sprach von „einer Verbesserung des Lebensraums für die Kreuzotter“ und „positiven Effekten auf das Moor und dessen Arten“, so Schmid. Kugler beschrieb die Maßnahme als „Gewinn für Flora und Fauna“ und hob die ökologische Bedeutung von Freiflächen und offenen Waldstrukturen hervor, die neben ihrem naturschutzfachlichen auch einen hohen ästhetischen Wert innehaben, berichtete der Forstanwärter.

Schmid ist auf einem landwirtschaftlichen Hof in Erharting aufgewachsen. Seit jeher ist er in der Natur unterwegs und wollte auch beruflich „etwas in diese Richtung machen“. Auch seine Zeit beim Bundesfreiwilligendienst in den Ruperti-Werkstätten in Altötting bestätigten seine Neigung. „Alles rund um die Natur macht mir einfach Spaß“, erklärt er. So entschied er sich für das Forstwirtschaftsstudium in Freising. Momentan stehe gerade die Masterarbeit an. Was danach komme, wisse Schmid noch nicht ganz genau. Er könnte sich aber vorstellen, eine Stelle als Förster bei den Staatsforsten anzutreten. Eines ist aber sicher: „Ein reiner Bürojob“ kommt für den 26-Jährigen nicht infrage.

Andreas Schmid bei der Re-Naturierung des Edlinger Moores.
Eine Gasse nach Beendigung der Maßnahme.
Bei der Arbeit: Mit der Harvester wurden Bäume umgeschnitten.

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