Schlossanlage bei Babensham
Ein magischer Ort: Die Schlosskapelle von Penzing - mit ihren besonderen Glocken
Man kann sich kaum einen stimmungsvolleren Ort für einen Weihnachts-Gottesdienst vorstellen: die spätgotische Schlossanlage im Babenshamer Ortsteil Penzing mit ihrer schmucken Kapelle. Ein romantischer Ort. Und ein klangvolles Symbol für die Dorfgemeinschaft.
Babensham – Wäre diese Kapelle, Johannes dem Täufer geweiht, nicht ein idealer Rückzugsort für alle, die an den Feiertagen die Stille suchen, die Nähe zu Gott? Den Penzingern ist sie seit jeher mit ihren beiden 50 und 90 Kilogramm schweren Bronzeglocken ans Herz gewachsen, die von Mai bis Mitte Oktober den Abend einläuten, ein klangvolles Symbol einer lebendigen Dorfgemeinschaft. Die Glocken, eine trägt die Jahreszahl 1525, mussten 1942 kriegsbedingt abgenommen werden, 1950 kamen sie wieder zurück.
Warum aber haben die Penzinger diese 1483 erbaute Kapelle nie für ihre Weihnachtsgottesdienste genutzt? Hier, wo eine zauberhafte Stimmung herrscht? Das Bauwerk befand sich an den Feiertagen freilich in einem tiefen Winterschlaf. Doch wenigstens haben Maiandachten, Rosenkränze und das Patrozinium die Gläubigen immer wieder hierher gelockt.
Kapelle wird an Weihnachten nie genutzt
Der Semmler-Wast, ein gebürtiger Penzinger, der seit der 500-Jahr-Feier vor 40 Jahren die Glocken abends regelmäßig läutet, berichtet, dass die Kapelle an Weihnachten nie genutzt wurde. Er ist der Vorsitzende des Penzinger Vereins zur Erhaltung des Gotteshauses. Eine Erinnerung an Weihnachten in Zusammenhang mit der Kapelle, nein, die hat er nicht. „Die Feste im Schloss waren ja nur im Sommer“, sagt der 82-Jährige. Dem Besucher zeigt er stolz eine Sammlung von Zeitungsausschnitten, die die Bedeutung der Kapelle – sie befindet sich in Privatbesitz - unterstreichen. Verwiesen wird auf deren Errichtung im Jahr 1483 durch die Wasserburger Patrizierfamilie Fröschl, auf die 1934 freigelegten barocken Fresken mit den Aposteln Petrus und Paulus, auf die beliebte frühere Eigentümerin des Bauwerks, Baronin Emmy von Varennes-Mondasse, auf den Penzinger Wohltäter und Unternehmer Dr. Heinrich Everhartz. Immer wieder vermerkt ist auch der Wasserburger Kunstmaler Willi Reichert, der sich um die stilvolle Kapelle mit ihrem offenen Glockenstuhl verdient machte.
Viel zu klein für einen Gottesdienst
Der Baronin lag die Renovierung sehr am Herzen, sie hatte sich auch um einen Zuschuss des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege bemüht, der schließlich bewilligt wurde – mit der Auflage, den zerfallenen Altar in seiner ursprünglichen Fassung wieder herzustellen, was 1982 geschah. Nun zeigt er sich wieder – einst grün übermalt - ganz in Schwarz. Zur Restaurierung gehörten auch die Wiederherstellung des Patriarchenkreuzes an der Spitze der Kapelle. Der Musiker und heutige Schlossherr Walter Erpf liefert einen guten Grund, weshalb sich die Kapelle nicht für Gottesdienste eignete: Sie sei viel zu klein. Und präsentiert dann doch einen Weihnachtsbezug: Ein etwa 40 Zentimeter großes Jesukind, das nach seiner Erinnerung zu Weihnachten auf den Altar der Kapelle gelegt wurde.
Im Mai 2024 würde wieder eine neue Glockenläut-Saison beginnen – doch hier winkt Semmler ab. Seine Hoffnung ist, dass ein elektrisches Geläut eingebaut wird, doch in der Spendenkasse fehlt noch einiges. Wenn genug Geld zusammenkommt, könnten die Glocken sogar an Weihnachten läuten. Zur Freude der Penzinger.

