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Würdigung des Geistlichen „ein Fehler“

„Tief erschüttert“: Missbrauch durch Pfarrer in Babensham enttarnt – Gemeinde zieht Konsequenzen

Pfarrer Josef Schneller (Bild aus einer Festschrift von 1993) steht im Verdacht, in Babensham zwischen Mitte der 1960er und 1970er Jahre Kinder sexuell missbraucht zu haben.
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Pfarrer Josef Schneller (Bild aus einer Festschrift von 1993) steht im Verdacht, in Babensham Kinder sexuell missbraucht zu haben. Die Gemeinde zieht daraus nun Konsequenzen.

Mindestens fünf Kinder und Jugendliche soll Pfarrer Josef Schneller in seiner Amtszeit in Babensham sexuell missbraucht haben. Der Gemeinderat zeigt sich „tief erschüttert“ über den Fall und zieht nun Konsequenzen.

Babensham – Vom „unangenehmsten“ Tagesordungspunkt sprach Bürgermeister Josef Huber (Wählergemeinschaft), als er bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderats einen Antrag des Ratsmitglieds Kurt Huber (WG) verlas: Darin ging es um die Auszeichnung „Ehrenbürger von Babensham“, die 1984 dem damaligen Pfarrer Josef Schneller verliehen worden war. Pfarrer Thomas Weis hatte in Babensham Ende November bei Gottesdiensten einen Brief der Erzdiözese mit Missbrauchsvorwürfen vorgelesen und damit erstmals die Hinweise publik gemacht.

Kurt Huber, Gemeinderatsmitglied in Babensham, hat den Antrag auf Aberkennung der Ehrenbürgerschaft von Pfarrer Schneller gestellt.

Würdigung des Geistlichen „ein Fehler“

Der einstimmig angenommene Beschlussvorschlag lautete, dass sich die Gemeinde ausdrücklich von der Ehrenbürgerwürde für den Geistlichen distanziert. In der Vorlage wurden Textpassagen aus der Fachliteratur zitiert, nach denen ein Widerruf nur gegenüber lebenden Ehrenbürgern, nicht jedoch gegenüber Toten verfügt werden kann. Der Rathauschef wies in einer kurzen Stellungnahme zu dem Fall darauf hin, dass die Gemeinde die Würdigung allerdings als Fehler bezeichnen könne.

„Es wird nachträglich festgestellt, dass sich Pfarrer Josef Schneller als unwürdig erwiesen hat“, so die Formulierung zu dem Sachverhalt. Und weiter: „Der Gemeinderat zeigt sich zutiefst erschüttert über die publik gewordenen Missbrauchsfälle und die damit verbundenen Vorwürfe gegen den Geistlichen.“ Allen betroffenen Opfern und deren Angehörigen möchte das Gremium sein tiefes Mitgefühl bekunden. In der Beschlussvorlage der Gemeinde wird festgehalten, dass fünf Personen aus dem Gemeindegebiet gegenüber der Erzdiözese glaubhafte und plausible Hinweise geben können, wonach sie im Kindes- und Jugendalter von Pfarrer Josef Schneller Mitte der 60er bis Mitte der 70er Jahre sexuell missbraucht worden seien.

„Logische Konsequenz“

Das Verhalten des Pfarrers sei von strafrechtlicher Relevanz. Eine Diskussion im Gremium über den Vorgang blieb aus, Kurt Huber betonte in einer kurzen Erklärung zu seinem Antrag, er habe „eigentlich nur gute Erfahrungen“ mit der katholischen Kirche gemacht. „Ich habe nur gute Seelsorger kennenlernen dürfen.“ Den Antrag, die Auszeichnung für den Pfarrer wenigstens symbolisch zu tilgen, nannte er eine „logische Konsequenz“ aus den Missbrauchsvorwürfen. „Der Name Josef Schneller und Ehrenbürger soll nicht mehr im Zusammenhang gebracht werden.“

Der 2003 verstorbene Pfarrer Schneller wirkte von 1962 bis 1996 als Seelsorger in der Pfarrei Babensham, vor seiner Tätigkeit in Babensham war er von 1948 bis 1962 als Pfarrer in Niklasreuth-St. Nikolaus (Irschenberg) tätig. Die Ehrenbürgerwürde erhielt er von der Gemeinde Babensham in Anerkennung seines „verdienstvollen seelsorgerischen Wirkens“. Nun wird festgestellt, dass ihm der Titel zu Unrecht verliehen wurde.

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