Bürgerversammlung wieder „live“
Schechens Kleine werden zum großen Problem: Drohende Personalnot und Defizite in den KiTas
MiNa ist gewachsen. 70 statt 44 Kinder besuchen jetzt die Mittags- und Nachmittagsbetreuung an der Schule in Hochstätt. Noch reicht das Personal. In den Kindergärten nicht mehr ganz, die Öffnungszeiten werden größer. Dafür steigen die Gebühren.
Schechen – Endlich eine Bürgerversammlung „live“: Bürgermeister Stefan Adam konnte nach zwei Corona-Jahren erstmals seit seiner Wahl zum Gemeindeoberhaupt eine Präsenz-Bürgerversammlung abhalten. „Ein bisschen aufgeregt war ich schon“, gab er schmunzelnd zu. Doch die Stimmung sei ganz entspannt gewesen.
Rund 100 Bürger begrüßte er im Pfleger Theaterstadl. Etwas weniger, als vor der Pandemie gewöhnlich dabei waren. Einige hatten wohl doch Sorge, sich in dem Saal unter vielen Menschen mit Corona anzustecken. Für alle, die nicht selbst zur Bürgerversammlung kommen konnten, wird der Vortrag daher – wie in den vergangenen Jahren – auf der Internetseite der Gemeindeverwaltung veröffentlicht. Auch Fragen kann man wieder „digital“ stellen.
Einige „Reizthemen in der Gemeinde
„Es sind schon einige Reizthemen dabei, die uns derzeit beschäftigen“, so der Bürgermeister. Für ihn besonders akut und gleichzeitig eine Pflichtaufgabe der Gemeinde: Die verschiedenen Angebote der Kinderbetreuung. So sei zum Beispiel die Nachfrage an der Mittagsbetreuung „MiNa“ in der Grundschule Hochstätt stark angestiegen. Mehr als 70 Kinder wurden angemeldet, bisher waren es 44. „Eine Betreuung in dieser Größenordnung ist im bisherigen MiNa-Bereich weder vom Platzangebot noch von der Anordnung der Räume möglich“, so Adam. Daher haben Mitarbeiter des Bauhofes die Räume der ehemaligen Außengruppe des Kinderhauses Sonnenschein umgebaut, die nun mitgenutzt werden können.
Für die Kinderbetreuung wird Personal knapp
Eine große Herausforderung für die Zukunft wird laut Adam der Fachkräftemangel. Problematisch könnte es insbesondere in der Grundschule werden, wenn ab dem Jahr 2026/27 der Anspruch auf Ganztagsbetreuung in Kraft tritt. „Denn dann werden in allen Kommunen Leute gebraucht“, betont Adam. Er hofft, dass die Politik nachjustiert. Ein Betreuungsschlüssel am Nachmittag von einem Betreuer für elf Kinder werde kaum aufrecht zu halten sein, insbesondere, wenn am Vormittag 1:20 gelte.
In den Kindergärten hat der Fachkräftemangel schon jetzt Auswirkungen: Das Kinderhaus Sonnenschein wird seine Betreuungszeit auf 7 bis 16 Uhr, freitags bis 15 Uhr reduzieren. Die Waldgruppe „Wurzelkinder“ wird organisatorisch an den Naturkindergarten angebunden, so dass sich die Gruppenstärke des Kinderhauses Sonnenschein auf drei Kindergarten- und zwei Krippengruppen verringert.
Gewaltiges Defizit bei Kindergärten
Was die Finanzierung der gemeindlichen Kindergärten angeht, steuerte Schechen auf ein gewaltiges Defizit zu. Dieses hätte sich im laufenden Jahr auf gut 440 000 Euro im Kinderhaus und auf rund 326 000 Euro im Naturkindergarten summiert. Daher hat der Gemeinderat nach ausführlicher Diskussion beschlossen, die Gebühren anzupassen. In den kommunalen Kindergärten erhöht sich der Beitrag bei einer Buchung von vier bis fünf Stunden für ein Kind von 105 Euro auf 158 Euro – wobei für die Eltern aufgrund der staatlichen Förderung von 100 Euro letztlich 58 Euro zu zahlen sind.
Bei der Krippe steigt der monatliche Beitrag für ein Kind bei einer Betreuung von vier bis fünf Stunden täglich von 185 Euro auf 278 Euro. Laut Bürgermeister befinde man sich mit diesen Kosten im Vergleich mit anderen Gemeinden im unteren Bereich. Außerdem gibt es einen Geschwisterrabatt. „Selbst nach der Gebührenanhebung ist eine Kostendeckung nicht zu erwarten – die Elternbeiträge decken dann lediglich rund 15 Prozent der Kosten“, erklärte Adam.
Nahversorgung und Sport
Keine Pflichtaufgabe der Kommune, aber doch essenziell für eine Gemeinde ist die Nahversorgung. Daher arbeitet man im Rathaus derzeit eifrig an der Überplanung des Gebietes an der Rosenheimer Straße, wo ein Edeka-Markt, eine Apotheke, ein Getränkemarkt, eine Fläche für den Naturkindergarten sowie eine Mischnutzung vorgesehen sind. Der dortige Sportplatz wird an den nördlichen Ortsrand verlegt – das nächste Großprojekt der Gemeinde. Dort wird ein neuer Sportplatz mit Vereinsheim entstehen. Außerdem soll dort der neue und moderne Wertstoffhof angesiedelt werden, der vom Landkreis realisiert wird.
Noch länger beschäftigen wird die Schechener der Antrag einer Telekom-Tochter auf Errichtung eines Mobilfunkmastes in Hochstätt. Der Bauausschuss lehnte das Vorhaben ab – doch die Chancen, das Vorhaben zu verhindern, sind gering. Eine Bürgerinitiative hat trotzdem rund 180 Unterschriften gesammelt. Das Ziel: ein fundiertes Mobilfunkkonzept für die Gemeinde soll angefertigt werden.
Gemeinde hat hohe Rücklagen
Sorge, was die Finanzierung der Projekte angeht, hat Bürgermeister Adam nicht. Zwar konnte 2022 keine Zuführung vom Verwaltungs- zum Vermögenshaushalt gewährleistet werden, weil in einer Art „Ausnahmesituation“ die Kreisumlage massiv gestiegen und die Schlüsselzuweisungen weggefallen sind. Doch man habe mit gut zwölf Millionen Euro hohe Rücklagen.
In der abschließenden Diskussionsrunde gab es keine Kritikpunkte, dafür ein Lob an den Bauhof: Die Bürger dankten für die gelungene Gestaltung der Räume für die Mittagsbetreuung. Da konnte der Bürgermeister mit seiner ersten „live“-Bürgerversammlung zufrieden sein.