Gemeinde sucht Lösung für Touristen-Anstürme
Die Fraueninsel – Vom Glück und Unglück auf einem Denkmal zu leben
Die Fraueninsel ist wunderschön, mit den alten Häusern, dem ehrwürdigem Kloster, der einzigartigen Torhalle, den schmalen Gassen und ihrem stimmigen Gesamtkonzept. Aber sie ist weder Disneyworld, noch ein Museum. Die Gemeinde sucht nun Lösungen für Touristenanstürme.
Fraueninsel – Die Insel ist eine gewachsene kommunale Gemeinschaft mit Menschen, die sich in ihrem sozialen Gefüge auch verändern, moderne Bautechniken nutzen und ihre Privatsphäre schützen wollen. Seit zwei Jahren arbeitet die Gemeinde durch einen Lenkungskreis und dem Architekturbüro Götze und Hadlich an einem Denkmalschutz-Konzept. Georg Götze präsentierte die bisherigen Ergebnisse auf der Bürgerversammlung und stellte eingangs fest: „Die gesamte Insel ist das Denkmal“.
Götze war in den vergangenen Monaten immer wieder auf der Fraueninsel. Am Ende seines Vortrags, der mit vielen Bildern und auch Luftbildern dokumentiert war, wurde im Saal des Klosterwirts leidenschaftlich diskutiert, für was und vor allem, für wen ein solches Konzept denn eigentlich gut sei. Angestoßen hatte die Debatte Josef Neuer, viele Jahre Mitglied des Gemeinderats und Zweiter Bürgermeister: „Wir haben doch eh schon so viele Nachteile. Haben wir dann überhaupt keinen Freiraum mehr?“, wollte Neuer wissen und befürchtete eine „Bevormundung der Bürger“. Fakt ist, dass tausende von Touristen auf die Insel strömen und sich durch fehlende Zäune und Tore animiert fühlen, sich wirklich „überall“ niederzulassen.
„Aber genau das wollen wir ja nicht“
„Aber genau das wollen wir ja nicht“, antwortete Bürgermeister Armin Krämmer, es sei ja „schließlich Ihr kommunales Denkmalschutz-Konzept“ und deshalb „heißt es auch so“, sprang ihm Götze bei. Die Insulaner sollten das Konzept vielmehr als Chance begreifen, denn erstmals stelle die Gemeinde, immer unter Einbeziehung der Fachbehörden, ein eigenes Regelwerk auf. Das bedeute, dass nicht jeder eine zukünftige Genehmigung bei einer übergeordneten Behörde als „Einzelkämpfer“ erstreiten müsse. Denn das Landratsamt beurteile bis dato jeden Antrag einzeln und das Konzept sei somit eine „Handreichung“, wie es Götze beschrieb. Zum zweiten bestehe auch die Chance auf Förderung und Krämmer erinnerte daran, dass es früher geheißen habe, es gebe keine.
Der Denkmalschutz fragt nach der Vorgeschichte
Vor der Debatte hatte Götze die Methodik und die drei Module vorgestellt. Wo sei historische Bausubstanz erhalten und bei welcher sei deren Geschichte wichtiger als das Bauwerk selbst. Der Denkmalschutz frage immer nach der Vorgeschichte, stellte Götze ein Kriterium vor. Auch die Ausarbeitung einer Gestaltungssatzung als konkretes Regel- und Leitlinienwerk und einer Solaranlagensatzung sei in Arbeit. Denn gerade in diesen Bereichen gingen viele Anfragen ein, unterstrich der Städteplaner und Architekt.
Anhand einer ganzen Reihe von Bildern zeigte er die Veränderungen, aber auch die Kontinuität auf der Insel auf, den Flächenzugewinn durch die Alzabsenkung und die große Bedeutung der Freiflächen an exponierter Stelle. Die Insel müsse man als geschlossenes Ganzes betrachten, unterstrich er. Aufgrund der Beengtheit des Platzes gebe es nur Wege auf der Insel, keinen Straßen, die Vielfalt der Baumaterialien sei historisch belegbar: „Fast alle Materialien sind vertreten und alles ist sehr verschieden“, sprach er eine Besonderheit an. Götze hatte Bilder von „Feldversuchen“ im Gebäck, wie mögliche Solar- beziehungsweise Photovoltaikanlagen auf den Dächern aussehen könnten. Weitere Themen waren der Bezug zum Wasser, die Fernwirkung der Insel und er schloss mit einem Aufruf und der Bitte ihm weiteres Archivmaterial zur Verfügung zu stellen.
