Beherztes Eingreifen in einer Notsituation
Die drei Lebensretter vom Simssee berichten: So haben wir eine Frau (79) vor dem Ertrinken bewahrt
Einen Schreckmoment erlebte eine 79-jährige Urlauberin aus Sachsen am Badeplatz in Pietzing: Sie wäre beinahe ertrunken. Drei Badegäste konnten sie gerade noch aus dem Wasser retten. Nun berichten die Lebensretter, wie sie die Notsituation erlebt haben.
Pietzing/Simssee –„Ich war total geflasht“, sagt Julia Hainzinger (39) aus Riedering. Sie war mit ihren Kindern am Simssee und wollte die Badesachen gerade zusammenpacken, als eine Frau nach Hilfe rief. Hainzinger sei alarmiert gewesen und rannte los. Michaela Fuchs (35) aus Frasdorf ist kurz vor ihr ins Wasser gestürmt. „Ich hab mein Kleid runtergerissen und bin in Unterwäsche hingeschwommen“, erinnert sich Fuchs.
„Sie ist schon flach im Wasser gelegen“
Die beiden Frauen zögerten keine Sekunde. Heinzinger zufolge ist es „eigentlich irre“ gewesen, die Kinder am Ufer stehen zu lassen. Sie hätten ihrer Mutter schließlich folgen können. Doch die Kinder hätten die Notsituation „voll realisiert“ und haben auf sie gewartet.
Die beiden Retterinnen sind nach Angaben von Hainzinger „ein ganzes Stück“ geschwommen, bis sie die Frau in Not erreicht haben. „Ich wusste selbst nicht, ob ich die Distanz schaffe“, sagt die 39-Jährige. Sie sei unter Schock gestanden, alles sei automatisch abgelaufen. Sie habe noch ein Schwimmbrett gepackt und sei einfach los. „Die Frau ist schon flach im Wasser gelegen. Ich dachte einfach: Hoffentlich kriegen wir sie lebendig raus“, erinnert sich Hainzinger. Fuchs bestätigt: „Ich hatte wirklich Angst, dass sie untergeht.“ Zum Glück habe die ältere Dame noch mit den beiden Retterinnen geredet.
Eine Rettungsboje hilft
Dann kam der Rosenheimer Hans-Jörg Lippold (56) angeschwommen. Er hatte sich bereits angekleidet und wollte gerade gehen, als er die Hilferufe hörte und die beiden Frauen ins Wasser springen sah. Auch er reagierte sofort und packte seine Schwimmboje. Obwohl er nach eigenen Angaben ein guter Schwimmer ist, benutzt er das Hilfsmittel für den Fall, dass er Krämpfe im Wasser bekommt. Doch an diesem Tag diente die aufblasbare Boje zur Rettung der Urlauberin. Er habe sie sich umgeschnallt, sei „volle Kanne losgekrault“ und habe dabei sogar noch einen anderen Mann überholt.
Die beiden Frauen hätten ihn hilfesuchend angesehen. Gemeinsam hätten sie die Boje unter dem Kopf der 79-Jährigen platziert und sie ans Ufer gezogen. Die Frau sei „total ruhig“ und „überhaupt nicht panisch“ gewesen, wie das bei Ertrinkenden sein kann. Als Kind sei Lippold bei den Rettungsschwimmern gewesen. Deshalb habe er gewusst, dass das Kinn der Frau über Wasser bleiben muss und sie auf dem Rücken gezogen werden muss. Für ihn sei das „keine besondere Aktion“ gewesen. Es sei selbstverständlich, Menschen in Not zu helfen.
Schwächeanfall ist Schuld
Am Ufer angekommen riefen die Helfer den Rettungsdienst. „Sie war wirklich sehr erschöpft und hatte keine Kraft mehr“, erinnert sich Fuchs. Die Retter hätten versucht, sie wach zu halten und zu beruhigen, indem sie mit ihr redeten. Der Kioskbesitzer hätte ihr ein Wasser gebracht. Dann seien Polizei, Feuerwehr und schließlich die Sanitäter eingetroffen.
„Der Rettungswagen kam ziemlich spät“, sagt Heinzinger. Erst nach rund 15 Minuten sei er angekommen. Die 39-Jährige hätte sich erhofft, dass die Sanitäter schneller sind. „Ich habe so was ja noch nie gemacht.“ Fuchs bestätigt, dass es eine Viertelstunde dauerte. Die Sanitäter untersuchten die 79-Jährige und Polizeihauptkommissar Robert Maurer zufolge waren keine medizinischen Maßnahmen nötig. Die Frau habe einfach einen Schwächeanfall erlitten.
Gerettete bedankt sich immer wieder
Am Ende ist alles gut gegangen. Darüber ist auch Hauptkommissar Maurer froh, denn kurz vor 17 Uhr habe sich das Wetter verschlechtert und viele Badegästen hätten den Platz bereits verlassen. Glücklicherweise seien noch drei Personen vor Ort gewesen, die sofort zu der Verunglückten schwammen und ihr durch das „beherzte Einschreiten“ das Leben retteten. „Ohne Hilfe wäre die Frau ertrunken“, sagt Maurer.
Das war auch der Urlauberin aus Sachsen bewusst. Nach Angaben von Michaela Fuchs hat sich die Beinahe-Ertrunkene immer wieder bei ihren Helfern bedankt. Sogar Geld hätte sie den Rettern gerne gegeben. „Ohne sie wär ich nicht mehr. Jetzt hab ich gar nichts einstecken, das ich ihnen geben könnte“, habe sie gesagt. Fuchs zufolge sei das auch überhaupt nicht nötig gewesen.


