Familie Tischner erklärt, was die Rasse so besonders macht
Große Leidenschaft für kleine Kühe: Mini-Rinder aus Irland weiden in Samerberg
„Wir leisten mit unseren Rindern die naturverträgliche Umwandlung von Ödland und Brachflächen in landwirtschaftliche Nutzflächen durch Beweidung,“ sagt Hans Tischner vom Samerberg. Seit drei Jahren halten er und seine Familie auf ihrem Hof Dexter-Rinder. Und die irische Rasse sticht sofort mit ihrem braunen oder schwarzem Fell und kleinem Wuchs ins Auge.
Samerberg – Jahrein, jahraus können die Dexter-Rinder auf der Weide stehen, betont Tischner: „Nur im nasskalten November-Wetter mögen sie einen Unterstand.“ Die Dexter-Rinder, die bis zu 350 Kilogramm schwer werden können, sind geländegängig und genügsam. „Und man kann sie streicheln“, sagt Tochter Kathi (8). Sie und ihre elfjährige Schwester Annalena kennen alle Tiere mit Namen: Hermine, Viktoria, Cleopatra, Cäsar, Montreal. Da muss man schon genau hinsehen, um all die Rinder auseinanderzuhalten.
Ganzjährige Weidehaltung
Die Tischners haben sich bewusst dafür entschieden, kein „normales“ Weidevieh zu halten, das großen Milch- oder Fleischertrag liefert. Auch wenn die Tischners Exoten sind, sind sie stolz auf ihre Dexter-Rinder. Denn das Fleisch schmeckt mager und dennoch intensiver, geschmackvoller. Ein Dexter-Rind der Tischners verbringt sein ganzes Leben auf der Weide.
Dort wird es geboren, aufgezogen und final per Weideschuss erlegt. Die Nachfrage steige beständig an, so der Landwirt. „Das Fleisch ist proteinreicher. Da schmurgelt nichts in der Pfanne zusammen“, erklärt Theresa Tischner. „Man kann auch bei uns in gewünschter Menge Fleisch bestellen,“ ergänzt Hans und betont, dass bei ihnen das ganze Tier verwertet werde. Seien es die Innereien, das Leder, das in Österreich gegerbt wird, oder die Felle, die in Grassau weiterverarbeitet werden.
Das Thema Direktvermarktung ab Hof hat nicht erst seit Corona einen Aufschwung erlebt, aber generell hat sich die Nachfrage nach Bio-Fleisch und anderen hausgemachten Produkten wie Marmeladen und Essig vom Auer-Hof erhöht, haben die Tischners festgestellt.
Helfen „Biotope“ zu erhalten
Die Tiere haben aber auch einen weiteren Nutzen, sie mögen nämlich Gehölzausschlag, Bürstling und alten Streufilz, also „Sachen, die das normale Fleckvieh nicht frisst“, weiß Christiane Mayr vom Landschaftspflegeverband Rosenheim. Die -Rinder weiden nicht nur an den steilen Hängen rund um den Auer-Hof, sondern werden auch gezielt auf naturschutzfachlich wertvollen „Biotop“-Weiden eingesetzt, um eine Beweidung für normales Fleckvieh wieder möglich zu machen.
Darüber hinaus resultieren aus der Dexter-Rinder-Beweidung „wertvolle, arten- und blütenreiche Flächen mit einem überdurchschnittlich hohen Vorkommen an Rote-Liste Arten aus dem Tier- und Pflanzenreich“, betonen Hans Tischner und Christiane Mayr.
„Da arbeiten wir vom Landschaftspflegeverband eng mit dem Auer-Hof zusammen,“ ergänzt Mayr. Sie scheut sich aber auch nicht hinzuzufügen, dass die Naturschutzbehörden gegenüber der wertvollen Naturschutzarbeit, die diese tierischen „Landschaftspfleger“ beispielsweise auf den Almen in Pilotprojekten leisten könnten, Vorbehalte bei der finanziellen Förderung haben. Hier sei man noch auf der Suche nach fördertechnischen Möglichkeiten.
Ausgeklügelte Weideführung nötig
Schließlich bedarf es für die Naturschutzarbeit eine ausgeklügelte Weideführung, die mit viel Arbeit vonseiten des Landwirts verbunden sei. Hans Tischner will nicht klagen. „Wenn meine Rinder Springkraut fressen, das ist wirklich sehenswert.“ Denn das Ploppen der Fruchtkapseln im Maul lasse die Kühe erst erstaunt aufblicken, dann genussvoll weiterkauen.

