„Jeder Haushalt muss etwas tun“
Der Weg zum klimaneutralen Bad Endorf: Vorschläge zu Klima-Maßnahmen sorgen für Diskussionen
Was verursacht die meisten Treibhausgase in Bad Endorf und wie können sie in Zukunft vermieden werden? Dieser Frage ist die Klimamanagerin Cindy Hesl zusammen mit Matthias Trenkler vom Unternehmen „energie.concept.bayern“ (ecb) nachgegangen. Die Antwort löste Diskussionen im Marktgemeinderat aus.
Bad Endorf – Während der jüngsten Marktgemeinderatssitzung wurde die derzeitige Endenergie- und Treibhausgasbilanz sowie die Potenziale und Szenarien aus dem Integrierten Klimaschutzkonzept vorgestellt.
Gerade der Blick in die Zukunft, Richtung Klimaneutralität der Gemeinde Bad Endorf, löste bei den Gemeinderäten Diskussionen aus.
Gesetz gibt die Ziele vor
Das Ziel, das die Gemeinde Bad Endorf in den kommenden Jahren erreichen muss, gibt der Bund mit seinem Klimaschutzgesetz vor. Gemeinden müssen bis 2045 Treibhausgasneutralität erreichen. Bis 2030 sollen die Emissionen um 65 Prozent gegenüber 1990 sinken.
Dazu analysierte Trenkler, zusammen mit Hesl zunächst den derzeitigen Ist-Zustand. Der Energieverbrauch der Gemeinde lag 2019 bei 186 437,41 Megawattstunden. Die größten Verbraucher sind mit 40 Prozent das Gewerbe, 27 Prozent gehen auf private Haushalte zurück, ein Viertel auf den Verkehr innerhalb der Gemeinde. Dabei wird nicht nur der Auto- und Schwerlastverkehr, sondern auch der Bahnverkehr miteingerechnet.
Heizöl als Hauptenergiequelle
Daraus ergibt sich ein Treibhausgaswert von 56.800,30 Tonnen CO2e. CO2e ist eine Messeinheit für unterschiedliche Treibhausgase. Darunter fallen nicht nur Kohlendioxid, sondern auch Gase wie zum Beispiel Methan oder Lachgas.
Aus den gewonnenen Daten zieht Trenkler folgende Schlüsse: Der CO2 Verbrauch pro Einwohner in Bad Endorf liegt derzeit unter dem deutschlandweiten Schnitt, nichtsdestotrotz gibt es einen hohen Energieverbrauch pro privatem Haushalt.
Im Gewerbe, Unternehmen und privaten Haushalten kommt nach wie vor viel Heizöl zum Einsatz. Der Anteil der Nah- und Fernwärme sei für einen Ort wie Bad Endorf hoch, der Einsatz von erneuerbaren Energien hingegen im Durchschnitt gering.
Mit diesen Richtwerten zeigte Trenkler den Gemeinderäten das technisch verfügbare Potenzial der Gemeinde auf. Gerade in Sachen erneuerbare Energien könne in Bad Endorf viel getan werden, so Trenkler. Landwirtschaftliche Flächen können zu Photovoltaikanlagen werden, auch der Einsatz von Windkraft wäre ein Schritt in Richtung Treibhausgasneutralität.
Heftige Diskussionen über die Zukunft
Beide Zukunftsszenarien lösten bei den Gemeinderäten Diskussionen aus. „Unsere landwirtschaftlichen Flächen gehören zu den besten“, sagte Wolfgang Kirner, Zweiter Bürgermeister (SPD). Diese für die Stromerzeugung zu verwenden, sei unverständlich. Auch Bürgermeister Alois Loferer (CSU) zeigte sich in Sachen Windenergie skeptisch. „Nur wenige Kataster im Gemeindebereich sind für Windenergie geeignet.“ Zudem werde in den Zukunftsszenarien zu wenig die Roller der privaten Haushalte bedacht. „Jeder Haushalt muss etwas tun.“
In den kommenden Monaten werden die Potenziale und die sich daraus ableitenden Maßnahmen im Detail ausgearbeitet. Dabei ruft Trenkler den Gemeinderäten ins Gedächtnis: „Wir können nicht einfach einen Maßnahmenkatalog verabschieden und erreichen damit automatisch die Klimaneutralität“. Es handle sich um einen vollständig kontinuierlichen Prozess, der immer wieder angepasst werden müsse.