Millionenprojekt angelaufen
Der Ostflügel ist schon fast Geschichte: Umbau der Otfried-Preußler-Schule Stephanskirchen
Der Baggerführer leistet ganze Arbeit, reißt den Ostflügel der Grundschule Stück für Stück ein. Dann geht es an die Bodenplatte. Die Zeit drängt: Im September 2023 soll die neue Grundschule an der Otfried-Preußler-Schule fertig sein.
Stephanskirchen – Eine Woche noch und der alte Ostflügel der Otfried-Preußler-Schule (OPS) ist Geschichte. Von der Grundschule bleiben nur die Turnhalle und der Querbau stehen, alles andere wird abgerissen. Und durch einen größeren Neubau für rund sieben Millionen Euro ersetzt.
Wie es so häufig ist beim Abriss von mehrere Jahrzehnte alten Gebäuden: Irgendwo taucht immer Asbest auf. Auch an der OPS. „Allein dessen Beseitigung dauerte mehrere Tage“, so Gemeindebaumeister Wolfgang Arnst. Der trotzdem sicher ist, dass Angang März mit den Erdarbeiten für Wasser, Abwasser und Strom begonnen werden kann. „Und Ende März/Anfang April wird dann die Bodenplatte für das neue Gebäude betoniert.“
Das schiefe „V“ umschließt die Aula
Dann ist auch das schiefe „V“ zu erkennen, in dem Architekt Richard Kröff nicht nur Klassenzimmer samt Nebenräumen, Lehrerzimmer, Technikraum und alle nötigen Sanitäranlagen untergebracht hat, sondern auch eine geräumige Aula.
Und, auf Wunsch des Schulleiters, offene Lernzentren. Die führten dazu, dass Kröff seine Machbarkeitsstudie komplett über den Haufen warf. „Ich fand die Idee des Lernhaus-Modells super, musste mich aber erstmal einlesen“, lacht der Architekt. Und dann nicht nur knapp 80 Quadratmeter große Klassenzimmer planen – „wir bauen pro Klasse 20 Quadratmeter mehr als vorgesehen sind und gefördert werden“, so Arnst – samt etwa 40 Quadratmeter großer Nebenräume, sondern auch noch stattliche offene Flächen. Auf denen nicht nur Gruppenarbeit möglich ist, sondern auch Arbeiten über Jahrgangsstufen hinweg. Oder wohin sich ein Kind verziehen kann, falls es gerade mal Abstand braucht.
Das erste „Lernhaus„ außerhalb Münchens
„Wir sind die Ersten außerhalb Münchens, die eine Schule entsprechend bauen“, sagt der Gemeindebaumeister – und es klingt ein wenig Stolz mit. „Bei der Regierung waren sie total begeistert, dass das endlich jemand ‚auf dem Land‘ macht“, erzählt Kröff grinsend. Dementsprechend sei ein guter Zuschuss in Aussicht gestellt worden.
2,8 Millionen Euro Zuschuss
Zwei Millionen Euro steuert die Regierung zum Umbau und der Erweiterung der OPS-Grundschule bei, der Bescheid ist gerade bei Arnst auf dem Schreibtisch gelandet. Dazu kommen noch gut 800 000 Euro KfW-Förderung.
An der Fassade dominiert Glas, davor verlaufen Laubengänge, die nicht nur Aufenthaltsraum, sondern auch Fluchtweg sind. Weitere Fluchtwege führen über den neuen Haupteingang an der Schömeringer Straße und durch die Mittelschule.
Viele heimische Firmen beim Großprojekt
Bis in den Herbst hinein wachsen Wände, Decken und Dach, wird die Außenhaut fertiggestellt. Zumeist von heimischen Firmen. Die kamen bei der Ausschreibung besser zum Zug, weil coronabedingt nicht europaweit ausgeschrieben werden musste, erklärt Arnst. Dann geht es innen weiter.
Ziellinie: Sommerferien 2023
Bis zu den Sommerferien 2023 muss die Grundschulerweiterung fertig sein, „dann ist die Mittelschule voll und die beiden derzeit dort untergebrachten Grundschulklassen müssen ins neue Gebäude“, so Arnst.
Sowohl Gemeindebaumeister als auch Architekt sind zuversichtlich, dass sie den Zeitplan halten können. „Es läuft gut“, sind sie sich einig. Das zweite Ausschreibungspaket wird vorbereitet. Schulleiter, Bürgermeister und Bauamtschef sind gerade mit Kröff unterwegs, schauen sich mögliche Materialien und Oerflächen für den Innenausbau an. Kröff ist zuversichtlich, dass die angesetzten Kosten passen. „Und wenn nicht, geht es uns wie gerade allen anderen Bauherren.“
An die Außenanlagen soll es ab Pfingsten gehen. Dann werden Harald Niederlöhners Pläne umgesetzt. Wobei: Der Landschaftsarchitekt hat seine Premiere schon hinter sich. Der sogenannte Wiesenparkplatz auf der anderen Seite der Schömeringer Straße ist als Provisorium schon in Betrieb. Lehrer wie Eltern parken dort bereits. Richtig fertiggestellt wird der Parkplatz mit viel Grün und Quartieren für Zauneidechsen und Co. aber erst im kommenden Sommer.
Heimische Gehölze und Wiesenflächen
Um die Schule dominieren einheimische Gehölze und Wiesenflächen, das Flachdach bekommt nicht nur eine ordentlich große Photovoltaikanlage, sondern auch eine extensive Begrünung. Da die Schule einen guten Meter über Straßenniveau liegt, musste der Landschaftsarchitekt sich auch einen barrierefreien Zugang einfallen lassen. Es wurde eine weite Schleife von der Bushaltestelle. Entlang der Schömeringer Straße – die Streifen mit gepflasterten Belag als „Bremse“ bekommt – entsteht eine Baumreihe, die die Straße nicht nur optisch schmaler macht. „Und trotzdem sind die Kinder gut zu sehen.“
Die kleinen Freuden am großen Projekt
Alle drei, Arnst, Kröff und Niederlöhner, haben Erfahrung mit großen Baumaßnahmen. Aber an jedem Projekt gibt es doch etwas, was einen besonders freut, oder?
„Ja. Bei mir ist es die Tatsache, dass die neue Parksituation von den Eltern so gut und ohne Beschwerden angenommen wird“, sagt Wolfgang Arnst. Die beiden Planer müssen schmunzeln, denn zunächst gab es von verschiedenen Seiten Bedenken, weil der Wiesenparkplatz „so weit weg“ ist. „Da haben Schul- und Kindergartenleitung wohl gut mit den Eltern kommuniziert“, stellt Kröff fest.
Er selber findet es gut, dass er sich dank Schulleiter Florian Burggraf mit etwas für ihn Neuem auseinandersetzen musste und dann für das Lernhaus-Modell planen durfte. Und Niederlöhner? Er konnte eine Ortseinfahrt schaffen, mit Baumportal, Baumreihe und dem Platz mit unterschiedlichen Belägen. „Das habe ich auch nicht oft.“
