Beratungsbedarf steigt
Depression und Aggression: Wie die Jugendsozialarbeit an Bad Feilnbacher Schulen helfen soll
Die Herausforderungen den Alltag zu bewältigen fangen schon früh an und nehmen immer mehr zu. Umso höher ist der Bedarf an Unterstützung für Eltern, Lehrer und Schüler. Wie das finanziell zu stemmen ist und welche Hilfen es zur Verfügung stehen.
Bad Feilnbach – Anzeichen von Depressionen, aggressive Verhaltensmuster, steigender Medienkonsum oder die Herausforderungen bei der Integration von Kriegsflüchtlingen und Asylsuchenden. Vielfältig können die Gründe sein, weshalb die Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) Hilfe und Unterstützung für Kinder, Eltern und Lehrer leistet.
Kapazitäten reichen nicht mehr aus
Fünf Stunden pro Woche sind an den Grundschulen in Bad Feilnbach und Au für diese wichtige Einrichtung vorgesehen, mittlerweile sind aber diese Kapazitäten nicht mehr ausreichend. Deshalb befasste sich der Bad Feilnbacher Gemeinderat in seiner letzten öffentlichen Sitzung vor der Sommerpause mit der Aufstockung dieser Stunden und stimmte dieser einstimmig zu.
Hilfe für Eltern, Schüler und Lehrer
In der Sitzung waren auch Anna Klein von der Diakonie Rosenheim, dem Träger der JaS und Sozialpädagogin Berit Retzbach, die seit Jahren an den Schulen tätig ist, anwesend. Klein stellte das breite Aufgabenspektrum der JaS vor, die Beratung und Unterstützung für Eltern, Schüler und Lehrer bietet. In der Mittelschule greift die Sozialpädagogin vor allem beim Übergang von Schule zu Beruf unter die Arme oder gibt den Erziehungsberechtigten Tipps, wenn das Kind keine Hausaufgaben macht. „Es gibt eigentlich nichts, was es nicht gibt“, so Klein. In letzter Zeit haben die Fälle insbesondere in der Grundschule zugenommen. So werden neben den klassenübergreifenden Projekten auch Einzelfälle beraten, momentan seien dies in Au neun, vier weitere stehen auf der Warteliste.
In Bad Feilnbach kümmert sich die Sozialpädagogin derzeit um acht Einzelfälle, zwei warten auf einen freien Platz. Wegen der Zunahme des Beratungsbedarfs haben die Schulleitungen einen Antrag auf Verdoppelung von jeweils fünf auf zehn Stunden gestellt.
Kosten trägt die Gemeinde
Die Kosten für die Jugendsozialarbeit trägt die Gemeinde, finanziell unterstützt durch staatliche Zuschüsse. Diese Zuschüsse sind momentan jedoch nur für die Mittelschule vorgesehen.
Durch ein neues Förderprogramm des Landkreises könnten aber auch die Grundschulen in den Genuss einer finanziellen Unterstützung kommen. „Die Landkreisförderung gibt es aber erst ab zehn Stunden“, erläuterte Anna Klein. Die Gemeinde hätte pro Jahr rund 5.500 Euro zu tragen. Greifen sollte die Erhöhung der Stunden erst ab Januar 2024, da die Mehrkosten nicht im gemeindlichen Haushalt eingestellt sind. Die Mitglieder des Gremiums waren sich einig, dass dem Antrag entsprochen werden soll - und zwar schnellstmöglich und nicht erst im neuen Haushaltsjahr.
„Es ist schon befremdlich, dass Gelder zum Beispiel für den Deisenrieder Stollen oder Rasenmäher da sind, aber nicht für die Kinder“ befand Sieglinde Angermaier (Grüne) und regte an, die Mittel wo anders einzusparen. Inge Gasteiger (SPD/Parteifrei) fragte bei den Expertinnen nach, wie viele Stunden sie denn eigentlich brauchen würden.
Förderungen müssen erst beantragt werden
Berit Retzbach schilderte, dass für die Jugendsozialarbeit auch 20 Stunden möglich wären. Bezüglich des Zeitpunkts der Erhöhungen dämpfte Bürgermeister Anton Wallner die Erwartungen etwas: „Wir müssen die Förderungen beantragen und die Aufstockung mit dem Träger abwickeln – das dauert etwas“.
Die Kooperation der Diakonie sicherte Klein zu: „Ich glaube schon, dass wir auch schneller beginnen könnten, zum Anfang des nächsten Schuljahres wäre ideal“, so Klein.
Stunden werden von fünf auf zehn erhöht
Schließlich entschied der Gemeinderat einstimmig (19:0 Stimmen), dass den Anträgen auf Aufstockung der Jugendsozialarbeit an Schulen für die Grundschulen Bad Feilnbach und Au von jeweils fünf auf zehn Stunden entsprochen wird. Die Verwaltung wurde beauftragt, die Aufstockung der Stunden schnellstmöglich umzusetzen, die Mittel im Verwaltungshaushalt umzuschichten nötigen und die Förderanträge beim Landkreis zu stellen.