330-PS-Auto bis zum Anschlag ausgereizt
„Fertig mit der Welt“: Das sagt der Polizist, der den wahnwitzigen Sudelfeld-Raser stoppte
Er war so fixiert auf die Geschwindigkeit seines 330-PS-Autos, dass ein 22-jähriger Aiblinger gar nicht merkte, dass er auf der Sudelfeldstraße am Samstag (25. Januar) auch einen Polizeiwagen überholte. Das berichtet der Beamte, der ihn schließlich stoppte.
Bad Aibling/Bayrischzell – Es herrschte fast schon frühlingshaftes Wetter, doch die Fahrbahn auf der Sudelfeldstraße war noch nass und salzverkrustet. Das hinderte den 22-Jährigen aus Bad Aibling nicht an seinem Versuch, alles aus dem 330-PS-starken Opel herauszuholen, mit dem er an diesem Nachmittag unterwegs war. Laut Polizei ignorierte er das dortige Überholverbot und die doppelt durchgezogene Linie ebenso wie die zahlreichen Geschwindigkeitsbeschränkungen auf dieser Strecke, die immer wieder auch für illegale Fahrzeugrennen genutzt wird, wie die Polizei nur zu gut weiß.
Auch andere jagten über die Straße
Auch an diesem Tag war der Aiblinger bei Weitem nicht der Einzige, wie der Polizist berichtet, der die waghalsige Fahrt am Ende stoppen konnte. Dem Beamten der Videostreife der Kontrollgruppe Motorrad des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd waren bereits etliche Raser aufgefallen, die an diesem Nachmittag über die Sudelfeldstraße jagten und bei diesem verbotenen Rennen so rücksichtslos überholten, dass eine gefahrlose Verfolgung nicht mehr möglich war.
Anders bei dem 22-Jährigen aus Bad Aibling, der ihm etwa auf Höhe des Parkplatzes Arzmoos aufgefallen war und dessen Fahrt er mittels der eingebauten Videokamera samt Geschwindigkeitsmessung festhalten konnte. Mit bis zu 107 km/h raste der Fahrer durch einen auf Tempo 60 beschränkten Bereich, geriet dabei immer wieder mit dem Fahrzeug ins Rutschen. Im Kurvenbereich sei der dabei immer wieder „an die Grenzen des Machbaren“ gegangen, so die Beobachtungen des Polizisten.
Zum Glück habe es jeweils nie Gegenverkehr gegeben, als der 22-Jährige auf der Fahrt zahlreiche andere Fahrzeuge überholt habe. Als er schließlich das Blaulicht und die Aufforderung zum Anhalten bemerkte, fuhr der junge Mann auf Höhe Tatzlwurm auf den Parkplatz. „Wir schalten das Blaulicht auch erst an, wenn wir wissen, dass eine Gelegenheit zum Anhalten kommt, denn wir wollen eine Verfolgungsjagd nicht provozieren“, so der Polizeibeamte, der den Raser auf dem Parkplatz belehrte und die Anzeige aufnahm.
Sehr perplex sei der 22-Jährige gewesen, sprachlos und kleinlaut. Keine Ausrede, keine Entschuldigung habe er gefunden. „Er war fertig mit der Welt“, schildert der Beamte die Begegnung. Das hochmotorisierte Fahrzeug, mit dem er letztlich wieder die Heimreise antreten durfte, sei auf den Vater des Mannes zugelassen gewesen.
Auch wenn es keine Hinweise darauf gegeben habe, dass sich der Aiblinger in Sachen Geschwindigkeit mit anderen Fahrern gemessen hatte, wird er sich doch wegen eines verbotenen Kraftfahrzeugrennens verantworten müssen. „Er ist ein Rennen gegen sich selbst gefahren, wollte wissen, was das Auto hergibt“, beschreibt es der Beamte. Allein für die Geschwindigkeitsüberschreitungen und das Missachten des Überholverbotes müsse er mit einem Bußgeld in Höhe von circa 1300 Euro rechnen. Zudem mit einem mehrmonatigen Fahrverbot.
Drifterszene hält Polizei in Atem
Währenddessen hält die Autoposer- und -drifterszene die Polizei auch im Winter am Sudelfeld mächtig in Atem. Von 40 bis 50 hochmotorisierten Boliden aus dem gesamten Landkreis, die sich auch nachts dort treffen, spricht der Beamte. Erst vor kurzem hätten sie sich im frisch gefallenen Schnee um Mitternacht zu einer Drift-Challenge zusammengefunden. Somit reißen die Einsätze auch für die Videostreife seiner „Kontrollgruppe Motorrad“ nicht ab – und das, bevor die Zweirad-Saison überhaupt begonnen hat.