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So hoch stehen die Erfolgschancen

„Dem Ingeniör ist nichts zu schwör“ – Das Repair-Café Prien auf den Spuren von Daniel Düsentrieb

Das Team vom Repair-Café Prien.
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Das Team vom Repair-Café Prien hilft gerne aus. Vor 5 Jahren hat der Ingenieur Georg Foraita (knieend rechts) die Initiative ins Leben gerufen.

Wegwerfen? Denkste! Das Priener Repair-Café ist im Einsatz und repariert, was sonst in der Tonne landen würde. Bei gemütlicher Caféhaus-Atmosphäre wird alles unter die Lupe genommen – auf Spendenbasis. Wie viel erfolgreich repariert wird und warum man sich vor Weihnachten beeilen muss.

Prien – Seit fünf Jahren ist das Repair-Café in Prien im Einsatz und repariert die verschiedensten Gegenstände. „Ich habe es damals ins Leben gerufen, als ich meine berufliche Arbeit zurückgefahren habe“, erinnert sich der Ingenieur Georg Foraita. Den Gedanken habe er schon gehabt, als er das erste Mal davon gehört hatte. Die Idee ist nicht „Made in Prien“, sondern stammt von einer holländischen Journalistin, die 2009 das erste Repair-Café weltweit gründete. Laut Verbraucherzentrale sind mittlerweile allein in Deutschland über 1000 Initiativen gelistet. In Prien wird für jedermann und für die Umwelt repariert.

Reparieren für den Umweltschutz

„Der Umweltschutzgedanke ist bei unserer Kundschaft im Vordergrund“, berichtet Georg Foraita. Weniger neu gekaufte Produkte bedeuten weniger Schrott durch Altgeräte und einen geringeren ökologischen Fußabdruck. Der finanzielle Aspekt sei nach Foraita eher nebensächlich. Ob und wie weit sich die Inflation auf den Kundenansturm auswirkt, sei schwer einzuschätzen. Das Repair-Café werde immer bekannter und ziehe allein deswegen schon mehr Kunden an. 

Neben dem Gedanken, Ressourcen zu schonen, bringen die Kunden „Geräte, die ihnen ans Herz gewachsen sind“, so Foraita. Hin und wieder kommen alte Schätze wie Blechspielzeug, Kuckucksuhren, Röhrenradios oder Plattenspieler. „Wir hatten auch mal ein Grammofon“, erinnert sich Foraita. Solche Mitbringsel seinen immer ein Highlight. Das Motto dabei ganz nach Walt Disneys legendärem Hühner-Tüftler Daniel Düsentrieb: „Dem Ingeniör ist nichts zu schwör.“

Industrie behindert Reparaturen

Hilfe werde da geboten, wo man selbst nicht mehr weiter kommt und das sei häufig der Fall: „Die Industrie ist sehr kreativ, wenn es darum geht, Geräte so zu bauen, dass man sie nicht reparieren kann“, sagt Foraita. Sie sind verklebt, verschweißt oder mit speziellen Schrauben verschraubt, bei denen man mit herkömmlichem Werkzeug nicht weit kommt. „Da tut sich bei der Politik ganz langsam was.“

Hier wird fleißig repariert: Die ehrenamtlichen Helfer (von links) Klaus Frank, Josef Lechner und Peter Deller im Einsatz.

Das EU-Parlament hat kürzlich seine Haltung zum geplanten „Recht auf Reparatur“ festgelegt. Dabei sollen die Garantiezeiten für Geräte ausgedehnt, Reparaturen kostengünstiger und der Zugang zu Ersatzteilen erleichtert werden. Nach der Abstimmung steht noch die endgültige Vereinbarung zwischen dem Parlament und den Mitgliedsländern über den Gesetzestext aus.

Besondere Caféhaus-Atmosphäre

Die über 20 ehrenamtlichen Priener Helfer von Foraitas Repair-Café Team setzten den Gedanken von einem „Recht auch Reparatur“ schon jetzt um. Der Maschinenbauer Josef Lechner ist als Gründungsmitglied von Anfang an dabei. Das Besondere an der Arbeit ist für ihn, dass „bei uns eine nette Atmosphäre herrscht“, sagt Lechner. Wer einen Gegenstand repariert bekommen will, muss sich eine Weile gedulden. Die Wartezeit wird mit Kaffee und Kuchen versüßt. „Alle sind entspannt“, so Lechner, „man setzt sich neben Fremde und kann sich austauschen.“ Denn alle vereint ein gemeinsames Problem: Sie haben ein Ding, das repariert werden will.

„Wir sind nicht mit PCs aufgewachsen“

Der Service des Repair-Cafés konnte auch dem Ehepaar Köhler aus Prien schon weiterhelfen. „Wir hatten schon mehrmals Probleme mit Kaffeemaschinen“, berichtet Harald Köhler. Ein Gerät konnte Georg Foraita durch den Austausch der Pumpe wieder einsatzbereit machen. „Das hat uns sehr gefreut“, schwärmt Köhler. Zusätzlich wurde dem Ehepaar auch die Bedienung von Handy und Laptop erklärt – einen Dienst, den das Repair-Café ebenfalls anbietet. „Wir sind nicht mit PCs aufgewachsen“, lacht der 77-jährige Harald Köhler.

Doch wie wahrscheinlich ist es, dass eine Reparatur erfolgreich ist? Auf alle fünf Jahre gesehen liegt die Erfolgsquote bei fast 70 Prozent. Im Jahr 2023 konnten bisher bereits 248 Gegenstände erfolgreich repariert werden, was einer Quote von rund 80 Prozent entspricht. Gute Aussichten also für alles, was sonst in der Tonne landen würde.

Keine Konkurrenz für andere Geschäfte

Dabei möchte die Initiative allerdings nicht in Konkurrenz zu anderen Geschäften stehen: „Einfach gesagt reparieren wir die Sachen, wo sich betriebswirtschaftlich eine Reparatur nicht lohnt“, sagt Georg Foraita. Wenn eine Reparatur eines Gerätes im Geschäft mehr kosten würde, als eine Neuanschaffung, kann das Repair-Café helfen. Und das alles auf Spendenbasis. Das gilt auch für Kaffee und Kuchen, die man sich während der Wartezeit holen kann. „Die meisten Einnahmen aus den Spenden kommen der Evangelischen Kirche zugute“, berichtet das Gründungsmitglied Josef Lechner. Ein weiterer Teil werde an die Tafel gespendet.

Weihnachtsmann gerettet

Vor Weihnachten ist das Repair-Café ebenfalls eine gute Möglichkeit, ein altes Spielzeug wieder zu reaktivieren und der nächsten Generation zu schenken. Josef Lechner erinnert sich, dass er zur Weihnachtszeit einem schlafenden Weihnachtsmann wieder Leben einhauchen konnte. Die Figur konnte nur noch ein Schnarchgeräusch von sich geben. Die Mechanik, die den Weihnachtsmann dabei „atmen“ lies, war kaputt. Mit ein paar geschickten Handgriffen war die Puppe repariert. Ganz zur Freude des Enkelkindes der Kundin.

Wer etwas Ähnliches vor Weihnachten umgesetzt haben möchte, muss sich ranhalten. Am Samstag, 9. Dezember, öffnet das Repair-Café Prien zum letzten Mal in diesem Jahr im evangelischen Gemeindezentrum am Kirchenweg 13 in Prien - außertourlich von 13 bis 16 Uhr. Kaputtgegangene Weihnachtsgeschenke können dann erst im Neuen Jahr am 13. Januar vorbeigebracht werden.

Am Samstag, 9. Dezember, findet das Repair-Café zum letzten Mal in diesem Jahr statt - außertourlich von 13 bis 16 Uhr.

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