Viele Erkrankte „fühlen sich hilflos”
Zu viele Symptome für einen Arzt? Brannenburger Klinikchefin über die Behandlung von Long Covid
Herzrasen, Muskelschmerzen, Gedächtnisstörungen oder Depressionen: Eine Corona-Erkrankung kann langfristig verschiedene Folgen haben. Für Dr. Ira Mayrhofer ist es daher kein Wunder, dass sich viele Patienten hilflos fühlen. Warum auch viele Fachärzte überfordert sind und wie die Brannenburger Klinikleiterin helfen möchte.
Brannenburg – Als „sehr speziell“ und „wahnsinnig zeitaufwendig“ bezeichnet die Brannenburger Klinikleiterin Dr. Ira Mayrhofer die Folgen einer Corona-Erkrankung. Die Ärztin hat mittlerweile mit einigen Long-Covid-Patienten zu tun gehabt und möchte ihnen mit ihrer frisch gegründeten „Park-Klinik im COR” helfen.
Das größte Problem der bisher so wenig erforschten Langzeitfolgen: „Es kann auf jeden Menschen komplett unterschiedliche Auswirkungen haben”, erklärt die Ärztin. Von Rheuma über Erschöpfung bis hin zu Herzproblemen und Depressionen habe sie schon alles erlebt.
Auch Spezialisten teilweise überfordert
Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat in einer Studie 45 unterschiedliche Symptome von Long Covid festgestellt, die zwei Monate nach der Infektion noch spürbar waren. „So viele Fachärzte kannst du gar nicht zusammenbringen”, meint Mayrhofer. Das Ergebnis für die Erkrankten sei daher nach einer Odyssee bei diversen Spezialisten, dass sie nicht mehr weiterwissen. „Viele fühlen sich hilflos und überlastet“, sagt die Ärztin. Zwar könnten „klassische Kurwochen” vereinzelt helfen. Doch sobald es zurück in den Alltag geht, kommt es häufig zu Rückfällen.
Mit der Brannenburger Privatklinik will Mayrhofer individuell unterstützen. Denn sie ist nicht nur Fachärztin für Innere Medizin, sondern hat in ihrer Laufbahn auch Erfahrungen in Rehabilitation, Schmerztherapie, psychosomatischer Grundversorgung und Ernährungsmedizin gesammelt. Mit diesem Gesamtkonzept will sie mit ihren 17 Mitarbeitern individuell auf die Patienten eingehen.
Dabei kommen auch durchaus ungewöhnliche Methoden zum Einsatz. Ein Beispiel dafür ist eine Magnet-Stimulation für das Gehirn. Dabei werden mithilfe einer am Kopf angebrachten Magnetspule spezielle Areale im Gehirn angeregt. So können verschiedene Bereiche wieder aktiviert werden, die durch die Infektion gehemmt wurden.
Verschiedene Ansätze führen zum Erfolg
Aber auch verhältnismäßig einfachere Methoden wie Bewegungstherapie, ein Gespräch mit einem Psychologen oder ein Ernährungsplan könnten je nach Beschwerden helfen. Durch die intensive Behandlung geht es laut Mayrhofer selbst schweren Fällen in der Regel nach drei Wochen wieder besser. „Es geht mir darum, den individuellen Ansatz für jeden Einzelnen zu finden”, betont die Klinikleiterin.
Um das zu gewährleisten, bietet die Brannenburger Park-Klinik sehr viel Raum. Sieben Patienten nimmt Mayrhofer aktuell gleichzeitig auf. Jeder bekommt sein eigenes Zimmer. Wer allerdings keine private Krankenversicherung besitzt, muss mit gut 300 Euro pro Nacht rechnen. Anders ließe sich die Behandlung und Betreuung nicht finanzieren.
Long Covid noch kaum erforscht
Aktuell gibt es noch keine lange Warteliste. Da es laut der WHO-Studie allerdings noch einige offene Fragen in Bezug zu Long Covid gibt, könnte das Thema auch im Rosenheimer Landkreis präsent bleiben. Und auch Mayrhofer geht davon aus, dass sie noch einigen Patienten bei ihren unterschiedlichen Symptomen helfen wird. „Schließlich haben wir gerade erst angefangen.”

