Tipps von Experten aus der Region
Christbaum-Saison startet: Wie die Tanne lange frisch bleibt – und was sie heuer kostet
Ein Christbaum gehört für viele zu einem schönen Weihnachtsfest dazu. Doch bis der Baum im Wohnzimmer steht, gibt es viel Arbeit. Wie man die Tanne richtig pflegt und was sie heuer kostet, erklären die beiden Experten Georg Ganslmaier aus Rott und Georg Mußner aus Unterreit.
Rott/Unterreit – Die Plätzchen schmecken, der Glühwein hält einen abends warm und die adventlichen Lichter leuchten: Die „stade Zeit“ ist da. Viele kaufen schon jetzt oder in der Zeit bis Heiligabend ihren Christbaum. Er ist ein Muss für die meisten Leute. Was der Baum über das restliche Jahr erlebt, bevor er ins Wohnzimmer einzieht, und wie man ihn richtig pflegt, erklären Georg Ganslmaier, Inhaber der gleichnamigen Gartenbaumschule in Rott, und Georg Mußner vom gleichnamigen Landwirtschaftsbetrieb aus Unterreit.
Christbäume werden das ganze Jahr gepflegt
Für die beiden Gärtner beginnt das neue Jahr mit dem Ende der Christbaumsaison, denn noch im Winter würden die Zäune der Baumplantagen kontrolliert und bei Bedarf repariert, erklärt Ganslmaier. „Sie dienen als Schutz vor Hasen und Rotwild, denn die Tiere mögen die Nadeln und würden sonst die Bäume kahl fressen“, sagt der Landschaftsgärtner. Im Frühjahr stehe dann die Baumpflege an. „Der Boden wird gemäht, die Pflanzen brauchen Dünger und werden gegebenenfalls gekürzt, sollten sie zu schnell oder zu breit wachsen“, so der Rotter.
Nach dem letzten Frost im Jahr beginne die etwa einmonatige Wachstumsphase der Tanne. „Danach härten die Äste nur mehr nach“, sagt der Geschäftsinhaber aus Rott. Da die Astspitzen zu dieser Zeit sehr weich seien und abbrechen könnten, wenn sich beispielsweise nur ein Vogel darauf setzt, befestigt Ganslmaier Stäbe daran, die den Tieren als Landepunkt dienen, erklärt er.
Manche Tannen brauchen mehr Pflege
Je nach Tannenart würden in Bayern mal mehr, mal weniger Pflegearbeiten anfallen, sagt der Landschaftsgärtner. Der Spätfrost des Kontinental-Klimas und auch Hagel würden den Anbau des Baumes erschweren, erklärt er. Früher habe er deswegen auch Christbäume aus Dänemark zugekauft. Heute stocke er seinen Vorrat nur mehr mit Tannen aus Oberbayern auf, sagt er. „Das hat sich während der Corona-Pandemie geändert. Damals wurde mehr Wert auf regionalen Handel gelegt“, erinnert sich der Baumschulen-Inhaber.
Über sogenannte Christbaum-Börsen würden sich verschiedene Anbauer vernetzen. So bleibe man in Kontakt und könne bei Bedarf Tannen zukaufen. „So wird sich innerhalb der Christbaum-Familie ausgeholfen“, sagt der Landschaftsgärtner. Denn wie viele Pflanzen nach der Aussaat auch zu einem Baum heranwachsen würde, den er auch verkaufen könne, sehe er erst nach acht bis zwölf Jahren. So lange müsse eine Tanne wachsen, bis sie etwa zwei Meter hoch sei, so der Landschaftsgärtner.
Christbaum im Topf
Die Nachfrage nach der Nordmanntanne sei in den vergangenen Jahren etwa gleich geblieben – während Corona sogar ein wenig gestiegen, erklärt der Rotter. Beliebter sei nun auch, einen Christbaum im Topf zu kaufen. „Das sind aber weniger als fünf Prozent aller Verkäufe“, schätzt er. Auch wenn zu Weihnachten viele Tannen gefällt werden, ist das für Ganslmaier im Hinblick auf Nachhaltigkeit kein Problem. Denn ein Christbaum ist für ihn ein „landwirtschaftliches Produkt“, kein Wald. Letzterer gelte als Langzeit-CO2-Speicher, während ersterer nie dafür gedacht gewesen sei. „Wir pflanzen die Tanne genauso wie ein Gärtner seinen Salat. Der eine wird schon nach wenigen Wochen geerntet, der Baum erst nach ein paar Jahren“, sagt der Inhaber.
Das sagt das Umweltbundesamt
Das Umweltbundesamt stuft die Umweltbelastungen von Weihnachtsbäumen gegenüber anderen Konsumgütern als „gering“ ein. „Die meisten Belastungen entstehen durch den Einsatz von Pestiziden, Kunstdünger und den Transport zu den Kunden“, heißt es auf der Website der Behörde. Wer beim Kauf einer Tanne auf den ökologischen Fußabdruck achten möchte, dem empfiehlt das Bundesamt auf Bio-Siegel zu achten oder Bäume vom regionalen Händler zu kaufen. Künstliche Weihnachtsbäume sollten möglichst lange genutzt werden, um den Geldbeutel und die Umwelt zu schonen, so die Behörde.
Um den Christbaum möglichst lange frisch und schön zu halten, benötige er Wasser, erklärt Maria Kirchlechner, Mitarbeiterin in der Rotter Gartenbaumschule. „Kurz nach dem Schnitt braucht er vier bis sechs Liter am Tag“, sagt sie. In den rund sechs Wochen, die ihre eigene Tanne im Wohnzimmer stand, habe sie rund 100 Liter gegossen.
Richtiger Transport der Tannen
Auch beim Transport nach Hause sollten Kunden darauf achten, dass der Baum nicht mit Straßensalz in Berührung komme, ergänzt Ganslmaier. Daheim angekommen, soll die Tanne nicht auf Beton- oder Estrichflächen gelagert werden. Auch bei Minusgraden sei Vorsicht geboten. „Der Baum darf nur langsam auftauen und nicht sofort ins Haus getragen werden. Auch wenn er abgeschnitten wurde, lebt er noch weiter. Zimmertemperaturen gaukeln dem Baum Frühling vor“, sagt Ganslmaier.
Auch bei Christbäume Mußner in Unterreit wird Wert darauf gelegt, dass die Tanne möglichst lange frisch bleibt. „Wir schneiden den Baum möglichst kurz vor dem Verkauf“, erklärt Georg Mußner Senior, der den Christbaumverkauf vor etwa 40 Jahren startete. Mittlerweile gebe es bei ihm nur noch selbst gezüchtete Tannen zu holen. „Bis vor etwa vier Jahren haben wir noch zugekauft. Damit haben wir aber aufgehört“, sagt Mußner, der die Christbaumzucht neben seiner Haupttätigkeit als Landwirt betreibt.
Wetter muss mitspielen
Der Landwirt weiß: Beim Anbau der Tannen können viele Fehler gemacht werden. „Die Nadelbäume wachsen beispielsweise auf einem Feldboden besser als im Wald. Das habe ich über die Jahre hinweg ausprobiert. Man braucht auch die richtige Art“, sagt er. Zudem müsse auch das Wetter mitspielen. „Im vergangenen Jahr hatten wir aufgrund der großen Schneemengen viel Baumbruch, vor ein paar Jahren einen zu trockenen Sommer“, bedauert er. Wegen der Wetterkapriolen hätten heuer deutlich weniger Bäume eine Höhe von etwa zwei Metern erreicht, erklärt der Unterreiter.
Dass der Landwirt mittlerweile die richtigen Parameter für die schönsten Christbäume gefunden hat, bewies er bereits 2018. Damals belegte eine seiner Nordmanntannen den ersten Platz beim Wettbewerb „Der schönste Christbaum von Bayern“. Selbst habe Mußner etwa 4.000 Bäume im Verkauf, den mittlerweile seine Schwiegertochter Stefanie leitet. Er startete bereits am Wochenende vor dem ersten Advent. Die Tannen kosten bei Mußner in Unterreit zwischen 19 und 25 Euro pro Meter. Bei Ganslmaier in Rott kann man seinen Christbaum ab dem ersten Advent für 14 bis 30 Euro pro Meter bekommen. Die Gartenbaumschule ziehe etwa 1.000 Stück jedes Jahr selbst heran.




