Beispiellos: Hunderte Liter Öl im Abwasser
Umweltskandal am Chiemsee: Was zu Schaden und Ursache bisher bekannt ist
Eine beträchtliche Menge Öl hat sich am Donnerstag, den 12. Oktober, in der Kläranlage am Chiemsee angesammelt. Was die Polizei bisher ermittelt hat.
Prien/ Rimsting – Ein ruhiger Donnerstagmorgen wurde schlagartig zur Bewährungsprobe für den Abwasser- und Umweltverband Chiemsee. Um etwa 10.45 Uhr, wurde in der Kläranlage Stiedering im Gemeindegebiet Rimsting des Abwasser- und Umweltverbandes Chiemsee ein ernsthaftes Umweltdelikt entdeckt: Ein Mitarbeiter konnte eine erhebliche Menge Öl in der Abwasserzuleitung zur Kläranlage feststellen.
Quirin Schwaiger, der Geschäftsführer des Abwasser- und Umweltverbands Chiemsee, berichtet von einem schnellen Eingreifen. Der Mitarbeiter habe den Geruch des Öls im ersten Becken, dem sogenannten Sandfang, wahrgenommen. „Das Öl wäre anhand der Farbe womöglich nicht aufgefallen“, so Schwaiger, „da der Sandfang häufig trüb und dunkel ist.“ Glücklicherweise sei der Mitarbeiter rasch zur Stelle gewesen. Diese schnelle Reaktion war entscheidend, da das Öl aufgrund seiner Struktur nicht in der Kläranlage gereinigt werden kann.
Sofortige Absperrung verhindert Katastrophe
Die sofortige Absperrung des betroffenen Bereichs verhinderte eine Ausbreitung des verschmutzten Abwassers in die Umwelt. Das geklärte Abwasser geht in den Inn. Ein schneller Notruf des Betriebsleiters alarmierte die Wasserschutzpolizei Prien, den Katastrophenschutz des Landratsamtes Rosenheim, das zuständige Wasserwirtschaftsamt, den Kreisbrandinspektor, das THW und die Feuerwehr, die unverzüglich vor Ort waren. Nach der Entdeckung wurde der Zufluss gedrosselt, um das Öl im Becken zu halten. Ölsperren und spezielle Materialien zum Aufsaugen von Öl wurden eingesetzt, um es aus dem Abwasser zu entfernen. Das Technische Hilfswerk und die Feuerwehr Halfing halfen beim Abpumpen des Öls mit Spezialpumpen.
„Ein Versehen ist unwahrscheinlich“
„Hätte sich der Vorfall nachts bei weniger Personal ereignet, wären die Folgen womöglich verheerender gewesen“, betont Quirin Schwaiger. Eine derartige Situation sei in der Region bislang beispiellos gewesen. „Ein Versehen ist unwahrscheinlich“, ergänzt er angesichts der geschätzten Menge von mehreren Hundert Litern Öl. Die genaue Art des Öls ist noch unklar, jedoch wird aufgrund des starken Geruchs ein Treibstoff vermutet. Schwaiger wies darauf hin, dass Altöl in größeren Mengen kostenlos abgegeben werden kann, beispielsweise bei alten Heizöltanks im Keller.
Andreas Fenzl, Erster Bürgermeister von Rimsting und Verbandsvorsitzender des Abwasser- und Umweltverbands Chiemsee, lobte das vorbildliche Verhalten der Mitarbeiter und betonte, dass alles koordiniert und strukturiert abgelaufen sei. Er bezeichnete dies als „Glück im Unglück” und dankte den Mitarbeitern und den Einsatzkräften. Die Kläranlage ist jetzt wieder im Normalbetrieb, wird jedoch weiterhin regelmäßig auf Verschmutzungen überwacht, um sicherzustellen, dass kein weiteres Öl eindringt.
Möglicher Schaden von 150.000 Euro
Die Entsorgungskosten für diese Menge Öl belaufen sich laut Schwaiger auf etwa 10.000 bis 15.000 Euro, und es ist unklar, ob zusätzliche Reinigungskosten anfallen werden. Insgesamt könnte der Schaden auf bis zu 150.000 Euro ansteigen. Die Ursachenfindung bleibt jedoch ein Problem, da das Öl im Abwassersystem bis zu zehn Stunden unterwegs gewesen sein könnte. Durch Sicht- und Geruchsproben an den Pumpstationen konnte der Bereich des Vorfalls jedoch auf Rimsting und Prien eingegrenzt werden.
Die Polizeiinspektion Prien hat bisher keine Verdächtigen ausfindig machen können und bittet die Öffentlichkeit weiterhin um Unterstützung bei der Aufklärung dieses schwerwiegenden Umweltdelikts. Falls Sie Informationen haben, melden Sie sich bitte bei der Polizei Prien unter 08051-9057-0 oder bei jeder anderen Polizeidienststelle.

