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OMV informiert Behörden erst fünf Jahre später

Chemie-Unfall in Steinhöring: Liefen PFAS-Stoffe in den Nasenbach? – Das ist Stand der Dinge

Im Tanklager auf Steinhöringer Flur ist Platz für 250 000 Liter Rohöl. Im November 2019 sind hier PFAS-Stoffe ins Löschsystem getreten. Die Behörden wurden jedoch erst fünf Jahre später informiert.
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Im Tanklager auf der Steinhöringer Flur ist Platz für 250.000 Liter Rohöl. Im November 2019 sind hier vermutlich PFAS-Stoffe ins Löschsystem getreten. Die Behörden wurden jedoch erst fünf Jahre später informiert.

Im November 2019 geraten bei einem Test eventuell PFAS-Stoffe ins Löschwasserbecken beim Tanklager in Steinhöring. Der Betreiber OMV informiert die Behörden aber erst fünf Jahre später. Nun ist zu klären, ob Stoffe in den Nasenbach gelaufen sind.

Steinhöring - Ein Vorfall mit Chemikalien in einem Tanklager: Das allein wäre schon ein Umweltereignis mit Brisanz. Besonders heikel wird die Angelegenheit, wenn sie erst fünf Jahre später gemeldet wird. Wie das Landratsamt Ebersberg gegenüber der Ebersberger Zeitung am Mittwoch mitgeteilt hat, sei im November 2019 in der Anlage in Steinhöring vermutlich hochgiftiger Löschschaum ins Leitungssystem getreten. Der Betreiber OMV habe die Behörden aber erst vergangenen Sommer das erste Mal in Kenntnis gesetzt. Ende März 2025 habe das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim nach ersten Recherchen den Verdachtsfall bestätigt.

Löschschaum mit PFAS-Stoffen ausgetreten

In regelmäßigen Abständen wird das automatische Löschsystem der ab 1967 erbauten Anlage mit 250.000 Kubikmetern Rohöl überprüft. Eigentlich ausschließlich mit purem Wasser. Doch im November 2019 sei Schaum mit hineingeraten – „vermutlich aufgrund menschlichen Versagens“, erklärte am Mittwoch Franz Neudecker vom Landratsamt, Abteilung Wasserrecht. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass das gesamte Löschsystem auf dem zehn Hektar großen Gelände verunreinigt wurde.

Das Problem: Im Schaum sind sogenannte PFAS-Stoffe (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) enthalten, bekannt als „Ewigkeitschemikalien“, weil sie sich über Jahrzehnte anreichern, ohne abgebaut zu werden. Zwar hat der Öl- und Gaskonzern OMV laut eigener Aussage damals sofort den Überlauf des Löschwasserbeckens in den angrenzenden Nasenbach abgeriegelt, berichtete Neudecker.

Haben Schadstoffe das Betriebsgelände verlassen?

Aber es bestehe die Möglichkeit, dass sich aufgrund eines Überdruckereignisses über die Tankhöfe rund um die vier Silos sowie Leitungen und Drainagen weitere Abläufe in Richtung Nasenbach gebildet hätten. Jetzt würde mit großem Aufwand untersucht, ob dadurch Störstoffe das Betriebsgelände verlassen haben, erklärt Neudecker. Eine Verunreinigung des Trinkwassers sei jedoch so gut wie auszuschließen. Belastbare Daten erwarte er erst im Sommer.

Bleibt die Frage, warum OMV geschlagene fünf Jahre gewartet hat, den Vorfall zu melden. Auf Anfrage bestätigt ein Konzernsprecher, dass bei dem Vorfall 2019 AFFF-Schaum in das Löschwasserbecken gelangt sein könnte. „Im Laufe der Jahre hat sich die Risikobewertung und die Regulierungen von PFAS verändert bzw. stetig erhöht“, begründet er die späte Mitteilung.

Bürgermeisterin erfährt erst jetzt davon

Laut Neudecker sei es „natürlich etwas anderes, wenn wir heute erfahren, dass gestern ein Ölkanister umgekippt ist und entsprechende Maßnahmen einleiten können, oder wenn das erst Jahre später mitgeteilt wird.“ Steinhörings Bürgermeisterin Martina Lietsch (parteifrei) habe erst am Dienstag (8. April) vom Störfall erfahren, sagte sie am Telefon. „Ich war von der Sache überfahren und irritiert. Aber ich habe einige Fragen, die ich OMV dazu stellen werde“.

Zwar bestehe eine explizite Meldepflicht erst, wenn Oberflächenwasser verunreinigt wird, so Neudecker. Ob dies beim Vorfall 2019 überhaupt geschehen sei, würden die nun angelaufenen Tests zeigen.

Dennoch ist man im Landratsamt einigermaßen entsetzt, dass der Konzern den Vorfall so lange für sich behalten habe. „Wir sind darauf angewiesen, dass wir sowas sofort erfahren“, sagte Landrat Robert Niedergesäß. „Es wird sich zeigen, ob ein größerer Umweltschaden entstanden ist, weil man uns diese Information mehrere Jahre vorenthalten hat, und ob das entsprechende Konsequenzen haben wird.“

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