Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Podiums-Diskussion zum Thema Cannabis

„Cannabis, Aufklärung und Jugendschutz“: Diskussion in Bruckmühl sorgt für mehr Klarheit

Die Podiumsgäste Mathias Schmid, Inhaber der Sebastian-Apotheken in Bad Aibling und Bruckmühl, Carmen Wegge, Juristin und Bundestagsabgeordnete, Ludwig Binder, NEON Suchtberatung Rosenheim, Eisi Gulp, TV- und Bühnen-Schauspieler, Emanuel Rittig, Unternehmen Dosmanolos, Abu Erdogan, Jurist und Moderator Jonah Werner sorgten für einen informativen und interessanten Gedankenaustausch.
+
Die Podiumsgäste Mathias Schmid, Inhaber der Sebastian-Apotheken in Bad Aibling und Bruckmühl, Carmen Wegge, Juristin und Bundestagsabgeordnete, Ludwig Binder, NEON Suchtberatung Rosenheim, Eisi Gulp, TV- und Bühnen-Schauspieler, Emanuel Rittig, Unternehmen Dosmanolos, Abu Erdogan, Jurist und Moderator Jonah Werner (nicht im Bild) sorgten für einen informativen und interessanten Gedankenaustausch.

„Eigenanbau ist komplizierter als die Leute annehmen“: Eine bislang einmalige Podiums-Diskussion mit Gästen aus Politik, Fernsehen, Unternehmen und Apotheken lockte viele Zuschauer nach Bruckmühl. Und brachte Interessantes zur Cannabis-Freigabe ans Licht.

Bruckmühl – Die in dieser Art erstmalig im Landkreis Rosenheim durchgeführte Podiumsdiskussion „Cannabis, Aufklärung und Jugendschutz“ lockte viele interessierte Besucher in die Bruckmühler „Kulturmühle“. Als Veranstalter fungierten die beiden Ortsverein AWO und VdK. 118 Minuten lang wurden durch ein breit aufgestelltes Podium viele Fragen zu dem in der Politik und Gesellschaft als auch bei Sicherheitsbehörden heiß diskutierten Thema aus unterschiedlichsten Betrachtungsweisen erörtert.

Fazit um 21.58 Uhr: Geeignete Gäste, eine konstruktive Diskussions-Kultur unter Einbeziehung der Besucher, interessant, informativ, in Teilen sogar launig unterhaltsam. Planungs- und Veranstaltungs-Organisatorin Monika Kuchler konnte im Vorfeld des Diskussionsabends namhafte Gesprächspartner von der Bundespolitik, aus dem Fernsehen, der Rechtsprechung und Suchtberatung sowie Apotheken- und Unternehmens-Vertreter für das Podium gewinnen. Nach ihrer Aussage sah das ebenfalls angefragte Polizeipräsidium Oberbayern Süd aufgrund eines fehlenden Lagebildes keine Notwendigkeit, einen Vertreter nach Bruckmühl zu entsenden.

Austausch von Pro- und Contra-Argumenten

„Mir war es besonders wichtig, dass wir mit diesem Abend einen Beitrag zur Aufklärung um das Thema Cannabis leisten, und zwar aus den verschiedensten Blickwinkeln der Gesellschaftsschichten, um so bestehende Wissensdefizite zu minimieren“, erläuterte die in der Kommunalpolitik engagierte Bruckmühlerin die Grundidee. Nach einer Begrüßung durch Josef Staudt, AWO, Konrad Hammerl, VdK, und Jonah Werner übernahm letzterer als Moderator das Regiezepter des Abends. Von Beginn an wurde von den Podiumsgästen nicht nur ein Fragenkatalog beantwortet, sondern es kam auch zu einem angeregten Pro- und Contra-Argumentationsaustausch auf offener Bühne.

Klare Aussagen von Eisi Gulp, Schauspieler und Drogen-Prävention-Profi. 

Carmen Wegge, die als Bundestagsabgeordnete und Juristin aktiv am parlamentarischen Cannabis-Gesetzgebungsverfahren mitgewirkt hat, erläuterte noch einmal die wichtigsten Eckpfeiler der Cannabis-Freigabe. In Richtung Bürgermeister Richard Richter stellte sie in Aussicht, dass Gemeinden die Möglichkeit bekommen, bei der Umsetzung der sogenannten „2. Säule des Cannabis-Gesetztes“, sich als „Modell-Kommune“ zu bewerben, bei der sich dann unter einer wissenschaftlichen Begleitung lizenzierte Fachbetriebe für den Cannabis-Vertrieb ansiedeln können.

Ludwig Binder, Neon Suchtberatung Rosenheim, bemängelte, dass das Gesetz keinen lizenzierten Fachbetrieb als professionelle Anlauf- und Verkaufsstellen vorsieht und zulässt. Dazu warnte er davor, ein mögliches Suchtpotenzial von Cannabis bei Jugendlichen zu unterschätzen. Für ihn wäre grundsätzlich eine andere Schwerpunktsetzung wichtig – Gesundheitsförderung klar vor Suchtprävention. Schauspieler Eisi Gulp, seit vielen Jahren mit einem eigenen, prämierten Drogen-Präventionsprogramm an Schulen auf Tour, ging hart mit der bayerischen Staatsregierung ins Gericht, „das, was hier gerade abliefert wird, ist eine Farce“.

Forderung nach „Fair Play“

In Teilen sprach er den bayerischen Mandatsträgern Fachwissen ab, um überhaupt sachlich fundiert entscheiden zu können. Generell forderte er ein „Fair Play“ bei der Auseinandersetzung rund um das Cannabis-Thema. „Wenn Leute auf dem Volksfest besoffen von der Bierbank fallen, ist das cool, wenn sich einer eine ‚Tüte‘ dreht, wird das zum nationalen Sicherheitsrisiko hochstilisiert, ja geht`s noch“, so der Drogen-Prävention-Profi. Mathias Schmid setzte sich als Apotheken-Inhaber kritisch mit der für Cannabis freigegebenen Altersregelung ab 18 Jahren auseinander, „aus medizinischer Sicht und nachvollziehbaren Gründen der Persönlichkeitsentwicklung wäre ein Alter von Mitte 20 sinnvoller und besser gewesen“.

Positiv bewertete er, dass bei der ärztlichen Verschreibung von Cannabis-Produkten „das Betäubungsmittelschwert nicht mehr über der Ärzteschaft schwebt“. Dosmanolos-Unternehmer und Hanf-Produzent Emanuel Rittig prognostizierte, dass sich künftige Cannabis-Konsumenten über Social-Clubs organisieren werden, „der Eigenanbau ist deutlich komplizierter als allgemein angenommen“. Auch er haderte mit dem Fehlen von zertifizierten Anbietern, „diese wäre ein klarer Schlag gegen den bestehenden Schwarz-Markt gewesen“.

Viele interessierte Zuschauer bei der Cannabis-Podiums-Diskussion.

Für Abu Erdogan war „das Gesetz aus handwerklicher Sicht kein großer Wurf“. In dem Zusammenhang erläuterte er wichtige Eckpunkte zum Thema Genuss von Cannabis und dem Autofahren. „Auch hier sieht das Fahreignungsrecht Grenzen vor, bei deren Überschreitung der Führerschein weg ist“, so der Jurist. Im Anschluss an die große Diskussionsrunde nutzten die Bürger bei einem kleinen Stehempfang noch die Gelegenheit zu einem persönlichen Gespräch mit den Podiumsgästen.

Kommentare