Neues Zentrum ersetzt drei Standorte
„Der Mensch steht im Mittelpunkt“: Was der neue Stützpunkt der Caritas in Prien zu bieten hat
Soziale Anlaufstelle bündelt zahlreiche Dienstleistungen unter einem Dach: Festlicher Start und Segnung des neuen Caritas-Zentrums in Prien. Was der neue Standort für den Ort bedeutet.
Prien – Vor nicht einmal zwei Jahren, am 5. Oktober 2020, gab es in Prien an der Beilhackstraße den ersten Spatenstich für das neue Caritas-Zentrum. Am Dienstagvormittag feierte der Caritasverband der katholischen Erzdiözese München und Freising in einem Festakt mit Gästen aus Politik, Kirche und Wirtschaft bereits die Eröffnung des neuen Gebäudes.
„Das vielfältige Angebot an Beratungsleistungen steht ab heute unter einem Dach zur Verfügung“, sagte Gabriele Stark-Angermeier, Vorstandsmitglied des Diözesan-Caritasverbandes in ihrer Rede. „Es ist ein Sozialzentrum für die Region, eine Anlaufstelle für Rat- und Hilfesuchende zu allen Themen, die Menschen bewegen.“
Gebündelte soziale Dienstleistungen
In dem Neubau auf dem 1995 geerbten Grundstück wird seit Dienstag eine Vielzahl sozialer Dienstleistungen gebündelt. Neben der interdisziplinären Frühförderung, die bereits im alten Bau auf dem Grundstück ansässig war, wird die Priener Tafel, die seit 16 Jahren die Bevölkerung unterstützt, ebenso vertreten sein wie die Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche. Auch die Schuldnerberatung, die soziale Beratung, Gemeindecaritas und bürgerschaftliches Engagement sowie Ämterlotsen, die Fachstelle für pflegende Angehörige sowie der sozialpsychiatrische Dienst mit Beratung, gerontopsychiatrischen Angeboten und betreutem Einzelwohnen haben ihre Schreibtische im neuen Zentrum.
Beratungsräume als Lage genutzt
Das neue Zentrum ersetze in der Marktgemeinde die bisherigen drei Standorte, die viel zu klein geworden seien, so Gabriele Stark-Angermeier weiter. Besonders die Räume am Bahnhofsplatz im ehemaligen Postgebäude seien sehr beengt gewesen und hätten nicht mehr ausgereicht für die Anzahl der Hilfesuchenden. „Teilweise mussten Beratungsräume als Lager für die Priener Tafel genutzt werden. Oftmals war es auch schwierig, Gespräche zu führen aufgrund der Geräuschkulisse aus der Musikschule.“
„Ich freue mich sehr, dass auf dem Grundstück der Frühförderstelle mit dem neuen Caritas-Zentrum die Vielfalt einen weiteren erstklassigen Ort findet“, betonte Vorstandskollege Thomas Schwarz. „Hier werden Kinder bedarfsgerecht von einem multiprofessionellen Team begleitet und gefördert.“
Der Unterstützungsbedarf in den Familien nimmt laut Schwarz zu. Nicht nur durch die Herausforderungen, welche die Coronapandemie mit sich bringe, oder ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine, „sondern ebenso durch längerfristige ungünstige gesellschaftliche Entwicklungen“. Schwarz beobachtet eine zunehmende Nachfrage in der Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche und Familien. „Auch die Zahl der Haushalte in prekären Situationen nimmt zu. Die Tafel Prien nutzten vor dem Ukraine-Krieg wöchentlich rund 360 Personen. Jetzt sind es über 500, und wir rechnen mit einem weiteren Anstieg. Gleichzeitig stagnieren die Lebensmittelspenden oder nehmen tendenziell ab.“
Weitere Nachrichten aus dem Chiemgau finden Sie hier
Beunruhigend sei zudem die Tatsache, dass sich in der Schuldnerberatung mehr Klienten zur Privatinsolvenz anmelden würden. Auch die Fachstelle für pflegende Angehörige registriere einen Anstieg im Segment der Familienpflege. Damit werde auch hier der Unterstützungsbedarf für die Angehörigen größer.
„Dem sozialen Abstieg entgegenzuwirken, dazu leistet die Caritas ihren Anteil mit all den Diensten unter einem Dach“, betonte Gabriele Stark-Angermeier. In diesem Zusammenhang gab es von beiden Vorstandsmitgliedern Dank und großes Lob für die Teams der Zentrumsfachdienste für ihr Engagement.
Priens Bürgermeister Andreas Friedrich (ÜWG) sprach von einem „sehr besonderen Haus für Prien, weil hier der Mensch im Mittelpunkt steht und Hilfe und Anleitung zur Selbsthilfe, Hoffnung und Halt findet“. Vis-à-vis des Naturparadieses Eichental sei eine neue soziale Heimat für Prien und die Chiemseeregion geschaffen worden. Der Bau sei ein Meilenstein, der ihn als Bürgermeister sehr froh stimme, weil bislang die sozialen Dienstleistungen für die Familien und Menschen mit unterschiedlichen Problemlagen sehr verstreut und teilweise auch beengt gewesen seien.
Reicher Segen von drei Kirchenvertretern
Architekt Hansmartin Jahn dankte allen Gewerken und hob den Willen der Verwaltung hervor, das Haus inklusive dreier Wohnungen und 18 Stellplätzen ermöglicht zu haben. Der Bau mit insgesamt 833 Quadratmetern Nutzfläche und 150 Quadratmetern Wohnraum sei einfach und dauerhaft – und jederzeit anpassbar.
Reichen Segen erhielt das Haus gleich von drei Kirchenvertretern: vom katholischen Pastoralreferenten Werner Hofmann, vom evangelischen Pfarrer Karl-Friedrich Wackerbarth sowie von Rita Sandig von der Neuapostolischen Kirche. Wackerbarth sprach vom „großen Glück, dass die Caritas da ist“. Auch Hofmann zeigte sich froh, „dass wir die Caritas an unserer Seite haben“, die für alle da sei und äußerte den Wunsch: „Schenk allen ein offenes Herz, die Hilfe suchen.“