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Auftritt im Kuko Rosenheim

Bruno Jonas in Rosenheim: „Das Angebot, sich das Hirn vernebeln zu lassen, ist vielfältig“

Kabarettist Bruno Jonas praktizierte mit dem Publikum im Kuko Social Media.
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Kabarettist Bruno Jonas praktizierte mit dem Publikum im Kuko Social Media.

Bruno Jonas war mit dem neuen Programm „Meine Rede“ im Kultur- und Kongress-Zentrum. Dabei erfuhr das Rosenheimer Publikum, was Filterblasen und Social Media mit Immanuel Kant und der Aufklärung zu tun haben.

Rosenheim – „Mein Techniker hat eine bessere Wartekompetenz als ich, ich warte gerne schnell“, sagt Bruno Jonas eingangs beim Betreten der Bühne des Kultur- und Kongress-Zentrums. Mit dem Telefonhörer in der Hand befindet er sich in der Warteschleife seines Internetanbieters. Diese bitten ihn um einen Moment Geduld. Er habe davon nun schon einige gesammelt, schmunzelte er und hatte so schon im ersten Moment die Lacher des Publikums auf seiner Seite.

F wie Friede, Freude und Frau

In seinem aktuellen Bühnenprogramm „meine Rede“ setzt Jonas jetzt Zeichen. Die Zeichen, die seines Namens, stehen spiegelverkehrt auf der Bühne, zusammen mit einem F. Die Zuschauer rätseln schon vor Beginn der Show, was es damit auf sich hat. Der Kabarettist erklärt es, nachdem er den Telefonhörer seinem Techniker – der mit mehr Wartekompetenz – übergeben hat. Er möchte Zeichen setzen, denn das sei es ja, was man gerade überall höre, lese und tue. Jeder setze ein Zeichen und da mache er natürlich auch mit. Das F stehe für eigentlich das wichtigste Zeichen. Denn für ihn stünde es für Friede, Freiheit und: die Frau. Ohne diese drei Dinge sei ein Leben nicht lebenswert, sagt Jonas und erntet auch hier sofort eine Welle an Applaus. Obwohl ich mir nicht mehr sicher bin, ob man „Frau“ noch lange sagen darf.“

Bruno Jonas wählt in seinem aktuellen Programm die Form der Rede. Er lässt sich dabei gedanklich von dem amerikanischen Schriftsteller Ambrose Bierce leiten, der gesagt hat: „Redekunst ist die Verschwörung von Sprache und Handeln, um den Verstand zu hintergehen“. Und so ergreift Jonas das Wort: „Das Angebot, um sich das Hirn vernebeln zu lassen, ist vielfältig. Wer achtet schon auf sprachmanipulative Strategien, wenn sie unterhaltsam sind? Kant hat fälschlicherweise geglaubt, der Mensch müsse sich aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit befreien. Heute befinden wir uns in einer Phase, in der sich der Mensch freiwillig in die Unmündigkeit aufmacht, weil es für ihn bequemer ist und mehr Spaß bringt.“

Frontlinien im Sandkasten

Auch der Politik hielt Jonas den Spiegel vor. So sei zum Beispiel die Politikerin Strack-Zimmermann für Frieden in Europa, während sie selbst im Aufsichtsrat eines Rüstungskonzerns säße und wohl zu Hause im Sandkasten schon die Frontlinien aufbaue.

Doch auch die Gesellschaft verschonte der scharfzüngige Spötter nicht: So rief er in Erinnerung, dass zum Beispiel auf den Demonstrationen „gegen Rechts“ Tausende von Menschen deutschlandweit auf die Straße gegangen sind, während beim Angriff der Hamas auf Israel – wo Frauen und Kinder kaltblütig ermordet wurden – ihm nur eine kleine Demonstration in München mit etwa 300 Teilnehmern bekannt war. Ob es an der Berichterstattung der Medien läge oder tatsächlich so war, ließ Jonas offen. Hier herrschte absolute Stille im Publikum und man spürte förmlich, dass Jonas seine Zuschauer zum Nachdenken brachte.

Datensammlung nur zu unserem Besten

Scharfzüngig traf der 71-Jährige den Nerv der meisten seiner Zuschauer. Schon fast sekündlich erntete er zustimmenden Applaus oder bejahende Zwischenrufe. „Wir befinden uns in einer Filterblase“ erklärte er auf der Bühne – und machte klar, was Social Media bedeutet, würde man es in der realen Welt umsetzen: Man habe überall im Saal Kameras und Mikrofone installiert, um Daten zu sammeln. Es wäre nicht schlimm und sei nur zu unserem Besten, beschwichtigte er. Er wolle doch damit eine Einigkeit erreichen und er könne dann auch immer wissen, was sein Publikum hören möchte. So könne er „Likes“ sammeln und dem Zuschauer immer genau das sagen, was dieser hören wolle – oder noch gar nicht wusste, was er hören wolle.

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