Bruckmühlerin stellt bei der ArtMuc in München aus
Ihr Markenzeichen sind Wickelfiguren: Wie Alltagsbegegnungen Künstlerin Gudrun Dorsch inspirieren
Dass sie Kunstliebhaber mit ihren Werken einwickelt, ist nicht übertrieben: Von 24. bis 26. März 2023 wird die Bruckmühlerin Gudrun Dorsch ihre Wickelfiguren bei der ArtMuc in München ausstellen. Wie sich die 62-Jährige von Alltagsbegegnungen inspirieren lässt.
Bruckmühl – Die Namen ihrer Werke bestehen größtenteils nur aus einzelnen Begriffen wie „beherrscht“, „entflammt“ oder „gefangen“, doch der Interpretationsspielraum für den Betrachter ist umso größer: „Die Titel meiner Werke sagen schon viel aus, mehr will ich auch nicht erklären. Letztlich muss sich sich jeder selbst seinen Teil dazu denken“, sagt die Bruckmühler Künstlerin Gudrun Dorsch (62) über ihre Werke. Werke, die von Alltagsbegegnungen und Erlebnissen inspiriert werden. Von Freitag, 24., bis Sonntag, 26. März, ist ihre Kunst bei der Messe ArtMuc in München zu sehen.
Künstlerische Begabung und handwerkliches Geschick
Dass bei Gudrun Dorsch künstlerische Begabung und handwerkliches Geschick vorhanden sind, war bereits in der Kindheit der heute 62-Jährigen offensichtlich. Aufgewachsen in den Münchner Stadtteilen Schwabing und Ramersdorf, hat sie ihre Mutter, ebenfalls Künstlerin, früh an die Kunst, vor allem aber an die Gabe der Beobachtung, herangeführt. „Bei Spaziergängen hat sie uns alles mögliche genau gezeigt“, erinnert sich Dorsch an ihren Kindheit. „Sie hat mich unglaublich geschult, Dinge wahrzunehmen.“ Wie wichtig der Mutter die künstlerische Bildung war, zeigt eine weitere Anekdote: „Bei uns daheim hieß es nach der Schule nicht ‚Mittagessen und dann Hausaufgaben machen‘, sondern ,Mittagessen, dann Basteln und am Ende Hausaufgaben machen‘.“
Wobei eine andere Prioritätensetzung der gebürtigen Münchnerin in puncto schulischer Laufbahn vielleicht besser getan hätte: Denn was den schulischen Lebensweg anbelangt, hat Dorsch letztlich „alles geschmissen, was ging“, gesteht die Künstlerin, die sich selbst als „Freigeist und Revoluzzer der Familie“ bezeichnet.
Beim Thema beruflicher Lebensweg fand Gudrun Dorsch dann aber wieder auf den geradlinigen Weg zurück. Wie einst ihre Mutter besuchte sie die renommierte Blocherer-Schule, die sich vor allem für „angewandte Kunst“ und „Architektur“ einen Namen gemacht hatte, mittlerweile aber auch einen Zweig für Grafikdesign anbot, den Dorsch einschlug. Eine Entscheidung, die sie allerdings nicht unbedingt aus freien Stücken getroffen hatte: „Eigentlich wollte ich Masken- und Kostümbildnerin lernen. Doch das war meiner Familie nicht vornehmen genug.“
Erlebnisse und Gefühle in Zeichnungen festgehalten
Fürs Thema Grafikdesign schien sie dann dennoch eine Art Hassliebe entwickelt zu haben. Die „Ordnung der Grafik“ habe sie nach eigenen Angaben zwar sehr gemocht, aber: „Die Möglichkeit, kreativ zu sein, ist für mich in diesem Bereich zu begrenzt.“ Schließlich gehe es dabei hauptsächlich um Auftragsarbeiten nach meist starren Vorgaben. Ihrer kreativen Ader ließ sie daher in der Freizeit freien Lauf, wo sie Erlebnisse und Gefühle anhand von Zeichnungen verarbeitete. „Wenn ich Filme gesehen habe, die mich berührt oder aufgewühlt haben, habe ich zu Stift und Papier gegriffen und meine Gefühle in Bildern festgehalten“, erinnert sich die Bruckmühlerin, deren Zeichnungen „zahlreiche Schubladen“ gefüllt haben.
Ich liebe Disney-Filme. Denn Disney schafft es, Kinder und Erwachsene gleichermaßen zu begeistern.
Und was hatte die heute 62-Jährige von der Millionenstadt München ins eher beschauliche Bruckmühl geführt? „Mein Mann und ich waren auf der Suche nach einem neuen Zuhause und haben uns hier in ein Haus aus dem Jahr 1929 verliebt“, erinnert sich Dorsch, die dort mit ihrem Ehemann heute noch lebt. Dort zog das Paar auch die beiden Söhne groß. Und dort blieb Dorsch, die viele künstlerische Bereiche ausprobiert hatte, auch letztlich bei ihren Wickelfiguren hängen, die bis heute das Markenzeichen der zweifachen Mutter sind. „Zunächst haben sie wie Mumien ausgesehen“, sagt Gudrun Dorsch und lacht. „Nach und nach habe ich den Körper dann immer mehr zurückgenommen, bis nur noch die Wickelfiguren übrig geblieben sind.“
Spiralformen haben es Gudrun Dorsch angetan
Wichtiger Bestandteil ihrer Werke, mit denen sie im wahrsten Sinne des Wortes immer mehr Kunstinteressierte einwickelt: Spiralformen, zu denen sie sich seit ihrer Kindheit hingezogen fühlt. „Ich wollte schon immer so spiralförmige Locken wie Schauspielerin Shirley Temple haben“, erzählt Dorsch. Auch alltägliche Dinge wie beispielsweise Geschenkbänder, die anhand einer Schere in Spiralform aufgekräuselt werden können, üben auf die Künstlerin noch heute eine Faszination aus.
Doch was ist letztlich das Besondere an ihren Wickelfiguren, die sich dem Betrachter in den unterschiedlichsten Farben und Bewegungen präsentieren? „Sie lassen jede Menge Spielraum für eigene Interpretationen“, findet Dorsch, die die Ideen für ihre Kunstwerke im Alltag sammelt. Das kann die Geste eines eines Menschen sei, die sie wahrnimmt (Dorsch: „Die Kommunikation des Körpers ist einfach extrem spannend“), aber auch ein weltbewegendes Ereignis wie Corona, durch das beispielsweise das Werk „viral“ entstanden ist: eine Wickelfigur, die eine Pestmaske trägt. Ein Bild, das sie „sehr liebt, aber das hoffentlich in ein paar Jahren komplett überholt ist“.
Doch auch wenn sich Dorsch anhand ihrer Wickelfiguren in der deutschen Kunstszene bereits einen „kleinen Namen“ gemacht hat – leben kann sie von ihrer Kunst nicht. „Ich verkaufe schon ganz gut, aber man hat ja keine Sicherheit, dass das immer so ist“, weiß sie. Daher gehören auch viele verschiedene Malkurse, die sie in ihrem im November 2022 bezogenen Atelier an der Vagener Straße 1-3 in Bruckmühl gibt, zu ihrem künsterlischen Wirken dazu. Eine Arbeit, die ihr ebenfalls viel Freude bereitet. Denn der Umgang mit Menschen ist der Bruckmühlerin besonders wichtig – und vor allem „die Herzlichkeit“, die sich zwischen Menschen immer wieder zeige.
Für Freizeit bleibt ihr nur wenig Raum
Malkurse geben, Ausstellungen vorbereiten, neue Werke beginnen und vollenden – für Freizeit bleibt da nach Angaben der 62-Jährigen kaum mehr Raum. Hin und wieder schaue sie vielleicht mal einen Krimi im Fernsehen an. Mehr sei derzeit an anderen Aktivitäten aber nicht drin. Was der gebürtigen Münchnerin, die ihre Werke je nach Größe für Preise im unteren dreistelligen Bereich und einem unteren vierstelligen Bereich verkauft – aber nichts ausmacht, denn: „Wenn ich Ideen habe, dann will ich die auch umsetzen. Und dafür habe ich jede Menge Energie.“
Kunstmesse ArtMuc von 24. bis 26. März wartet in München mit mehr als 180 Ausstellern auf
Auf der Kunstmesse ArtMuc, die von Freitag, 24., bis Sonntag, 26. März, im MTC Supreme an der Ingolstädter Straße 45 in München veranstaltet wird, stellen mehr als 180 Künstler und Galerien zeitgenössische Werke aus allen Bereichen aus. So auch die Bruckmühler Künstlerin Gudrun Dorsch, die aktuell plant, auf der rund 4,5 Meter großen Ausstellungsfläche, die ihr zur Verfügung stehen wird, fünf ihrer Wickelfiguren-Bilder zu zeigen. Für Dorsch-Fans könnte sich der Besuch der ArtMuc richtig auszahlen: Denn die Künstlerin wird zwei ihrer kleinformatigen Werke für Gewinnspiele – eines für eine „Schnitzeljagd“ für die Besucher, das andere für eine Newsletter-Verlosung – zur Verfügung stellen. Tickets für die ArtMuc sind nur an der Tageskasse erhältlich. Nähere Infos zur Kunstmesse wie beispielsweise ein Ausstellerverzeichnis oder einen Überblick über die Öffnungszeiten gibt es online unter www.artmuc.info.
Da die Kunst einen großen Teil ihres Lebens einnimmt, ist Gudrun Dorsch auch besonders glücklich darüber, einen Ehemann daheim zu haben, der nicht nur selbst im Haushalt Hand anlegt, es mit der Ordnung nicht immer ganz so genau nimmt und „auch mal über die Haufen, die am Boden liegen, einfach drübersteigt“, sondern der auch an ihrem künsterlischen Leben teilnimmt. Dass er sie in ihrer Leidenschaft so unterstütze, dafür sei sie ihm „sehr dankbar“. Und auch dafür, dass er als Mathematiker vieles nüchterner sehe und „mich, wenn ich an der Decke schwebe, auch mal wieder auf den Boden zurückholt“. Dorsch: „Damit hat er mich schon vor manchen Angeboten, die sich im Nachgang als recht dubios herausgestellt haben, bewahrt.“
Die Kunstmesse ArtMuc, bei der sie nach derzeitigem Stand von 24. bis 26. März 2023 in München fünf ihrer Werke präsentieren will, gehört natürlich nicht zu diesen dubiosen Angeboten. Denn diese ist für die 62-Jährige ein absoluter Pflichttermin: „Dieser Termin ist mir echt heilig.“ Bereits jetzt freut sie sich darauf, mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen und von ihnen zu erfahren, wie ihre Bilder seitens der Betrachter interpretiert werden. Und vielleicht ist dann auch eine Geste eines Besuchers oder ein Erlebnis dabei, das Gudrun Dorsch wieder zu einer neuen Wickelfigur animiert.
