Gerhard Plank ist das Urgestein bei Wiesn-Gaudi
„Strom im Blut“: Was der „Energie-Kümmerer“ in 60 Jahren auf dem Bruckmühler Volksfest erlebt hat
Er sorgt seit über 60 Jahren dafür, dass dem Bruckmühler Volksfest nicht der Saft ausgeht – im übertragenen Sinn. Denn Gerhard Plank ist der „Strom-Kümmerer“ der Veranstaltung. Was er in sechs Jahrzehnten alles erlebt hat – und wie sich die Arbeit verändert hat.
Bruckmühl – An jedem der zehn Volksfest-Tage arbeiten nicht nur bis zu 65 Mitglieder des SV Bruckmühl (SVB) täglich ehrenamtlich auf dem Bruckmühler Volksfest, damit für die Gäste alles perfekt organisiert ist, sondern auch noch eine Vielzahl „fleißiger Helfer im Hintergrund“. Zu Letzteren zählt auch besonders Gerhard Plank. Der „Elektromeister a.D.“ kümmert sich seit über 60 Jahren auf der SVB-Wiesn um alles, was irgendwie mit Strom zu tun hat.
Vom durchgeschmorten Zähler bis zum Stillstand des Kinderkarussells
„Herr Plank bitte umgehend zum Fest-Büro, Gerhard Plank bitte!“ Wenn diese Durchsage in den zurückliegenden Jahren und teilweise auch jetzt wieder über die großen Lautsprecher ins weite Festzeltrund hallt, ist Not am Mann. Dann herrscht ein akutes Stromproblem, welcher Art auch immer. Egal ob ein durchgeschmorter Zähler beim Autoscooter, ein unbeabsichtigter Stillstand des Kinderkarussells, die streikende Cappuccino-Maschine an der Kaffeebar oder ein nächtlicher Hilferuf aus der Damentoilette aufgrund eines ausgefallenen Lichts – der Mann für die „elektrische erste Hilfe“ steht parat.
Angefangen hat alles im Jahr 1960: Dort durfte Plank, damals ein junger Bursch, zum ersten Mal als Lehrling auf dem Volksfest arbeiten. „Zu der Zeit bestand das Festzelt noch aus einer Holzkonstruktion, die Tischgarnituren standen einfach auf dem nackten Wiesenboden“, erinnert sich Plank an diese Zeit zurück. Um den Strom ins Zelt zu bringen, musste er damals noch mit Steigeisen auf die hölzernen Überlandstrommasten klettern und die Abgreifklammern anbringen. Die elektrischen Leitungen wurden anschließend im Festzelt nur mit isolierten Drähten verlegt. „Sicherheitsbestimmungen gab es fast keine. Heute würdest du bei so etwas schon mit einem Bein im Gefängnis stehen“, sagt der „Chef-Elektriker a.D.“ mit einem Lächeln auf den Lippen.
Zahlreiche Anekdoten auf Lager
Nach Volksfest-Anekdoten gefragt, antwortet der 79-Jährige spontan: „Einmal ist nach einem nächtlichen Gewitterregen die komplette Festzeltbeleuchtung abgesoffen. Dann haben wir Stunden lang im Dunklen auf langen Holzleitern sitzend mit kleinen Handföhns die Lampenfassungen getrocknet.“ Doch saß er auch einmal selbst „komplett im Wasser“. Zum Notfall bei der Hendlbraterei fuhr er wegen der „elektrischen Brisanz“ mit dem Auto. Nachdem der Komplettausfall behoben war, gab es als Dank eine Brotzeit im Festzelt. „Als sich dann kurze Zeit später eine Regenfront eine Stunde lang über Bruckmühl austobte, frotzelte er dabei noch mit seiner Frau Brigitte: „Gut, dass wir hier im Trockenen sitzen.“
Über einen früheren Fauxpas kann er auch heute noch lachen
Die Überraschung folgte dann aber auf dem Fuße. Vor lauter Eile hatte er das Schiebedach des Autos aufgelassen. „Die Folge war, dass das Wasser zentimeterhoch im ganzen Fußraum stand. Zwei Tage lang habe ich dann den Innenraum wieder trockengelegt“, schmunzelt er noch heute über seinen Fauxpas. Zudem hatte er einmal Fritz Schwarz „den Saft des Mikros“ während einer Ansprache einfach abgestellt, nachdem der SVB-Vorstand trotz mehrfacher Vorwarnung so in die Anlage gebrüllt hat, dass beinah die Technik und die Festbesucher durchgedreht wären.
Auf die Frage, was sich so alles in den vergangenen Jahren geändert hat, nennt Plank die Lautsprecheranlage als Beispiel. So waren in den 60er-Jahren zwei Mikros zu installieren (aktuell sind es bis zu 30), vier Lautsprecher aufzuhängen (heute 18) und ein Verstärker mit 50 Watt Leistung zu verbauen (heute sechs mit einer Maximalleistung von 12.000 Watt). Früher wurden geschätzt rund 120 Meter Kabel verlegt, aktuell waren es von vier Plank-Mitarbeitern an zwei Tagen 2500 Meter.
Immer noch in beratender und überwachender Funktion mit dabei
Auf seine Beweggründe angesprochen, warum er auch heuer, im Alter von 79 Jahren, noch in beratender und überwachender Funktion „mit von der Partie ist“, überlegt er nicht lange, ehe er mit einem Augenzwinkern sagt: „Zum einen bin ich anscheinend schon mit einer guten Portion Strom im Blut auf die Welt gekommen. Zum anderen ist das Verhältnis zum SVB und seinem Volksfest wie die erste große Liebe, an die man immer denkt und die einen nie loslässt.“
Auch braucht sich der SVB keine Gedanken um ein Ende der „Elektro-Plank-Ära“ zu machen. Denn Planks Sohn Robert, als Elektro-Meister ebenfalls ein Mann vom Fach, ist ebenfalls seit 33 Jahren mit dem Virus „SVB-Volksfest“ infiziert. Der 54-jährige übernimmt die langen „24/10 Schichten“ (24 Stunden an zehn Tagen erreichbar) vor Ort. Nicht selten wird er dabei von der dritten Plank-Generation, seinen beiden 20- und 22-jährigen Söhnen Johannes und Manuel, unterstützt. So wird es bei Strom-Notfällen in diesem Jahr von Freitag, 14. Juli, bis Sonntag, 23. Juli, durchs Bruckmühler Festzelt hallen: „Herr Plank bitte umgehend zum Fest-Büro, Robert Plank bitte!“