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Flüssiges Ramadama: Das sind die Hintergründe

Helfer „grasen“ zehn Kilometer Bachlauf ab, um über 800 Fische in Mangfall umzusiedeln

Der Fangtrupp des Kreisfischereivereins Bad Aibling im vollen Einsatz bei der Evakuierung des „schwimmenden Personals“ aus Kanal und Triftbach.
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Der Fangtrupp des Kreisfischereivereins Bad Aibling im vollen Einsatz bei der Evakuierung des „schwimmenden Personals“ aus Kanal und Triftbach.

Aus dem Wasser, ihr Fische, der Bach wird gekehrt! In Bruckmühl hat die Abkehr von Triftbach und Triebwerkskanal begonnen. Zahlreiche ehrenamtliche Fischer waren elf Stunden lang im Einsatz, um vorher mehr als 800 Tiere zu retten. Auch ein Biber musste an die Mangfall umziehen.

Bruckmühl – Im vierjährigen Turnus wird für den Kanal und den alten Triftbach in Bruckmühl eine Bachabkehr vorgenommen. Dies geschieht in einer gemeinsamen Aktion der Triebwerksbetreiber durchgeführt, die im „Brucker Wehrverband“ zusammengeschlossen sind. Er besteht aus den Firmen Neenah Gessner, Salus, Rösner, Clariant, Pfisterer, Taussig und den Stadtwerken Bad Aibling. Den Auftakt der „Bach-Kehrwoche“ bildete die Entfernung des knapp acht Meter langen Fußgängerstegs zwischen dem Wimmer- und Mühlbachweg per Mobilkran durch den Bauhof –„dirigiert“ von Ludwig Gabler.

Zur Vorbereitung der Bachabkehr wurde der Triftbach-Steg am Wimmerweg ausgehoben.

Elf Stunden Einsatz auf zehn Kilometern

Bevor jedoch an den Ufern der Wasserläufe zum „Ramadama“ die Bagger zum Einsatz kamen, musste der Fischbestand umgesetzt werden. Dazu wurde am frühen Morgen die Ausleitung des Triftbaches aus der Mangfall am Stauwehr an der Gemeindegrenze zu Feldkirchen-Westerham geschlossen. Nach dem weitgehenden Abfließen des Wassers – eine Restwassermenge muss für das Überleben von kleinen Lebewesen verbleiben – erfolgte dann die Evakuierung des schwimmenden Personals.

Umgesiedelt wurden mehr als 800 Fische, darunter auch viele Bach- und Regenbogenforellen.

Dazu rückte ein rund 50-köpfiges ehrenamtliches Einsatzteam des Kreisfischereivereins Bad Aibling in drei Gruppen sowie mit Fahrzeugen und Gerät an. Zunächst wurde mit einer Pumpe „Originalwasser“ aus der Mangfall in die auf Fahrzeugen befindlichen Wasserbehälter gepumpt, in denen die geretteten Fische „zwischengelagert“ wurden. Danach stieg der mit Anglerhosen ausgestattete „Fangtrupp“ ins Bachbett.

Durch den Strom aus stationären oder mobilen Aggregaten wurden die Fische kurzzeitig und schonend betäubt, mit Keschern entnommen und in Wannen zum Wasserbehälter gebracht. Die Fische wurden anschließend an der Mangfall wieder in die Freiheit entlassen. Bis auf die Hechte: Sie fanden als sogenannte Schadfische in den Höglinger Weihern und im Lauser Weiher eine neue Heimat. Die „tierische Umsiedlungsaktion“ für die insgesamt etwa zehn Kilometer lange Gewässerstrecke zwischen dem Stauwehr und Waldheim dauerte rund elf Stunden.

Den Auftakt der Bachabkehr bildet das Schließen der Ausleitung des Triftbachs aus der Mangfall am Stauwehr.

Vereinsvorstand Helmut Mauer erläuterte die beeindruckende Fang-Bilanz: etwa 300 Bach- und Regenbogenforellen, circa 400 sogenannte Weißfische – darunter Aitel, Barben und Brachsen, ungefähr 100 Äschen, 40 Hechte, zehn Aale und ein Huchen. Im Kanal tummelte sich auch ein Biber, der aber wegen der Schutzverordnungen nicht entnommen werden darf. „Er kommt aber gut allein zurecht und wechselt vermutlich in die benachbarte Mangfall über“, erklärte der Fischereivereins-Chef.

Im Wasser befanden sich auch unzählige Mühlkoppen. „Sie sind der Beweis für eine gute Wasserqualität“, konstatierte Gewässerwart Johann Bernpaintner. Der in letzter Zeit in vielen Bächen für die Fische gefährliche Wassermangel habe im Kanal und Triftbach keine Rolle gespielt. Der Gewässerwart berichtete jedoch von einem in den letzten Wochen extrem hohen Forellensterben unterhalb des Zusammenflusses von Kanal und Triftbach, der nicht durch Niedrigwasser verursacht worden und dessen Ursache unklar sei.

Die gefangenen Fische geben Robert März (links) und Robin Will in den Behälter zur Zwischenlagerung.

Nach der erfolgreichen Umsiedlung des Fischbestandes rollten dann an mehreren Abschnitten des Triftbachs und des Kanals Geräte an – unter anderem zum Räumen des Kanalbettes von Ablagerungen sowie zur Beseitigung von Schnittgut an Bäumen und Sträuchern an den Ufern.

Reparaturen und Inspektionen

„Im Zuge der Abkehr werden auch Schäden repariert, Turbinen revidiert und Unterwasser-Inspektionen durchgeführt“, berichtete Bernd Emhart, der Vorsitzende des Brucker Wehrverbandes. Die gesamten Kosten tragen die Triebwerksbetreiber im Rahmen ihrer Unterhaltspflicht für die Gewässer. Nach dem Abschluss dieser Maßnahmen werden in einigen Wochen die Wasserläufe wieder mit einem neuen Fischbesatz bestückt. „Dieser besteht für den Aufbau der Alterspyramide sowohl aus fangfähigen Fischen als auch aus Jungfischen“, informiert Mauer.

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