Stadtgebiet nicht abgedeckt
Heulen nicht überall zu hören: Kolbermoor braucht mehr Sirenen
Wie die Bürger im Katastrophenfall optimal gewarnt werden können, wird in der Stadt Kolbermoor derzeit geprüft. Zwei Sirenen gibt es bereits, doch die hören die Bürger im Süden der Stadt nicht. Das soll sich ändern.
Kolbermoor – Die Flutkatastrophe im Ahrtal hat gezeigt, dass eine Warnung über Handy-Apps nur funktioniert, solange Strom da ist. Bei einem Blackout sind Internet und Handynetze tot. Deshalb rücken nun die traditionellen Warnsysteme in den Fokus: „Im Gebiet der Stadt Kolbermoor gibt es zwei Sirenen“, erklärt Ordnungsamtschef Thomas Rothmayer. Eine befindet sich auf dem Dach der Mangfallschule, die andere auf dem alten Feuerwehrgerätehauses am Pullacher Kreisel.
Reichweite muss verbessert werden
Damit kann der Bereich der etwa 20 Quadratkilometer großen Kommune aber nicht abgedeckt werden. „Nach den Erfahrungen der örtlichen Feuerwehren und einer Beschallungsprognose erreichen wir das Zentrum der Stadt und auch den Ortsteil Pullach, aber für eine Warnung der Kolbermoorer, die beispielsweise südlich der Staatsstraße, in Lohholz oder Mitterhart leben, müssen wir nachrüsten“, so Rothmayer.
Ein Ausbau des Warnnetzes ist unumgänglich. Hinzu kommt auch: „Die beiden vorhandenen Sirenen sind Motorsirenen des Typs E57 – sogenannte Pilzsirenen. Die Sirenen werden von der Leitstelle in Rosenheim angesteuert, können aber nur den Warnton zum Brandschutz abspielen“, erklärt Armin Hörl, stellvertretender Kommandant der Kolbermoorer Feuerwehr. Deshalb müsse auch geprüft werden, ob die alten Sirenen auf weitere Warntöne aufgerüstet werden könnten. „Wir brauchen elektronisch kompakte Sirenen, die warnen und informieren können“, erläutert der Ordnungsamtschef.
Die Verwaltung hat die Fördermittellandschaft erkundet, um dem Stadtrat noch vor der Sommerpause ausführliche Erläuterungen zum Ausbau des Warnnetzes vorlegen zu können: Nach einer neuen Förderrichtlinie zur Warnung der Bevölkerung gibt es seit Oktober Zuwendungen des Bundes zur Verbesserung der Warninfrastruktur. „Dabei handelt es sich um eine Festbetragsförderung“, so Rothmayer. Demnach wird die Installation der Sirenen auf dem Dach eines Gebäudes mit 10 850 Euro gefördert. Für eine Sirene auf einem Mast gibt es Zuschüsse von 17 350 Euro, für die Nachrüstung einer Sirene 1000 Euro. Gefördert werden elektronische Sirenen mit Akkupuffer und Sirenensteuergeräte für das Digitalfunk-Netz.
Die Förderrichtlinie gilt bis Ende 2023. Bis dahin müssen alle Rechnungen bezahlt sein. Doch nicht nur deshalb drängt die Zeit. „Das Problem ist aktuell wie in vielen Bereichen auch bei den Sirenen die Lieferzeit, da gerade alle Kommunen deutschlandweit am Ausbau oder der Nachrüstung ihrer Warnnetze arbeiten“, erklärt Rothmayer.
Künftig könnte es lauter werden
In einer Beschallungsprognose wurden technische Rahmenbedingungen, geeignete Standorte, unterschiedliche Reichweiten der einzelnen Sirenen, rechtliche Grundlagen wie Lärmschutzverordnungen und die spezielle gemeindliche Situation geprüft. Um alle Ortsteile abzudecken, würden demnach drei zusätzliche Sirenen gebraucht. Künftig könnte es also lauter werden in Kolbermoor – zumindest an jedem vierten Samstag im Monat, ab 12 Uhr, für ein paar Minuten.