Damit Wanderer nicht durstig bleiben
Wirt gesucht: Breitenberghütte der Naturfreunde Rosenheim kann ab sofort gepachtet werden
Eine Hütte mitten im Grünen, ein herrlicher Blick auf das Inntal, leicht zu erreichen. All das verspricht die Breitenberghütte in Brannenburg. Wanderer stehen derzeit jedoch vor verschlossenen Türen. Denn die Pächterin hat die Hütte aufgegeben. Ein Nachfolger wird ab sofort gesucht.
Brannenburg – „Ich habe die Hütte aufgegeben. Alleine schaffe ich das einfach nicht“, sagt Josefine Rettenberger. Sie habe eine schöne Zeit gehabt. Die Besucher seien stets nett gewesen. Service und Küche hätte sie aber alleine nicht bewältigen können. Daher suchen die die Eigentümer der Hütte – Naturfreunde Rosenheim – ab sofort einen neuen Pächter.
Bei Wanderern ist die Hütte sehr beliebt. Laut Naturfreunde liegt in einem Flora-Fauna-Habitat und ist ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen. Vor allem Familien mit Kindern kehren gerne ein. Grund dafür ist die leichte Erreichbarkeit. Von Brannenburg-Sankt Margarethen gelangt man in knapp einer Stunde zur Hütte. Außerdem bietet das Haus neben einer Wirtschaft mit Biergarten auch Übernachtungsmöglichkeiten. Bis zu 33 Personen kommen im Zweibett- oder Mehrbett-Zimmer sowie einem Bettenlager unter.
Zu viel Arbeit für eine Person
Familien und Schulklassen haben bei Rettenberger auf der Hütte übernachtet. Auch die Bundespolizei zählte zu ihren Gästen. „Silvester und Junggesellenabschiede wurden oben gefeiert“, berichtet die einstige Wirtin. Doch all die Arbeit sei für sie allein nicht mehr machbar gewesen. „Ideal wäre ein Pärchen“, sagt sie. Unter der Woche kämen weniger Besucher vorbei. Am Wochenende sei die Hütte voll gewesen. Um jemanden anzustellen, dafür hätte der Umsatz nicht gereicht.
Jemanden zu finden, sei schwierig, sagt Albin Stieber, Vorsitzender der Rosenheimer Naturfreunde. „Wir hatten zwar schon Bewerber, am Ende hat es dann doch nicht gepasst“, sagt er. So hätte beispielsweise ein erfahrener Wirt aus Sachrang mit der Hütte geliebäugelt, wollte jedoch lieber weiter „in Hochlage“ bleiben.
Vorzeitiger Aufhebungsvertrag
Eigentlich laufe der auf drei Jahre befristete Pachtvertrag von Rettenberger noch bis Oktober 2024. Weil die Wirtin überraschend nicht mehr weitermachen wollte, kam es Ende Juli zum Aufhebungsvertrag. Jetzt bleibt die Tür verschlossen. Dennoch: „Dieser Schritt war einvernehmlich“, betont Stieber. Auch Josefine Rettenberger berichtet Positives: „Die Naturfreunde haben mich jederzeit unterstützt. Die Zusammenarbeit war sehr gut.“
Es brauche laut Stieber gar nicht so viel, damit es gut läuft. Ein paar wenige, aber dafür gute Gerichte zum Essen, einen freundlichen Wirt, der Gäste herzlich begrüßt und empfängt, seien für Stieber ein Schlüssel zum Erfolg. Ein einfaches aber stabiles Konzept. Jemand der ebenso naturverbunden ist, wie die Naturfreunde, und dies zu nutzen weiß.
Auch als Seminarraum nutzbar
Alternative Nutzungsmöglichkeiten hätten die Naturfreunde ebenfalls bereits diskutiert. „Wir sind offen. Der Vorstand und der Vereinsausschuss würden die Hütte auch als Seminarraum für lokale Unternehmen zur Verfügung stellen“, sagt Stieber. Auch der Pachtvertrag könne problemlos verlängert werden. Wichtig sei nur, dass es jemand ist, der „ein Händchen dafür hat“ und motiviert sei, etwas daraus zu machen, so der Vorsitzende.
Eröffnet wurde die Breitenberg im Jahr 1928 anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Naturfreunde Rosenheim. Sie ist somit fast 100 Jahre alt. „Für viele ältere Mitglieder ist die Hütte sehr identitätsstiftend“, sagt Stieber. 1933 nach der Machtergreifung wurden die Naturfreunde von den Nationalsozialisten verboten. Die Breitenberghütte wird durch den bayerischen Staat beschlagnahmt und an die Wehrmacht verkauft. 1945 gründeten sich die Naturfreunde neu, ein Jahr später er die Ortsgruppe Erlaubnis, die Hütte wieder zu verwalten. 1950 fand die Rückübereignung statt.
Buchungen für das laufende Jahr gibt es bereits
„Besonders schade“ sei nämlich, dass es Buchungen gibt, sagt Stieber. Jetzt und auch in der Zukunft. So hätten die gleichen Gästen vom letzten Jahr wieder für Silvester gebucht. „Wir hoffen, nicht absagen zu müssen“, beteuert Stieber.