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„Ich habe schon viel erlebt - aber das noch nicht“

Langes Warten auf den Strom-Anschluss: Brannenburger Bauunternehmer verärgert über Bayernwerk

Andreas Kreuz muss sich neue Baustromkästen kaufen, weil das Bayernwerk nicht in der Lage ist, den Stall eines Landwirts innerhalb eines Jahres ans Stromnetz anzuschließen.
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Andreas Kreuz muss sich neue Baustromkästen kaufen, weil das Bayernwerk nicht in der Lage ist, den Stall eines Landwirts innerhalb eines knappen Jahres ans Stromnetz anzuschließen.

Der Chef eines kleinen Bauunternehmens muss Baustromkästen kaufen. Weil ein Großunternehmen es nicht schafft, innerhalb eines knappen Jahres einen Anschluss zu legen. Andreas Kreuz singt ein Loblied auf die kleinen Energieversorger.

Brannenburg - Ein Jahr ist es her, dass Andreas Kreuz Baustromkästen in Bernau am Chiemsee aufstellte und mit dem Bau eines Milchviehstalles begann. Die Baustromkästen stehen dort immer noch. Und Kreuz, der Chef eines kleinen Bauunternehmens in Brannenburg, muss sich neue kaufen, um die jetzt anstehenden Baustellen ausstatten zu können.

„Ich habe schon viel erlebt - aber das noch nicht“, sagt Kreuz dazu, dass das Bayernwerk es bis heute nicht geschafft hat, den Milchviehstall ans Stromnetz anzuschließen. Der Landwirt habe kurz nach Baubeginn den Antrag beim Bayernwerk gestellt, dass sein Milchviehstall im Mai ans Stromnetz angeschlossen wird. Es tat sich nichts. Den ganzen Sommer über versuchte der Landwirt laut Kreuz vergeblich, vom Bayernwerk einen konkreten Anschlusstermin zu erfragen - um den Umzug in den neuen Stall planen zu können. „Der Einzug in den neuen Stall fand dann allerdings ohne richtigen Stromanschluss statt“, sagt Kreuz. Der Landwirt zahlt bis heute Baustrom, so Kreuz, „das teuerste, was es gibt.“

Stromanschluss nicht vor Frühjahr 2023

Als der Bautechniker, Maurer- und Betonbauermeister Kreuz im Oktober 2022 selber beim Bayernwerk nachfragte, weil er den Einsatz seiner Baustromkästen für die jetzt anstehenden Baustellen planen wollte, sei er auf „Frühjahr 2023“ vertröstet worden. Vorher gehe nichts, weil alle Subunternehmer ausgelastet seien.

Ein Baustromkasten kostet laut Kreuz 2500 bis 3000 Euro pro Stück. Viel Geld für eine Firma mit fünf Männern auf der Baustelle und einer Frau im Büro. „Ja, das tut schon weh“, sagt Kreuz. Ärgerlich sei es vor allem, weil er eigentlich so aufgestellt sei, dass ihm die Baustromkästen übers Jahr reichen. Dass Kästen mal drei, vier Monate an einer Baustelle stehen, das gebe es immer wieder. Aber ein Jahr, das sei neu. Für seine nächste Baustelle, in Oberaudorf, muss er einkaufen. Glücklicherweise sind Baustromkästen problemlos lieferbar.

Bauunternehmer lobt kleine Stromversorger

„Da lobe ich mir die kleinen Stromversorger im Inntal, wo Stromanschlüsse kurzfristig, unbürokratisch und mit eigenen Mitarbeitern erledigt werden“, sagt Kreuz.

Die danken im Gespräch mit der Redaktion für das Lob. „Wenn das Ortsnetz steht, dann geht das bei uns innerhalb von 14 Tagen“, sagt Bernhard Pichler vom Wendelsteinbahn-Stromversorger in Brannenburg. Nur wenn das Ortsnetz eigens für den Anschluss ausgebaut werden müsste, dann könne es etwas dauern. Und wenn die Erdbauarbeiten nicht durch die Baufirma des Antragstellers ausgeführt, sondern beim Stromversorger mit geordert werden. „Wenn dann der Tiefbauer ausgebucht ist, dann dauert es vielleicht mal zwei, drei Wochen länger.“

Die Mitarbeiter sind schnell

Das sehen Pichlers Kollegen bei den Gemeindewerken in Oberaudorf und Kiefersfelden genauso. Es gebe schon etliche denkbare Verzögerungsgründe - es werden unter anderem ebenfalls Netzausbau oder ausgebuchte Tiefbauer genannt - „aber ein Jahr ist schon viel“, so der Mitarbeiter der Kiefersfeldener Gemeindewerke. Schon Monate seien in Oberaudorf nicht üblich, heißt es vom dortigen Gemeindewerk, „unsere Mitarbeiter teilen das so ein, dass es schnell geht.“

Eigene Mitarbeiter machen die „Kleinen“ flexibler

Alle drei kleinen Stromversorger betonen aber auch, dass das Bayernwerk als „großer Laden“ nicht so schnell reagieren könne wie sie. Sie seien schon deswegen flexibler, weil bei ihnen keine Hunderttausende Aufträge eingingen, weil sie überwiegend mit eigenen Leuten arbeiteten, „und weil wir jede Straße kennen“.

Auf die Anfrage der Redaktion in der Pressestelle des Bayernwerks, wie es sein könne, dass zwischen einem Antrag und dem Anschluss rund ein Jahr liege, kam die Auskunft, dass man sich ohne detaillierte Daten - nach Möglichkeit mit Kundennummer - dazu nicht äußern könne. Auch da waren die „Kleinen“ flexibler.

Bayernwerk: Bauboom und knappe Ressourcen

Erst auf nochmalige Nachfrage heißt es, dass das Bayernwerk sich bemühe, die Kundenwünsche so schnell als möglich zu berücksichtigen. Aber: Aufgrund anhaltend knapper Ressourcen am Markt sei es so, dass sich die Ausführungszeiten für Infrastrukturanbindungen bei Neubauten im Privat- und Gewerbebereich deutlich verlängert haben.

Warum ist das so? „Erstens erleben wir einen nachhaltigen Bau- und Anschlussboom in Oberbayern, der auch im Chiemgau zugenommen hat“, erklärt Pressesprecher Michael Bartels. Zweitens treffe dieser Bauboom auf eine mittlerweile knappere Verfügbarkeit von Baufirmen und teilweise auch Material, wie Kabeltechnik und Verteilerkomponenten. „Da auch wir, wie alle anderen Infrastrukturunternehmen, auf unsere Partnerfirmen aus dem Tiefbaubereich angewiesen sind, wirkt sich das auf die Bearbeitungsdauer von Hausanschlüssen aus.“

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