Wallfahrtskirche bei Bruckmühl
Kinder wirklich nur als Zeugen gesucht? – Was die Polizei zur Brandstiftung in Weihenlinden sagt
Wer hat in der Wallfahrtskirche Weihenlinden bei Bruckmühl gezündelt? Bislang hat die Polizei auf diese Frage noch keine Antwort. Zumal sich die Kinder, denen der Brandherd aufgefallen war, noch nicht gemeldet haben. Werden sie tatsächlich nur als Zeugen gesucht?
Bruckmühl – Der materielle Schaden liegt laut Polizei gerade einmal bei ein paar Euro – und dennoch ist das Unverständnis darüber, wie man auf die Idee kommen kann, in der Wallfahrtskirche Heilige Dreifaltigkeit in Weihenlinden bei Bruckmühl zu zündeln, groß. Schließlich hätte auch ein kleiner Brand letztlich einen großen Schaden anrichten können. Wieso Wilhelm Mayer, Mesner der Wallfahrtskirche, gegenüber dem OVB auch betonte: „Man kann vom Glück im Unglück sprechen.“
Kinder informieren Kirchenbesucherin über kokelndes Buch
Bislang unbekannte Täter hatten am Freitag, 29. Dezember 2023, gegen 13.45 Uhr nach bisherigen Erkenntnissen der Bad Aiblinger Polizei an einem Buch links vom Altar, in dem Besucher ihre Gebete und Wünsche niederschreiben können, gezündelt. Zwei Kinder informierten eine Kirchenbesucherin über das kokelnde Buch, die wiederum Polizei und Feuerwehr informierte und das Buch ins Freie brachte, um ein Übergreifen des Feuers zu verhindern.
Die beiden Kinder, die beim Eintreffen der Einsatzkräfte bereits verschwunden waren, haben sich trotz eines Aufrufs der Polizei noch nicht bei den Ermittlern gemeldet, wie ein Polizeisprecher gegenüber dem OVB bestätigte. „Auch sonst haben wir noch keine Zeugenhinweise bekommen“, sagte der Polizeisprecher am Dienstag (2. Januar) auf OVB-Anfrage. Die Frage, ob es sich bei den beiden Kindern, die seitens der Polizei als „Zeugen“ gesucht werden, auch um die Täter handeln könnte, wollte der Polizeisprecher weder bestätigen noch dementieren.
Neues Buch liegt bereits in der Kirche aus
Für Mesner Mayer ist es durchaus denkbar, dass Kinder oder Jugendliche für die Zündelei in der Wallfahrtskirche verantwortlich sind. Er selbst ist nach eigenen Angaben von einem Mitglied der Feuerwehr über den kleinen Brand in dem Gotteshaus informiert worden. „Es ist ja Gott sei Dank nicht mehr passiert“, so Mayer gegenüber dem OVB. „Schade ist, dass das Buch fast schon voll war.“ Das Buch habe letztlich die Polizei zur Spurensicherung mitgenommen, ein neues zum Eintragen der Wünsche und Gebete liege in der Kirche aber bereits aus.
In seiner bislang zweijährigen Dienstzeit als Mesner hat er nach eigenen Angaben noch keine größere Zerstörungswut oder Vandalismus in und an der Wallfahrtskirche erlebt. Wobei er aber klarstellt, dass gerade das Spiel mit dem Feuer katastrophale Folgen haben könnte. „Ich will mir gar nicht ausmalen, was passieren kann, wenn beispielsweise die Kartons mit den Opferkerzen, die Christbäume oder das jahrhundertealte Holz in Brand geraten“, sagte Mayer, der dennoch nichts davon hält, die Besucher auszusperren. „Die Wallfahrtskirche ist ja schließlich dafür da, dass die Besucher ihre Anliegen vorbringen können.“
Erster großer Kirchenbau nach dem 30-jährigen Krieg in Oberbayern
Nicht nur gläubige Menschen, auch viele Kunstbegeisterte zieht es Jahr für Jahr nach Weihenlinden bei Bruckmühl, um die prächtige Wallfahrtskirche zur Heiligen Dreifaltigkeit in Augenschein zu nehmen. 1653 wurde die Kirche auf einer alten, heiligen Stätte errichtet, auf der bereits im 16. Jahrhundert eine Martersäule, Grabhügel und zwei Linden standen. Nachdem dort eine Heilquelle entdeckt worden war, pilgerten zahlreiche Gläubige zu einer kleinen Kapelle, die dort zunächst errichtet worden war. 1653 ließ Propst Valentin über der achteckigen Kapelle dann die große Kirche errichten, die 1657 geweiht werden konnte und als erster großer Kirchenbau in Oberbayern nach dem 30-jährigen Krieg gilt. Das dreischiffige Gotteshaus, das in Hinblick auf die Außenansicht fünfschiffig wirkt, hat an den Seiten zwei Wandelgänge. Über der Sakristei befindet sich ein historisches Wallfahrtsmuseum mit Exponaten wie Votivbildern, Figuren, Gemälden und liturgischen Gewändern.
So können die Menschen auch in Zukunft ohne größere Einschränkungen in der Wallfahrtskirche Weihenlinden ihre Bitten und Anliegen vorbringen. Spuren, die von der Zündelei kurz vor dem Jahreswechsel zeugen, werden sie dabei nicht mehr finden. Denn nicht nur das angekokelte Buch wurde ausgetauscht, sondern die Kirche anschließend auch zwei bis drei Stunden gelüftet, um den Rauchgeruch, der im Gotteshaus hing, zu vertreiben.
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