Polizei bezeichnet 62-Jährige als „Schutzengel“
OVB-Zustellerin als „Feuerwehrfrau“: So hat Johanna Pilger aus Kolbermoor Schlimmeres verhindert
Sie hat nicht weggesehen, sondern beherzt eingegriffen: Am Dienstag (17. Dezember) in den frühen Morgenstunden hat OVB-Zustellerin Johanna Pilger in Kolbermoor kurzerhand einen Brand gelöscht und damit Schlimmeres verhindert. Wie die 62-Jährige ihren Einsatz als „Feuerwehrfrau“ erlebt hat.
Kolbermoor – Sie steht nicht nur sechs Mal die Woche um Mitternacht auf, um die Leser des Mangfall-Boten in Kolbermoor bereits in den frühen Morgenstunden mit den neuesten Nachrichten zu versorgen, sondern ist am Dienstag, 17. Dezember, auch zum vorweihnachtlichen Schutzengel geworden: Johanna Pilger (62), Zeitungszustellerin mit Leib und Seele, hat Dienstagfrüh durch ihr beherztes Eingreifen einen Brand gelöscht und dadurch vermutlich Schlimmeres verhindert.
Die 62-jährige Kolbermoorerin, deren Wecker täglich – ausgenommen sonntags – um Mitternacht läutet, damit sie als Zeitungszustellerin pünktlich um 1.30 Uhr ihre Tour starten kann, war gegen 4.45 Uhr im Westen Kolbermoors unterwegs, als ihr plötzlich ein strenger Geruch in die Nase stieg. „Es hat bereits am Anfang der Straße irgendwie nach verbranntem Gummi gerochen“, schildert Pilger gegenüber dem OVB. „Erst habe ich allerdings gedacht, dass das mein Auto ist.“
Brandgeruch ist immer stärker geworden
Der Brandgeruch sei allerdings immer stärker geworden, je weiter sie in den Straßenzug eingefahren sei. „Ich bin dann beim nächsten Abonnenten ausgestiegen, hab‘ an meinem Auto aber nichts feststellen können“, sagt die 62-Jährige, die die Tour seit rund sechs Jahren fährt. „Als ich dann die Zeitung in den Briefkasten stecken wollte, habe ich gesehen, dass da in der Nähe der Haustür etwas flackert.“
Beim genaueren Hinsehen war Pilger schnell klar, dass dort eine brennende Kerze in einer Laterne außer Kontrolle geraten war und bereits auf einen kleinen Deko-Christbaum aus Plastik übergegriffen hatte. „Ich habe dann versucht, mit der Zeitung das Feuer zu löschen, was aber nicht funktioniert hat“, schildert die Kolbermoorerin ihren Einsatz als „Feuerwehrfrau“. „Dann ist mir plötzlich eingefallen, dass ich ja noch ein Sixpack Wasser im Auto habe.“ Nach einigen Spritzern des Sprudels war der Kleinbrand letztlich gelöscht.
Anschließend habe sie bei den Hausbewohnern geklingelt, es habe aber niemand geöffnet. Daraufhin setzte die Zeitungszustellerin zunächst ihre Tour fort, um auch die übrigen Abonnenten pünktlich mit dem Mangfall-Boten zu versorgen, kehrte wenig später aber wieder an den Brandort zurück, „weil mir das keine Ruhe gelassen hat und ich sichergehen wollte, dass das Feuer nicht erneut aufflammt“. Dort traf sie – nachdem sie die Polizei über den Vorfall verständigt hatte – auch einen Anwohner, der „sichtlich froh war, dass ich eingegriffen habe“.
Friedenslicht soll nach Einschätzungen der Polizei Brand ausgelöst haben
Wobei es aber nicht nur seitens des Anwohners Lob für die 62-Jährige gab. Auch die Polizeiinspektion Bad Aibling bezeichnete die Kolbermoorerin in einer Pressemitteilung als „mutigen Schutzengel“. Nach aktuellen Erkenntnissen der Ermittler dürfte ein sogenanntes Friedenslicht, das bis Weihnachten durchgehend brennen soll, den Brand ausgelöst haben. Der Sachschaden – die hölzerne Haustüre, Weihnachtsdekoration und einige Kinderschuhe wurde in Mitleidenschaft gezogen – hielten sich aufgrund des tatkräftigen Handelns der Kolbermoorerin in Grenzen.
„Da habe ich vor Weihnachten noch eine gute Tat vollbracht“, sagt die engagierte Zeitungszustellerin und lacht. Wobei Johanna Pilger auf ihren Zustelltouren durch die Stadt Kolbermoor nach eigenen Angaben stets die Augen offen hält. Pilger: „Wenn etwas nicht so ist, wie es sein soll, dann fällt mir das natürlich auf. Und dann schreite ich auch ein.“