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Interview mit Schönheitschirurg Dr. Florian Sandweg

Botox, Fett-Weg oder Brust-OP? Das sind die beliebtesten Schönheitseingriffe in Rosenheim

In seiner Praxis im Medical Cube nimmt sich Dr. Florian Sandweg den Wünschen seiner Patienten an.
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In seiner Praxis im Medical Cube nimmt sich Dr. Florian Sandweg den Wünschen seiner Patienten an.

Schönheits-OPs sind schon lange kein Tabu mehr. Das merkt auch Dr. Florian Sandweg aus Rosenheim. Der Chirurg erfüllt die Wünsche zum Traum-Aussehen. Alles macht er jedoch nicht mit. Wo bei ihm Schluss ist und was die beliebtesten Eingriffe in der Region sind.

Rosenheim – Bei ihm bekommen die Rosenheimer ihr Fett weg. Aber nicht im sprichwörtlichen Sinn, sondern tatsächlich. Dr. Florian Sandweg ist seit 14 Jahren als Facharzt für Ästhetische und Plastische Chirurgie in Rosenheim tätig. In seiner Praxis im Medical Cube bekämpft er nicht nur Fettpölsterchen, sondern auch Falten, hängende Augenlider und schlaffe Haut. Aber gibt es dafür hier überhaupt einen Markt, oder interessiert sich doch nur die Münchner Schickeria für den Luxus der Selbstoptimierung? Das und wie er mit ausgefallenen Wünschen und unrealistischen Schönheitsidealen umgeht, erklärt er im OVB-Interview.

Herr Sandweg, bei Schönheits-OPs denkt man ja eigentlich erstmal an Großstadt, High Society und VIPs. Wie groß ist das Thema in Rosenheim?

Sandweg: Das ist auch in Rosenheim und Umgebung auf jeden Fall ein Thema. Natürlich haben wir nicht das Aufkommen wie München oder Düsseldorf hier, aber ich denke prozentual ist es genauso verteilt.

Ist es immer noch so, dass hauptsächlich Frauen Schönheits-OPs machen? Oder kommen mittlerweile auch mehr Männer zu Ihnen?

Sandweg: Im Schnitt sind es bei mir über 90 Prozent weibliche Patienten, der Rest sind Männer. In Ballungszentren wie München, Köln oder Berlin können es auch mal 15 Prozent Männer sein.

Und was lassen die zehn Prozent Männer am häufigsten machen?

Sandweg: Operativ ist bei Männern der häufigste Eingriff die Oberlidstraffung. Manchmal auch die Unterlidstraffung und die Fettabsaugung. Bei den nicht-operativen Behandlungen interessieren sich Männer in der Regel für Botox, mittlerweile auch für Filler und hautverjügende Spritzen. Bei diesen Spritzen wird der Stoffwechsel dazu angeregt, verloren gegangene Kollagen- und Elastinfasern neu zu produzieren, was das Gewebe von innen heraus erneuert und das Hautbild verjüngt.

Diese Beauty-Eingriffe sind bei Rosenheimer Frauen am beliebtesten

Und welche Eingriffe sind bei Frauen am beliebtesten?

Sandweg: Es kommen auch viele Frauen für Oberlidstraffungen und Fettabsaugungen zu mir. Und dann kommt noch das ganze weibliche Thema. Also alles, was die weibliche Brust betrifft.  Brustvergrößerung, Brustverkleinerung, Bruststraffung – in diesem Bereich habe ich viele Patientinnen. Aber auch Bauchdeckenstraffung nach Schwangerschaft oder Gewichtsabnahme sind ein Thema.

Kommen auch viele junge Frauen zu Ihnen?

Sandweg: Ja, es kommen auch schon junge Frauen wegen Botox und Lippen. Viele kommen auch zur Prophylaxe und sagen „Ich möchte diese Falte gar nicht erst entstehen lassen“. 

Ist das sinnvoll? 

Sandweg: Es gibt Frauen, zu denen sage ich: „Kommen Sie in vielen vielen Jahren wieder“. Aber wenn Leute kommen und sagen: „Meine Mutter hat eine Zornesfalte, die möchte ich nicht bekommen“, dann ergibt es Sinn, frühzeitig zu verhindern, dass die Haut in diese Falte gelegt wird. Hier ist aber auch Hautpflege ein wichtiges Thema.

Denken Sie, dass immer mehr junge Frauen zu Ihnen kommen, um den durch Social Media vermittelten Schönheitsidealen gerecht zu werden?

Sandweg: Ja. Ich glaube, da ist tatsächlich ganz stark Social Media dran schuld. Das zeigt auch die Statistik der DGÄPC (Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie). Der Einfluss der Sozialen Medien auf das Selbstbild ist enorm. Ich habe ja auch einen Instagram-Kanal, versuche das Ganze aber immer eher informativ und edukativ zu gestalten.

In den sozialen Netzwerken sind es ja auch nicht unbedingt Ärzte, sondern eher die Influencer und Models, die ein oftmals unrealistisches Bild vermitteln.

Sandweg: Das ist das Schlimme in Deutschland. Hier müssen Bilder mit Filtern nicht gekennzeichnet werden. In Norwegen und Frankreich ist das anders. Da muss immer ein großes Kennzeichen drauf, dass dieses Bild mit digitalen Mitteln bearbeitet ist. Die jungen Leute haben ein völlig verstelltes Idealbild dadurch. Das ist bei uns eine große Lücke im Gesetz.

Kommen dann auch junge Menschen mit unrealistischen Vorstellungen zu Ihnen?

Sandweg: Ja. In der Regel versuche ich in einem ausführlichen Gespräch diese unrealistischen Vorstellungen herauszuarbeiten und das Vorhaben auszureden. Außerdem muss man für ästhetische Eingriffe immer volljährig sein.

Sie sehen sich da also auch in der Verantwortung, gerade bei jungen Leuten zu sagen: „Hey, warte mal noch ab“?

Sandweg: Genau. Oder ich versuche erst mal, das bestehende Bild in ein richtiges Licht zu rücken. Also den Leuten klarzumachen, das ist nicht echt, was du da im Internet siehst. Und es ist ganz wichtig, die Leute darüber aufzuklären, dass es einen hohen Suchtfaktor gibt. Das finde ich gerade bei jungen Menschen sehr wichtig. Wobei ich oft auch nicht weiß, wo die das Geld herhaben, um das hier machen zu lassen. Ich in dem Alter hatte es nicht – aber wir sprechen ja hier von der Erbengeneration. (lacht)

„Viele Leute wissen gar nicht, was alles passieren kann“

Sie klären ja wahrscheinlich auch nicht nur über den Suchtfaktor, sondern auch über Risiken auf. Die dürften sicher auch einige abschrecken.

Sandweg: Ja, ich bin in erster Linie Arzt. Ich habe mich dazu verpflichtet, niemals zu schaden. Viele Leute wissen auch gar nicht, was bei Fillerspritzen alles passieren kann.

Zum Beispiel?

Sandweg: Sollte beim Spritzen der Filler in ein Blutgefäß geraten, kann er dieses verstopfen, was schlimmstenfalls zur Erblindung führen kann. Deshalb ist es ja auch so essenziell wichtig, sich von einem gut ausgebildeten Arzt behandeln zu lassen. Wenngleich ich nicht sage, dass bei Ärzten nichts passieren kann. Aber wir sind meistens in der Lage, eine Komplikation zu erkennen und zu behandeln. Und wenn wir sie nicht selber behandeln können, können wir sie dahin schicken, wo sie behandelt werden.

Wie oft kommen solche Komplikationen vor?

Sandweg: Das ist sehr selten. Wir führen hier sehr häufig Fillerbehandlungen durch und haben seltenst Probleme.

Ist das Thema Schönheitschirurgie durch Social Media jetzt weniger ein Tabu? Früher wurde ja immer abgestritten, wenn man etwas machen hat lassen.

Sandweg: Erstmal ist es mir ein Anliegen, ganz klar zu sagen, dass der Titel Schönheitschirurg oder Beauty Doc keine geschützten Titel sind. Jeder Arzt darf sich so nennen, vom Gynäkologen bis hin zum Orthopäden. Dennoch ist dies eine Entwicklung in unserer Gesellschaft, die mich freut. Ich denke, dass ästhetische plastische Chirurgie absolut salonfähiger geworden ist. Die Leute reden auch eher. Nicht alle, aber viele. Es gibt halt nicht mehr diesen Igitt-Faktor, wie es früher war. Da war zum Schönheitschirurgen zu gehen so, wie zum Proktologen zu gehen – redet man nicht drüber. Heutzutage sagt man dann schon zumindest seinen Freundinnen „Ja, ich habe da ein bisschen Botox machen lassen“, oder „Ja, ich habe mir die Brüste machen lassen.“ Das gibt es viel mehr inzwischen. 

Als Sie angefangen haben, war die Gesellschaft noch nicht so offen für die Thematik. Mussten Sie sich auch Kritik für ihre Berufswahl anhören?

Sandweg: Klar.

Was wurde Ihnen damals gesagt?

Sandweg: Ich habe schon relativ früh für mich entschieden, dass ich plastische Chirurgie machen will. Da war es aber alles rekonstruktive Chirurgie, also Unfälle, Krebs, Fehlbildungen – solche Sachen. Das ist zum Glück auch sehr weit anerkannt in der Gesellschaft. Wenn man dann anfängt, mit Ästhetik zu arbeiten, dann hört man schon „Das ist doch nicht sinnvoll. Wirst du jetzt Kosmetiker oder was?“. Aber das ist ja trotzdem eine hohe Kunst. Um das wirklich gut zu machen, muss man viele Techniken erst einmal beherrschen und viel Erfahrung haben.

Was ist das Schönste an Ihrem Job?

Sandweg: Ich kann mit meiner Hände Arbeit Menschen glücklich machen. Das macht mir wahnsinnig viel Spaß an meinem Job. Das bestärkt mich auch. Natürlich will man als Arzt helfen und man fragt sich auch, wie weit ist man noch Arzt, wenn man sich damit beschäftigt. Aber wenn man es seriös macht und sich die komplexen Sorgen und Wünsche der Leute anhört, dann tut man sicher auch etwas Gutes. 

Wenn man sich mit seinem Aussehen unwohl fühlt, ist das ja auch ein emotionales Thema. Gibt es auch Fälle, die Sie persönlich mitnehmen?

Sandweg: Ja, schon. Ich sehe manchmal Dinge, wo mir die Leute echt leid tun.

„Das mache ich nicht“: Welche Eingriffe Dr. Sandweg ablehnt

Gibt es dann auch Leute, die mit sehr extremen Vorstellungen zu Ihnen kommen? 

Sandweg: Die gibt es natürlich. Ich wurde schon gebeten, was vom Schädel oder vom Kinn wegzuschleifen. Das mache ich nicht. Heute war eine Dame hier, die wollte Fox-Eyes. Das mache ich auch nicht.

Was sind Fox-Eyes?

Sandweg: Das ist ein extremes Anheben der Lidwinkel und der Braue. Aktuell auch Trend in den Sozialen Medien. Da sind wir wieder bei dem Motto: Niemals schaden. Man schaut ja dann auch, ob man es wieder zurückentwickeln kann. Und wenn die Patientin die Fox-Eyes in fünf Jahren nicht mehr will, weil es nicht mehr in Mode ist, ist sie auch blöd dran.

Extrem in Mode ist ja auch das Brazilian Butt Lift, eine OP mit Eigenfettinjektion in das Gesäß zur Vergrößerung. In Zusammenhang mit diesem Eingriff gab es ja auch schon Todesfälle.

Sandweg: Das wurde in Rosenheim bisher nur ganz selten angefragt. Habe ich noch nie gemacht, werde ich auch nicht – es gab nun mal einige Todesfälle. Das ist eine gefährliche Prozedur.

Die Inflation trifft ja wirklich alle Branchen. Wie sieht es bei Ihnen aus? Nehmen weniger Menschen jetzt Geld für den Luxus Schönheit in die Hand?

Sandweg: Das Thema Aussehen ist auf jeden Fall noch genauso wichtig. Aber man merkt in der ganzen Branche, dass es mehr Leute gibt, die aufs Geld achten. Die Leute müssen sich eher Gedanken machen, ob sie ihren nächsten Kredit fürs Eigenheim noch bedienen können – und das finde ich auch völlig okay. Aber auf der anderen Seite ist die Nachfrage nach Ästhetik eher größer. Ich kann jetzt nicht sagen, dass ich hier weniger zu tun hätte. 

Man fragt sich nur, wo fangen die Leute an zu sparen?

Sandweg: Ich denke, bei mir zuerst. Natürlich müssen die Menschen zuerst ihre wichtigen Grundbedürfnisse erfüllen, bevor sie zu mir kommen. Das ist ein Nice-to-have, aber bei weitem kein Must-have. Dessen bin ich mir auch völlig bewusst. Was ich hier anbiete, ist Luxus. Außer für die Patienten, die ernsthaft unter ihrem Problem psychisch leiden.

Auch die Praxis von Dr. Sandweg zeigt: Was er hier tut, ist Luxus.

Und wie viel muss man für den Luxus bezahlen?

Sandweg: Um mal eine Hausnummer zu nennen sind nicht-operative Behandlungen wie Spritzen im mittleren dreistelligen Bereich, Operationen fangen im oberen vierstelligen Bereich an. Die Spanne ist also groß, je nachdem, was man machen lassen möchte.

Zu guter Letzt: Haben auch Sie schon etwas machen lassen?

Sandweg: Ja. Ich habe mir tatsächlich schon bald nach meiner Niederlassung vor 14 Jahren Botox gegen die Zornesfalte und als Chemical Brow Lift unter die Braue spritzen lassen. Genauso wie die Bio-Stimulation, also die Skinbooster.

Deutsche Gesellschaft für Ästhetische-Plastische Chirurgie (DGÄPC) tagt in Rosenheim

Am 2. Dezember tagt im KuKo in Rosenheim die Deutsche Gesellschaft für Ästhetische-Plastische Chirurgie (DGÄPC) mit Dr. Florian Sandweg als Tagungspräsidenten. Auf dem Programm stehen Vorträge zur Ästhetischen und Körperformenden Chirurgie, aber auch zum Thema Soziale Medien. Die Tagung richtet sich an alle Mitglieder der DGÄPC, sowie externe Fachärzte in diesem Bereich.

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