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Stau auf A8 verursacht „unerträgliche Verkehrssituation“

Blechlawine überrollt Frasdorf – Wie der Bürgermeister das Leben der Einwohner verbessern will

Der Frasdorfer Bürgermeister Daniel Mair will etwas gegen das Verkehrsproblem in dem Ort unternehmen.
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Der Frasdorfer Bürgermeister Daniel Mair will etwas gegen das Verkehrsproblem in dem Ort unternehmen.

Den Einwohnern von Frasdorf reicht es. Sie leiden unter dem vielen Verkehr im Ort, sobald Stau auf der A8 ist. Bürgermeister Daniel Mair will die „unerträgliche Verkehrssituation“ verbessern. Eine Lösung aus einer anderen bayerischen Gemeinde gefällt ihm besonders.

Frasdorf – Passiert ein Unfall auf der Autobahn A8, staut sich der Verkehr. Viele Autofahrer wollen eine Wartezeit nicht hinnehmen und fahren über die anliegenden Dörfer. Für Frasdorf ist das ein immer wiederkehrendes Problem, sagt Bürgermeister Daniel Mair. Denn die Fahrer verstopfen nicht mehr nur die Hauptstraße, sondern nun auch die Siedlungen.

Rettungsdienst hätte keine Chance im Notfall

„Dieses Jahr zu Ferienbeginn war es eine riesige Katastrophe“, erinnert sich Mair. Innerhalb von wenigen Tagen seien drei Lkw-Unfälle passiert. Die Folge: Vollsperrungen auf der A8 und Stau auf allen Siedlungsstraßen in Frasdorf. „Mit lauter auswärtigen Fahrzeugen“, betont Mair. Der Rettungsdienst wäre in Notfall nicht durchgekommen.

Sogar einen „ziemlich massiven Unfall“ hat es laut dem Bürgermeister in einer Siedlung gegeben. Ein Berliner Urlauber mit Kindern im Auto habe „rechts vor links“ übersehen und sei mit einem anderen Fahrzeug zusammengestoßen. Es ist niemand verletzt worden, aber die Feuerwehr musste anrücken.

Für Senioren und für Kinder sei die Situation „ein Wahnsinn“. „Du kannst in der Siedlung nicht mehr auf die Straße gehen“, sagt Mair. Die Autofahrer seien teilweise hochaggressiv. Zudem führen sie sogar über Privatgrundstücke. Einige Bürger hätten ihnen den Weg blockiert und sie nicht durchgelassen. „Da hätte es bald Schlägereien gegeben“, berichtet Mair. Die Situation sei nicht nur unangenehm, sondern „extrem gefährlich“. „Die Bürger gehen auf die Barrikaden“, sagt Mair. Viele Ortsansässige hätten sich bei ihm beschwert.

Brief an das Verkehrsministerium mit Bitte um Hilfe

Um die Situation zu verbessern, hat sich der Frasdorfer Bürgermeister an das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr gewandt. In dem Schreiben schildert Mair die „unerträgliche Verkehrssituation“. Diese betreffe nicht nur Frasdorf, sondern alle Gemeinden nahe der Autobahn A8. Aufgrund der Belastung für die Orte bittet Mair um eine Ausweitung des Verbotes zum Verlassen der Autobahn bei Stau in den Ferienzeiten – so wie es in Österreich geregelt sei. „Alles andere wird nichts ändern“, sagt der Bürgermeister.

Um die Belastung zu verdeutlichen, untermauert Mair seine Forderung mit Fotos von den vielen Autos im Ort, einer Karte von den verstopften Straßen und einer Auflistung von Stautagen. 14 Tage, an denen der Verkehr seit Februar in Frasdorf aufgrund des Staus auf der Autobahn besonders schlimm war. Sechs von den 14 Tagen, in denen Autos den Ort verstopft haben, waren im Juli.

Dem Schreiben an das Bayerische Verkehrsministerium hat Bürgermeister Mair eine Karte von Frasdorf beigefügt. Mit einem rosafarbenen Stift hat er die Ortsdurchgangsstraßen markiert, die von Autobahn-Abfahrern besonders verstopft werden. Mit gelb hat er die Siedlungsstraßen markiert, die mittlerweile auch blockiert werden.

Ein Sprecher des Verkehrsministeriums teilt mit, dass das Antwortschreiben an den Bürgermeister aktuell vorbereitet wird. Er wolle der Antwort nicht vorgreifen und daher vorab keine Auskunft geben. Mair hat sich zudem an Landrat Otto Lederer gewandt. Sollte es eine Lösung für ein Abfahrverbot von Autobahnen bei Staubildung geben, wird Lederer diese unterstützen, teilt ein Sprecher des Rosenheimer Landratsamtes mit.

Auch die CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig versteht das Anliegen: „Als Bürgerin von Kolbermoor kenne ich verstopfte Durchgangsstraßen als Folge von Staus auf der Autobahn A8 auch aus eigener, leidvoller Erfahrung.“ Es bestehe dringender Handlungsbedarf. Mobilität sei notwendig – aber sie dürfe nicht auf Kosten der Menschen in unserer Heimat gehen.

Die besondere Lage von Frasdorf ist ihr immer bewusst gewesen, sagt Ludwig. Deshalb habe sie sich dafür eingesetzt, dass die Gemeinde beim Ausbau der A8 größtmöglichen Lärmschutz mit einer Einhausung bekommt. Der sechsstreifige Ausbau werde zu einer Entlastung des Ortes führen.

Abfahrtssperren von der Autobahn, wie sie Mair fordert, seien EU-rechtlich nicht möglich. Österreich sperre nicht die Autobahnabfahrten, sondern die anschließenden Kreis-, Staats- oder Bundesstraßen. Dafür hätten die dortigen Straßenverkehrsbehörden die rechtliche Grundlage der Verkehrslenkung. „De facto wirkt das in Österreich als Abfahrtsverbot, weil die Autofahrer wieder auf die Autobahn zurückgeschickt werden und auch ein Bußgeld fällig wird“, erklärt Ludwig.

Rechtliche Möglichkeiten diskutieren

Ob auch in Deutschland Bundes-, Kreis- oder Staatsstraßen im Anschluss an Autobahnabfahrten gesperrt werden können, ist laut der Abgeordneten keine Entscheidung des Bundestages. Sie werde die Lage mit Mair, den Straßenverkehrsbehörden, dem Landrat und Mandatsträgern aus dem Landtag besprechen. Dabei wolle sie folgende Fragen klären: Was die rechtlichen Möglichkeiten und Voraussetzungen sind, wie Kontrollen sichergestellt werden können, und ob es weitere Möglichkeiten der Verkehrslenkung gibt.

CSU-Landtagsabgeordneter Klaus Stöttner wird ebenfalls an diesem Gespräch Ende September oder Anfang Oktober teilnehmen. Er unterstützt Bürgermeister Mair, denn „was Frasdorf gerade mitmacht, ist wirklich schlimm“. Die Autobahn sei überlastet und dadurch herrsche Chaos in dem Ort. Dennoch weist Stöttner darauf hin, dass es schwierig sei, die Abfahrt zu verhindern. Deshalb müssten die Planung und die Termine zum Ausbau der A8 besprochen werden. Mehr Spuren bedeuten laut Stöttner weniger Belastung für Frasdorf.

Das Schild an der A8 in Fahrtrichtung Salzburg kurz vor der Ausfahrt bei Piding.

Bis die Autobahn ausgebaut ist, dauert es wohl noch einige Jahre. Mair will den Ort schnell entlasten. Die Lösung, die Mair am meisten zusagt, ist ein Schild mit folgender Aufschrift: „Bei Stau auf der Autobahn bleiben“. An der A8 in Fahrtrichtung Salzburg, kurz vor der Ausfahrt bei Piding, gibt es ein solches Schild. Die Beschilderung ist „nichtamtlich“. Es gilt also kein Verbot, bei Stau von der Autobahn abzufahren. Nach den Vorgaben der Straßenverkehrsordnung ist das rechtlich nicht möglich.

Dennoch schrecken die Schilder Autofahrer von der Abfahrt ab. Ob es möglich ist, solche Hinweise auch bei Frasdorf aufzustellen, sollte die Autobahn GmbH des Bundes beantworten können. Für die Autobahn A8 bei Frasdorf ist die Niederlassung Südbayern zuständig. Die Pressestelle reagierte nicht auf mehrmalige Anfragen per Mail und Telefon.

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