Verkehrschaos wegen Rohrdorfer Straße
Mit der Kirch‘ ums Dorf: Sperre am Ziegelberg sorgt für Unmut – und für Lkw im Acker
Der Besuch im Altenheim wird zur Belastung. Der Weg vom Firmengelände zum Lager ist eine Odyssee. Spaziergänge gleichen einem Hindernislauf. Lkws stranden im Acker. Weil die Rohrdorfer Straße bei Ziegelberg (Stephanskirchen) gesperrt ist. Und 20.000 Autos irgendwo hin müssen.
Stephanskirchen/Riedering/Rohrdorf/Rosenheim – „Ich fahre jeden Tag von Rosenheim zu meinem Mann ins Altersheim nach Thansau. Am Montag stand ich schon am Schloßberg im Stau“, erzählt Angelika Seebauer. Klar wäre radfahren die einfachste Alternative, „das kann ich wegen einer Hand-OP aber gerade nicht.“ Also nimmt sie jeden Tag 50 Kilometer im Auto auf sich, um ihren Rudolf zu besuchen. „Das ist schon belastend.“
Angesichts der Spritpreise und des CO2-Ausstoßes müsse man doch schauen, dass die Menschen trotz Straßensperrung, hier der Rohrdorfer Straße, nicht solche Umwege fahren müssen, findet Angelika Seebauer. Dass dann auch noch in Riedering die Straße nach Niedermoosen gesperrt ist, findet sie „eine Zumutung“. Weil ihr Weg so noch länger und teurer wird. Mindestens 400 statt 100 Euro, so schätzt sie, sind diesen Monat für Tankfüllungen fällig. „Und das zu den 2500 Euro Selbstbeteiligung, die ich fürs Heim zahle.“
Auch Philipp Weishäupl ist sauer. Seine Firma hat ihren Sitz am Neumühlweg in Stephanskirchen, das Auslieferungslager ist am Griesenholz, kurz vor Thansau. „Eigentlich ein Katzensprung“, sagt Weishäupl. Eine Strecke, die mehrfach täglich gefahren wird. Über Riedering und Niedermoosen ginge es ja gerade noch. Aber so braucht der Firmentransporter über Lauterbach rund 30 Minuten für eine Strecke. Macht hin und her eine Stunde – und das mindestens zweimal am Tag. „Ich hoffe, dass es bei den drei Wochen Sperrung bleibt.“
Seine Mitarbeiter aus Thansau kommen mit dem Fahrrad, andere müssen zum Teil kilometerlange Umwege in Kauf nehmen, „die sind ‚not amused‘“, sagt Weishäupl. Angelika Seebauer erzählt von Pflegepersonal, das sich mindestens eine Stunde vor Dienstbeginn in Thansau in St.Anna in Rosenheim auf den Weg macht. „Die wissen ja gar nicht, wie lange sie brauchen.“
Weg zum See hat hohe Hürden
Irmi und Reinhold Wagner wohnen da, wo jetzt alle vorbei müssen. Ihr Garten grenzt an die Tinninger Straße. Ländliche Ruhe ist da schon unter normalen Bedingungen nicht gegeben. „Aber jetzt ist es richtig laut, das ist klar“, sagt Irmi Wagner. Ehemann Reinhold ist gerne am Tinninger See – ob zum Spaziergang mit oder ohne Hund oder zum Baden. „Ich komme kaum noch über die Straße“, sagt er. Trotzdem nehmen Wagners die Situation gelassen: „Jeder meckert, dass die Straßen schlecht sind“, sagt Irmi Wagner, „dann müssen sie eben auch mal gesperrt und repariert werden.“
Philipp Weishäupl und Angelika Seebauer ärgern sich weniger über die Sperrung und Sanierung der Rohrdorfer Straße, als vielmehr über die Sperrung in Riedering. „Die schlechte Absprache ist mir ein Rätsel“, sagt Weishäupl. Und warum ist die Kreisstraße nach Niedermoosen eigentlich gesperrt, zu sehen sei da nämlich nichts, fragt sich Angelika Seebauer. Weil das Bauunternehmen, das dort in Sachen Riederinger Dorferneuerung für die Teilnehmergemeinschaft und das Amt für ländliche Entwicklung (ALE) arbeitet, einen entsprechenden Antrag gestellt hat, so Michael Fischer, Sprecher des Landratsamtes.
Straßensperrung jetzt – wegen der Schulbusse
Christoph Vodermaier, Riederings Bürgermeister, hat mit der Baumaßnahme direkt nichts zu tun, weiß aber, dass es sehr wohl Absprachen wegen der Sperrung der Straße nach Niedermoosen gab. Die sei wegen der vielen Schulbusse nur in den Ferien möglich. Allerdings sei er mit der Beschilderung der Umleitungsstrecke nicht so richtig glücklich, so Vodermaier. Die sei aber wohl auch nicht so, wie besprochen.
Denn das Niedermoosen derzeit über Lauterbach zu erreichen sei, so Vodermaier, sei beispielsweise nicht beschildert. „Also suchen sich die Leute bei uns im Ort Schleichwege“, so der Bürgermeister. Was das Tempo auf der Hauptstrecke drosselt. Viel schlimmer: „Es sind Lkws in kleinen Anliegerstraßen unterwegs oder stellen mitten auf dem Acker fest, dass sie auf dem Feldweg nicht weiterkommen und versuchen zu drehen. Das ist auch nicht erheiternd.“
Staatliches Bauamt weiß von nichts
Er wisse aber aus Erfahrung, dass in den ersten Tagen immer Nachbesserungen nötig sind, so Vodermaier. Beim Staatlichen Bauamt, Fachbereich Straßenbau, trafen bisher noch keine Beschwerden oder negative Rückmeldungen ein. Deswegen geht man dort davon aus, dass die Umleitung gut funktioniert. Keine Stunde nach dem ersten Telefonat meldet sich der Bürgermeister nochmal aus seinem Rathaus, Blick auf die Sperrung in der Ortsmitte: Um 13.30 Uhr am Freitag ging es los mit der Änderung der Beschilderung.
Vollsperrung noch zwei Wochen
Zur Beruhigung von vielen genervten Fahrern und Anliegern: Matthias Kreuz vom Straßenbauamt geht davon aus, dass das Thema in zwei Wochen tatsächlich durch ist. „Unsere Baumaßnahme am Ziegelberg verläuft derzeit wie geplant. Vor diesem Hintergrund endet die Vollsperrung der Rohrdorfer Straße sehr wahrscheinlich am Freitag, 18. August.“


