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Exklusiver Blick in die Container-Anlage

Vor dem Einzug: So leben die Flüchtlinge in der neuen Wasserburger Unterkunft

Die Container-Anlage an der früheren Romed-Klinik Wasserburg steht schon.
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Die Container-Anlage an der früheren Romed-Klinik Wasserburg steht schon.

Die Container-Anlage an der früheren Romed-Klinik Wasserburg steht schon, doch die Flüchtlingsunterkunft ist noch leer. Wir haben uns exklusiv vor dem Einzug umgeschaut. Wann die ersten Geflüchteten ankommen und wie die Betreuung aussehen soll.

Wasserburg - Das ehemalige Romed-Klinikgelände in Wasserburg in der Dr.-Martin-Geiger-Straße wirkt wie leergefegt, kein Licht im Gebäude, der Parkplatz verwaist. Doch das wird sich kommende Woche ändern: Denn neben dem Parkplatz des früheren Krankenhauses steht mittlerweile eine große Container-Anlage. Hier sollen in den nächsten Tagen nach und nach bis zu 48 geflüchtete Personen einziehen. Die Wasserburger Zeitung hat mit dem Landratsamt Rosenheim einen exklusiven Blick in die Wohnanlage für Geflüchtete geworfen.

Von außen wirkt der Container recht klein, doch der Eindruck täuscht. Es gibt zwei Stockwerke, der Flur ist weitläufig. Von dort aus geht es in die verschiedenen Zimmer, im vorderen Bereich sind die Sanitäranlagen, die nach dem Umzug des Containers - vorher stand er seit 2016 in Edling - neu installiert worden sind. Es gibt jeweils sechs Toiletten und sechs Duschen pro Stockwerk, unterteilt für Frauen und Männer. Außerdem ist ein Waschraum mit insgesamt neun Waschmaschinen vorhanden, auch Trockner sollen noch angeschafft werden, erklärt die Leiterin des zuständigen Sachgebiets beim Landratsamt Rosenheim, Alexandra Weber. „Die Trockner brauchen wir, da sonst schnell Schimmel entstehen kann, wenn die Klamotten in den Räumen aufgehängt werden“, sagt Weber. „Auch in den Gängen können wegen des Brandschutzes keine Wäschespinnen oder Ähnliches aufgestellt werden“, erläutert sie.

Bei der Begehung dabei (von links): Anja Nita, im Landratsamt Rosenheim zuständig für die Unterbringung der geflüchteten Menschen, Alexandra Weber, Leiterin des zuständigen Sachgebiets beim Landratsamt Rosenheim und Ina Krug, Pressesprecherin des Landratsamts Rosenheim.

Weiter geht es in den Essbereich, ein großer Raum mit mehreren Tischen und Stühlen „zum gemeinsamen Speisen, wenn die Bewohner das wollen“, erklärt Weber. An drei Öfen könne gekocht werden, auch eine Abschalt-Automatik wäre angebracht worden, denn es sei schon vorgekommen, dass Bewohner vergessen hätten, den Herd auszustellen. Alle zehn Minuten gehe er aus, es müsse nur ein Schalter daneben betätigt werden, dann sei der Strom wieder da, berichtet Anja Nita. Sie ist im Landratsamt Rosenheim zuständig für die Unterbringung der geflüchteten Menschen.

Anja Nita zeigt die Abschalt-Automatik am Herd.

Hausverwalter kümmern sich um die Einrichtung

Insgesamt gebe es auf den zwei Etagen zehn Vierbett- und vier Zweibett-Zimmer, im zweiten Stock befinde sich noch ein Lernraum, in den man sich zurückziehen könne, so Nita. „Wir haben natürlich auch Familien mit mehr oder weniger Personen, da müssen wir situationsbedingt reagieren. Aber die Bewohner teilen sich die Wohnräume nicht mit anderen Fremden“, so Nita. „Das geht nicht gut“, weiß auch Weber.

Zwei Hausverwalter kümmern sich nach dem Einzug um die Bewohner und Räumlichkeiten. „Sie sind unsere Augen und Ohren in der Einrichtung“, so Nita. In Wasserburg sollen voraussichtlich geflüchtete Personen einziehen, die schon länger in Deutschland seien und bisher in Turnhallen untergebracht worden wären, erklärt sie. „Die Unterkunft in Wasserburg wird nach und nach bezogen, es ist eine gemischte Belegung angedacht. Wir sind mitten in der Planung“, erklärt sie.

Blick ins Vierbett-Zimmer: Es gibt zwei Betten, ein Hochbett, einen Tisch mit vier Stühlen, vier Kleiderschränke und zwei kleine Kühlschränke.

Es dürfte sich zum Teil um Personen handeln, die bereits einen Bezug zum Raum Wasserburg haben, erläutert die Leiterin des Sachgebiets. Das könnten beispielsweise Familien sein, deren Kinder bereits in Wasserburg oder der näheren Umgebung eine Kita oder Schule besuchen oder Personen, die schon in diesem Raum arbeiten. Natürlich werden auch Geflüchtete aus den Turnhallen umverlegt. Dabei werde immer darauf geachtet, dass die Personen und Familien nach Möglichkeit harmonieren und auch bezüglich ihrer Nationalität und Religion zusammenpassen, so Weber. Das Leben im Container sei eine mittelfristige Lösung für die Menschen. „Sie leben rund drei Jahre hier“, so Nita.

So sehen die neuen Sanitäranlagen in der Container-Anlage aus.

Nachdem sich die Bewohner eingewöhnt haben, gebe es verschiedene Anlaufstellen, wie die Flüchtlingsintegrationsberatung oder das Wasserburger Patenprojekt Asyl, an die sich die Neuankömmlinge wenden können, wenn sie Unterstützung brauchen, so Weber. Grundsätzlich bietet die Beratung „Hilfe zur Selbsthilfe“ an. „Die Menschen sollen ein möglichst eigenständiges Leben führen: einkaufen, kochen, Wäsche waschen, zur Schule gehen“, erklärt sie. „Wir achten darauf, dass die Kinder, die schon im Landkreis Rosenheim zur Schule gehen, bei einem Umzug in der Bildungsstätte bleiben können, wenn es möglich ist. Ansonsten kann es passieren, dass die Heranwachsenden wechseln müssen. Hier sprechen sich die Schulen oft untereinander ab, damit die Versetzung möglichst reibungslos verläuft“, berichtet Nita.

Blick ins Zwei-Bettzimmer in der neuen Container-Anlage.

Da die Geflüchteten, die in der Wohnanlage in Wasserburg unterkommen, schon länger in Deutschland leben, gehen Weber und Nita davon aus, dass sich die Bewohner im Alltag zurechtfinden werden, beispielsweise auch im Umgang mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Dass sich die Bushaltestelle praktisch vor der Haustür befinde, sei ein großer Pluspunkt, finden sie. Auch die Lage mitten im Grünen und trotzdem zentral gelegen, sei ideal. „Draußen vor dem Container könnte beispielsweise ein Spielplatz mit Rutsche und Schaukel Platz finden“, sagt Nita.

Aufbau dauerte circa vier Wochen

Die Container-Anlage von Edling nach Wasserburg umzusetzen, Mängel zu beseitigen - der Boden musste verschweißt, die verzogenen Fenster repariert und die Sanitäranlagen erneuert werden - habe ungefähr vier Wochen gedauert, berichtet Nita. „Dass es so schnell ging, ist dem großen Einsatz und Engagements unseres Teams zu verdanken. Ansonsten hätten wir es nicht geschafft“, verdeutlicht Weber. Glücklicherweise sei das Grundstück schon erschlossen gewesen, sonst hätte der Aufbau deutlich länger gedauert, weiß Weber. Doch die Arbeit nimmt kein Ende: Für die zuständigen Mitarbeiter im Landratsamt Rosenheim waren die vergangenen Jahre sehr schwierig. „Wir leiden genauso unter Fachkräftemangel wie alle anderen auch und die Aufgaben werden nicht weniger“, sagt die Leiterin des Sachgebiets. Auch die Unterstützung durch die Ehrenamtlichen sei „ein großer Baustein“, betont sie. „Ohne sie würde es nicht gehen“.

Ein Blick in die Container-Anlage: Vom Flur aus geht es in die verschiedenen Zimmer.

Zu den Plänen für die ehemalige Romed-Klinik in Wasserburg, die weiterhin leer steht, können Weber und Nita keine Auskunft geben. Hier sei die Regierung Oberbayern in Gesprächen mit dem Landratsamt. „Das ist alles noch nicht spruchreif“, erklärt Nina Krug, Pressesprecherin des Landratsamts Rosenheim.

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