Bewerbungs-Planspiele
„Fünkchen Aufregung ist gut“: So machen sich Rosenheimer Schüler für Bewerbungs-Gespräche fit
Auch in diesem Jahr herrscht Anspannung in der Mittelschule Fürstätt. Die Schüler bereiten sich mit dem Verein „Pro Arbeit“ auf zukünftige Vorstellungsgespräche vor. Heuer finden die Bewerbungsplanspiele zum 25. Mal statt. In dieser Zeit hat sich viel verändert. Doch nicht alles zum Guten.
Rosenheim – Olivia Kubiak atmet erleichtert auf. Gerade hat die 15-Jährige ihre ersten Bewerbungsgespräche hinter sich gebracht. Die Schülerin der Mittelschule Fürstätt war beim ersten Gespräch sehr aufgeregt. „Ich habe alle meine Fragen an das Unternehmen vergessen. Im zweiten Gespräch lief es dann besser“, sagt Kubiak. Sie ist froh, dass es das Bewerbungstraining an ihrer Schule gibt. Denn ihre Zukunft hat sie schon fest geplant.
Die 15-Jährige möchte Industriekauffrau werden. Genauso wie ihre große Schwester. Erfahrungen konnte Kubiak bereits in einem Praktikum sammeln. Das mache sich gut bei Bewerbungsgesprächen, wie sie bei ihrer Rückmeldung erfuhr. Nach dem Bewerbungsprozess erhalten die Schüler Feedback und eine fiktive Zu- oder Absage. „Ich muss etwas genauer bei den Formulierungen werden“, sagt Kubiak. Sie ist zufrieden mit ihrem Feedback und fühlt sich gewappnet für die „richtigen“ Bewerbungen.
Seit 25 Jahren in Rosenheim
Etwas, was Gabi Futscher seit 25 Jahren erreichen möchte. 1999 initiierte die Jugendsozialarbeiterin an der Grund- und Mittelschule Fürstätt und Klaus Schöberl das Bewerbungsplanspiel. Sie möchten Achtklässler auf die Ausbildungssuche vorbereiten. „Es ist mir wichtig, dass die Kinder hier eine Erfahrung machen können und sich mit ihrer Persönlichkeit und ihrer Zukunft auseinandersetzen“, sagt Futscher.
Auf die vergangenen Jahre blickt sie zufrieden. Und doch gibt es etwas, das sie stört. „Die Schüler kümmern sich wenig um die Vorbereitung auf das Berufsleben und auch die Eltern unterstützen meist nur wenig“, sagt die Sozialarbeiterin. Die junge Generation sitze viel am Handy, doch nur die wenigsten nutzen das Gerät, um sich über die jeweiligen Unternehmen zu informieren. Und das, obwohl eine gute Vorbereitung auf das Bewerbungsgespräch sehr wichtig sei.
Futscher erinnert sich noch gut an ihre ersten Bewerbungsgespräche. Damals musste sie noch in die Bibliothek, um Informationen zu den Unternehmen zu bekommen. Sie könne nicht verstehen, warum die Jugendlichen ihr Handy nicht dafür benutzen. Für Kai Hunklinger, Schulleiter der Grund- und Mittelschule Fürstätt, sei das jedoch klar. „Es ist einfach eine Thematik, die weit weg von den Kindern ist. Sie sind zwar viel am Handy, aber Informationen holen sie sich damit nur ein, wenn man ihnen klare Anweisung gibt“, sagt er.
Schüler sichern sich Praktikumsplätze
Seit dem Beginn der Bewerbungsplanspiele nimmt die Schule daran teil. Für Hunklinger ist das sehr wichtig. „Es ist ein unverzichtbarer Baustein in der Berufswirtschaft“, sagt er. Dieses Jahr sind sieben Unternehmen zu Gast. Darunter Ursula Lillig vom Katholischen Kita-Verbund und Beatrice König vom Denns Biomarkt.
Aufgefallen ist den beiden Frauen, dass die Schüler sehr aufgeregt waren. „Dazu kann ich nur sagen: Übung macht den Meister“, sagt Lillig. Eine Schülerin konnte sie im Bewerbungsgespräch überzeugen. Sie hat einen Praktikumsplatz beim Kita-Verbund in Aussicht. Auch bei Beatrice König hat es ein Schüler geschafft. „Bei diesem Angebot kann nichts schiefgehen. Die Schüler sollten es annehmen und einfach probieren“, sagt sie.
Von Sabrina Klaffl von der AOK Rosenheim gab es Lob an die Schüler. Dieses Jahr hätten sie sich viel Mühe bei ihren Bewerbungsmappen gegeben. „Es gab Jahre, da haben sie die Bewerbungen in der Schule geschrieben. Bei vielen ist dabei nichts hängen geblieben“, sagt Klaffl. Die Schüler müssten sich alleine damit auseinandersetzen. So hat es auch Klaffl gemacht. An ihre Bewerbung vor zwölf Jahren kann sie sich noch gut erinnern. Solch ein Angebot habe es bei ihr früher nicht gegeben. „Deshalb finde ich, dass es eine sehr gute Sache ist und ich mache gerne da mit“, sagt Klaffl.
Auch Dilek Mermer-Kollmuß vom Verein „Pro Arbeit Rosenheim“ ist gerne dabei. Sie ist die fachliche Leitung der Jugendsozialarbeit. Zuvor hat sie selbst elf Jahre lang das Bewerbungsplanspiel organisiert. Für die Schüler hat sie noch einen Rat. „Gute Vorbereitung ist alles. Man muss sich gut informieren und auch ein Fünkchen Aufregung ist gut, denn dadurch wirkt man authentischer“, sagt sie.

