Schwärme mit mehr als 50 Tieren
Majestätische Störche im Anflug: Warum der Chiemgau sie magisch anzieht
In den letzten Wochen wurden im Chiemgau vermehrt Störche gesichtet, die sich in großen Gruppen auf den Wiesen zwischen Prien und Bernau sammeln. Warum legen die Störche gerade hier einen Zwischenstopp auf ihrer Reise ein?
Bernau/Chiemgau – In den letzten Wochen haben viele Bewohner des Chiemgaus eine auffällige Zunahme von Störchen in der Region bemerkt. Auf den Wiesen zwischen Prien und Bernau sind derzeit immer wieder Störche zu beobachten. Teils sogar in großen Gruppen. Marc Kurzmann von der OAG-Chiemsee, der Ornithologischen Informationsplattform des Chiemseegebiets, bestätigt diese Beobachtung: „Die Störche haben als Brutvögel in den letzten Jahren stark zugenommen.“ Insbesondere in Orten wie Prien und Bernau, wo in den vergangenen Jahren erstmals Störche gebrütet haben, wird diese Entwicklung sichtbar. Diese lokale Zunahme der Brutvögel sei allerdings nur ein Teil des Phänomens, das derzeit so viele Störche in der Region versammelt.
Zwischenstopp auf dem Weg nach Süden
Der Großteil der Störche, die aktuell im Chiemgau zu sehen sind, befindet sich auf dem Weg in Richtung Süden. „Die sind auf der Durchreise, ganz klar“, sagt Kurzmann. Nach der Brutzeit im Frühjahr und Frühsommer sammeln sich die Störche in großen Gruppen, vor allem in Gebieten mit weiten Wiesenflächen, wo sie reichlich Nahrung finden können. Diese Rast ist für die Vögel notwendig, um sich für den Weiterflug nach Süden zu stärken. Viele der beobachteten Störche stammen aus dem gesamten mitteleuropäischen Raum, einschließlich Polen und Norddeutschland. „Störche fressen Würmer, Feldmäuse, Amphibien und Reptilien,“ erklärt Marc Kurzmann. Besonders in den weitläufigen Wiesen des Chiemgaus finden sie reichlich Beute.
Die aktuelle Jahreszeit markiert den Beginn der Zugphase, in der die Störche peu à peu nach Süden ziehen und den Aufenthalt hier nutzen, um sich satt zu fressen für ihre weite Reise über den Bosporus und Gibraltar nach Afrika. Während der Großteil der Störche weiterhin in den Süden zieht, bleibt eine wachsende Zahl aufgrund der milderen Winter in Europa zurück, auch im deutschsprachigen Raum, so Kurzmann.
Es bleiben einige Störche hier
Diese Veränderungen im Zugverhalten der Störche stehen in engem Zusammenhang mit dem Klimawandel. „Immer mehr Störche versuchen, auch schon auf dem europäischen Festland zu überwintern, solange es geht.“ Sogar im Chiemgau gab es bereits Fälle, in denen Störche erfolgreich den Winter überstanden haben, was früher undenkbar war. Es gibt jedoch Grenzen: „Wenn dann natürlich 20, 30 Zentimeter Schnee liegt, dann weichen die auch weiter nach Süden aus.“
Schwärme von mehr als 50 Tieren
Die wachsende Zahl von Störchen in der Region wird überwiegend positiv aufgenommen. „Es ist total schön, weil man mit dem Storch ja immer positive Verbindungen hat“, sagt Kurzmann. Die majestätischen Vögel ziehen viel Aufmerksamkeit auf sich. Dennoch gibt es auch ökologische Überlegungen, die nicht außer Acht gelassen werden sollten. „Natürlich hat jede Bestandsveränderung auch Auswirkungen auf andere Arten“, gibt Kurzmann zu bedenken. Besonders in Bezug auf die Herpetofauna, also Reptilien und Amphibien, könnten Zunahmen bei den Störchen problematisch sein, da diese Tiere zum Beutespektrum der Vögel gehören. „Da hat man schon gemerkt, dass da zum Teil ein bisschen Bestandsveränderung stattgefunden hat.“
Trotz dieser potenziellen Auswirkungen sieht Kurzmann keinen Grund zur Besorgnis: „Ich würde noch nicht sagen, dass wir die Storchenentwicklung bekämpfen müssen, auf keinen Fall. Das ist nur alles im positiven Sinn und es ist sehr schön, wenn die Störche da sind.“ In den vergangenen Wochen sind immer wieder große Storchenschwärme beobachtet worden. „Vor zwei Wochen gab es einen Schwarm von 50 Störchen im Inntal und auch bei Grabenstätt-Übersee“, berichtet Kurzmann. In Nußdorf im Chiemgau wurde vor ein paar Wochen ein Schwarm mit 65 Tieren gezählt. Solche Ansammlungen zeigen, dass der Chiemgau ein wichtiger Rastplatz für die Vögel auf ihrer Reise nach Süden geworden ist.