Diskussion über Leinenzwang für Vierbeiner
Angst vor Hunden? – So will Bernau „freilaufende Kinder“ schützen
Kinder und Erzieher schildern bedrohliche Begegnungen mit Hunden in Bernau. Nach einem Votum der Gemeinderäte soll die Verwaltung nun eine Verordnung zur Hundeanleinpflicht erarbeiten. Darf bald kein Hund mehr frei laufen?
Bernau – Einstimmig sprach sich der Bernauer Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung dafür aus, dass die Verwaltung eine Verordnung zur Hundeanleinpflicht erarbeiten soll. Dies gehe nicht für den gesamten Ort, hatte vorab Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber (CSU) erklärt. Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gebiete es, „in ausreichendem Maße geeignete öffentliche Flächen vom Leinenzwang auszunehmen, um dem Bewegungsbedürfnis der Hunde Rechnung zu tragen“.
Vor allem in jüngster Zeit seien allerdings der Verwaltung vermehrt Probleme mit freilaufenden Hunden im Bereich des Sportgeländes bis zur Betonbrücke über die Bernauer Ache durch Sportplatznutzer, angrenzende Landwirte, Vertreter des Abwasser- und Umweltverbandes und Spaziergängern gemeldet worden. Laut Beobachter seien nur maximal ein Fünftel der Hunde angeleint.
Kinder und Erzieher fühlen sich bedroht
Auch der neu geschaffene AWO-Naturkindergarten hatte in einem Schreiben darauf hingewiesen, dass sich in einigen Fällen Kinder und Betreuer bedroht gefühlt hätten. Einige Hundehalter hätten nicht immer Verständnis für die Bitte gezeigt, ihre Hunde anzuleinen. Die Bürgermeister zitierte eine Passage aus dem Schreiben, bei der mehrere konkrete Situationen geschildert werden. So können weder Kinder noch Betreuer die Aussage „Der tut nichts“ oder „Der will nur spielen“ richtig deuten, vor allem wenn Hundehalter erst Minuten später auf dem Gelände des Naturkindergartens auftauchen und ihre Hunde nur mit Mühe entfernen können. Man wünsche sich „eine respektvolle Kooperation mit den Hundebesitzern und vor allem Sicherheit für die uns anvertrauten Kinder und unsere Kollegen“, heißt es weiter in dem Schreiben.
Die Bürgermeisterin erklärte, dass das kostenlose Parken an der Halle sowie der stark frequentierte Wohnmobilstellplatz Gassigeher förmlich anlocke. Durch Schilder könnte man eine gewisse Disziplin einfordern, aber für eine Verordnung müsse der Geltungsbereich auf die örtlichen Verhältnisse abgestimmt werden. Dies sei bei einem erweiterten Umgriff des Naturkinder- beziehungsweise AWO-Kindergartens durchaus vorstellbar. Ebenso könnte man beispielsweise eine reißfeste Leine zur Pflicht machen oder das Mitführen von großen Hunden und Kampfhunde ganz ausschließen.
Allerdings wolle sie darauf aufmerksam machen, dass die personelle Besetzung kaum Kontrollen ermögliche. Hunde laufen zu lassen, sei „völlig in Ordnung, solange der Besitzer seinen Hund beherrscht,“ fügte sie noch hinzu.
Katrin Hofherr (SPD) meinte, dass es das Problem schon immer gab. Aber die geschilderten Situationen vor allem rund und den Naturkindergarten seien „einfach nicht gut.“ Sascha Klein (WMG) äußerte sich ähnlich. Man dürfe auch nichts zu den Hundebesitzern sagen. „Wenn man was sagt, dann heisst es wieso und man wird beschimpft.“
Franz Praßberger (FW/ÜWG) empfahl, eine Fläche auszuweisen, auf der Hunde ohne Leine laufen können. Seiner Meinung werde eine Verordnung nichts bringen. „Der Schilderwahnsinn nimmt kein Ende, und die Hundebesitzer interessiert das nicht.“ Gefühlt habe jeder Wohnmobilbesitzer einen Hund dabei. Stefan Saur (WMG) sah das ähnlich: „Eine Anleinpflicht interessiert niemanden.“ Besser wäre ein Schild „Achtung freilaufende Kinder.“ Dies sorgte zwar für Lacher im Gremium, aber Matthias Vieweger (CSU) griff den Vorschlag auf. Er regte an, dass die Kinder dieses Schild basteln sollten.
Gebasteltes Hinweisschild
Ein guter Vorschlag, so die Bürgermeisterin, aber es brauche auch „ein echtes Schild“ mit einer entsprechenden Verordnung. Sie entnehme den Wortmeldungen die Tendenz, dass eine Verordnung zur Hundeanleinpflicht befürwortet werde. Ihrem Beschlussvorschlag, die Verwaltung mit der Verarbeitung einer Verordnung zu beauftragen, stimmten die Gemeinderäte einstimmig zu. Zusätzlich soll der Kindergarten ein eigenes Schild mit der Bitte, auf die Kinder Rücksicht zu nehmen, herstellen.