Trotz angespannter Wohnungs-Situation
„Wird uns auf die Füße fallen“? Bernauer Hotel Jägerhof wird zur Flüchtlings-Unterkunft
Nach rund 40 Jahren haben sich die Eigentümer des Hotels Jägerhof in Bernau Anfang Juni dazu entschlossen, den Betrieb einzustellen. Lange wird das Hotel aber wohl nicht leer stehen, denn das Gebäude soll eine Flüchtlingsunterkunft werden. Der Vorschlag sorgt im Gemeinderat für Diskussion.
Bernau – In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats Bernau am Chiemsee wurde der Antrag auf Baugenehmigung zur Umnutzung eines ehemaligen Hotels in eine Flüchtlingsunterkunft umfassend diskutiert. Das Hotel, das nach rund 40 Jahren Betrieb geschlossen wurde, soll künftig als Unterkunft für rund 30 Flüchtlinge dienen. Laut den Planern des Projekts hat das Landratsamt Rosenheim diese Nutzung vorgesehen. Dabei wurden die rechtlichen Rahmenbedingungen nach §6 der Baunutzungsverordnung (BauNVO) geprüft und für zulässig befunden, da es sich um eine Anlage für soziale Zwecke in einem Mischgebiet handelt.
Baurechtlich kein Problem
„Baurechtlich ist das Vorhaben kein Problem“, sagte Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber während der Sitzung der Gemeinderats am vergangenen Donnerstag, den 18. Juli. Auch die Anzahl der Personen, die dort untergebracht werden sollen, sieht sie nicht besorgniserregend. „30 Personen sind auch machbar.“ Sie gab auch zu bedenken, dass die Zuweisung der Flüchtlinge meist kurzfristig erfolgt und dies die örtlichen Kindergärten belasten könnte, da in der Vergangenheit viele Frauen und Kinder nach Bernau gekommen sind.
Die Verwaltung wies zudem darauf hin, dass Bernau bisher auf dezentrale und kleinere Unterkünfte gesetzt habe, um die Integration zu erleichtern und die infrastrukturellen Auswirkungen besser zu verteilen. Beispiele hierfür seien das alte Rathaus sowie Unterkünfte in der Egartnerstraße und Baumannstraße.
Diskussion im Gemeinderat
Josef Wörndl (CSU) äußerte Bedenken bezüglich der ohnehin angespannten Wohnungssituation in Bernau. „Das wird uns in Zukunft auf die Füße fallen“, warnte er. Bürgermeisterin Biebl-Daiber entgegnete, dass der Mangel an Wohnraum ein bekanntes Problem sei, jedoch bezweifelte sie, dass das alte Hotel zu neuem Wohnraum umgewandelt worden wäre. Franz Praßberger (ÜWG) sah die Verantwortung für die Betreuung der Flüchtlinge beim Landkreis und kritisierte, dass viel Arbeit auf die ehrenamtlichen Helfer abgewälzt werde. Thomas Herian (BL) erkundigte sich, ob die Unterkunft ausschließlich für Asylsuchende gedacht sei. Bürgermeisterin Biebl-Daiber bestätigte dies und erläuterte, dass die Flüchtlinge nach Anerkennung ihres Antrags eigenständig eine Wohnung suchen müssten. Am Ende der Diskussion nahm der Gemeinderat den Antrag mit einer Mehrheit von 16 Stimmen gegen drei zur Kenntnis.