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Zweites Ankunftszentrum in Prien

Bereit für Kriegs-Flüchtlinge aus der Ukraine: So sieht das Ankunftszentrum in Bad Aibling aus

Der Leiter des Kreisbauhofs Riedering, Lothar Schüsselbauer, zeigt einen der Schlafbereiche.
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Der Leiter des Kreisbauhofs Riedering, Lothar Schüsselbauer, zeigt einen der Schlafbereiche.

Kommende Woche wird die Turnhalle am Bad Aiblinger Gymnasium bereit für die Aufnahme der ersten Kriegs-Flüchtlinge aus der Ukraine sein. Bei einer Stippvisite verschaffte sich der Rosenheimer Landrat Otto Lederer (CSU) einen ersten Eindruck von den Arbeiten - sogar einen kleinen Spielplatz soll es geben. Das zweite Ankunftszentrum der Region entsteht in Prien.

Bad Aibling – Die Atmosphäre unter den Mitarbeitern des Kreisbauhofs wirkt gelöst. Auch wenn die Männer gerade alle Hände voll zu tun haben, Material in die Sporthalle zu bringen. An diesem Donnerstagnachmittag sind es vorwiegend Decken, die sie, noch verpackt in Plastikfolie, im Vorraum der Halle stapeln. Decken für die rund 220 Schlafplätze, die sich auf den Großteil der Fläche verteilen.

Die Leichtigkeit trotz der Arbeit kommt vielleicht auch von der Erfahrung, die man vor rund sieben Jahren sammeln konnte, als das letzte Mal ein großer Strom an Geflüchteten hier untergebracht werden musste. Das Material von damals – die Stockbetten und die Bierbänke – habe der Kreis noch eingelagert, wie Landrat Otto Lederer vor Ort berichtete. Nur der Hallenboden ist inzwischen neu.

Ein Minimum an Privatsphäre

Blick von oben: Ein Großteil der Sporthalle am Aiblinger Gymnasium dient als Schlafbereich für die erwarteten Flüchtlinge aus der Ukraine.

Aufgeteilt ist die Turnhalle nun in sechs Reihen, die wiederum in einzelne Bereiche unterteilt sind, kleine Schlafzimmer, wenn man so will. Darin: drei Stockbetten mit jeweils zwei Schlafplätzen. Abgetrennt sind diese Bereiche mit weißen Plastikplanen, um den Ankömmlingen zumindest ein Minimum an Privatsphäre zu geben. Etwas, was man wohl aus der Zeit vor sieben Jahren gelernt hat. Damals hatten die Zugereisten sich mit Decken beholfen und selbst einen Sichtschutz gebastelt, wie zu hören ist.

Große Hilfsbereitschaft der Schulgemeinde

Für den Schulleiter des Aiblinger Gymnasiums, Michael Beer, ist es eine „Selbstverständlichkeit“, die Turnhalle ohne großes Murren zur Verfügung zu stellen. Auch die gesamte Schulgemeinde stehe dahinter, die Hilfsbereitschaft unter den Kollegen, Schülern und Eltern sei groß. Derart groß, dass man manch einen in seinem Eifer bremsen müsse: „Am liebsten würden sie alle gleich ihre Kuscheltiere hier abgeben“, umschreibt er etwa die Stimmung unter den Schülern.

Statt Plüschspielzeug zu verteilen, hat sich die Schulgemeinde jedoch entschieden, die braune Wand rechts neben dem Essensbereich mit selbst gemalten Bildern zu überkleben. Damit es wenigstens ein bisserl heimeliger wird. Klar ist aber: Die vermutllich traumatisierten Bewohner gilt es in erster Instanz zunächst abzuschotten. Das letztendlich auch, um das Infektionsrisiko in der noch immer laufenden Corona-Pandemie zu minimieren.

Die Teams der Landkreis-Bauhöfe Riedering und Wasserburg haben ganze Arbeit geleistet. Am Dienstag begannen sie, Böden zum Schutz des Hallenbodens zu verlegen. Inzwischen sind sämtliche „Kabinen“ mit Stockbetten aufgebaut und die Matratzen geliefert. Am Freitag folgt die Prüfung des Brandschutzes sowie das Aufstellen von Containern, in denen Duschen, Toiletten, Waschmaschinen und Trockner untergebracht sind. Bauhof-Leiter Lothar Schüsselbauer lobte seine Mitarbeiter, „keiner hat sich weggeduckt, jeder war dabei und sie haben bis in die Nacht hinein gearbeitet.“ Hinter der Sporthalle stellten sie für die Kinder zwei Schaukeln und zwei Sandkästen auf.

Das Ankunftszentrum für Ukraine-Flüchtlinge in Bad Aibling hat sogar einen Spielplatz.

Einrichtung zum Ankommen

Für Bad Aiblings Rathauschef Stephan Schlier (CSU) gilt es derzeit, Alternativen für den Schulsport am Gymnasium zu finden. Die Stadt kontaktiere derzeit alle Nutzer der örtlichen Sporthallen. „Wir schauen, ob wir noch was an den Belegungsplänen rütteln können“, verspricht Schlier. Um zumindest einen kleinen Teil des Schulports abzufangen, der sonst entfallen müsste.

Inspizieren den Aufenthalts- und Essenbereich: Landrat Otto Lederer (rechts) und Lothar Thaler.

Landrat Otto Leder spricht von einer „Ankommenseinrichtung“, wenn er auf die umgerüstete Sporthallein Bad Aibling blickt. „Ein Ort, wo die Menschen ein bisschen zur Ruhe kommen können, bevor wir sie registrieren.“ Auch bei den medizinischen Untersuchungen brauche es noch mehr Kapazität. „Dann wollen wir die Menschen in möglichst viele Unterkünfte bringen, in denen sie dann auch möglichst lange verweilen können.“ Der Kreis miete derzeit Wohnungen für viele Monate, möglicherweise auch darüber hinaus an.

Schon über 520 Wohnangebote für Flüchtlinge

Eine große Rolle spielen hier die vielen Wohnangebote, die von den Bürgerinnen und Bürgern an den Landkreis gemeldet wurden. Über ein Online-Formular auf der Landkreis-Homepage sowie über die eigens eingerichtete E-Mail-Adresse ukrainehilfe@lra-rosenheim.de kamen bis Donnerstagmittag mehr als 900 Nachrichten an, darunter etwa 520 Wohnangebote.

Sicherheit und Catering

Selbst wenn der Schlaf- und Essbereich in der Bad Aiblinger Turnhalle weitestgehend zu stehen scheint: Es gibt noch einiges zu tun, wie Lothar Thaler berichtet. Der frühere Kreis-Bildungskoordinator war schon 2016 in die Arbeit mit geflüchteten Menschen involviert und hat sich aus dem Ruhestand heraus bereiterklärt, heuer wieder mit anzupacken.

Er spricht von einem „ganzen Rattenschwanz“ an Dingen, die jenseits der Halleneinrichtung zu erledigen sei: Sicherheitsmitarbeiter seien zu engagieren, aber auch das Catering müsse noch organisiert werden. „Damit steht und fällt der Hallenfrieden“, scherzt der reaktivierte Pensionär.

Auch Prien erwartet die Flüchtlinge

Dem Landkreis stehen jetzt in den Hallen in Bad Aibling und dem zweiten Ankunftszentrum in Prien insgesamt gut 400 Betten zur Verfügung. Die Verantwortlichen im Landkreis gehen davon aus, dass die Belegung nächste Woche beginnt. Möglicherweise sind beide Hallen in einer Woche voll belegt.

Wer Wohnungen, Sachspenden oder sonstige Hilfe anbieten will, kann sich beim Rosenheimer Landratsamt über dessen Internetseite melden.

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