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Mehr Verkehr durch Oberaudorf?

„Eine Katastrophe!“ – Sperrung der Tiroler Straße trifft manche härter als andere

Die Staatsstraße 2075 zwischen Bayrischzell und Tirol muss für vier Wochen gesperrt werden
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Die Staatsstraße 2075 zwischen Bayrischzell und Tirol muss für vier Wochen gesperrt werden.

Die Staatsstraße 2075 zwischen Bayrischzell und Tirol ist vom 28. August bis 22. September gesperrt. Darunter leidet Albert Jupé, der Wirt des Gasthofs zum Zipflwirt. Auch der Geschäftsführer der Gemeinde Oberaudorf ist nicht begeistert.

Oberaudorf/Bayrischzell – Vier Wochen wird die Tiroler Straße gesperrt sein. Für einen Weg von fünf Minuten, brauchen Anwohner mit dem Auto nun eine Stunde. Denn sie müssen 49 Kilometer Umweg fahren. „Ich bin sehr sehr verwundert, dass es möglich ist, dass man jemanden so komplett abschneidet“, sagt Albert Jupé. Er betreibt den Gasthof zum Zipflwirt und Ferienwohnungen an der Tiroler Straße.

Waldbesitzer, Landwirte und Anwohner betroffen

Für den Wirt ist die Vollsperrung „eine Katastrophe“. Jeder Anwohner sei betroffen, ebenso Waldbesitzer und Landwirte. Erst vor Kurzem habe sich ein Landwirt bei Jupé beklagt, dass er ab dem Zeitpunkt der Sperrung nicht mehr mähen könne. Zudem herrsche Almbetrieb bis Ende September. „Die wissen auch nicht wie sie ihr Almvieh bewegen sollen“, sagt der Wirt. Die Betroffenen könnten nicht mehr täglich nach dem Rechten sehen.

Die St2075 muss für vier Wochen komplett gesperrt werden.

Er malt sich alle möglichen Szenarien aus: „Was ist, wenn etwas passiert und man braucht einen Arzt?“ Jupé scheint verzweifelt. Er habe gedacht, dass wenigstens die Anwohner passieren können. „Jemanden infrastrukturell so abzuschneiden, ist ein Unding“, findet er.

Der Wirt und Gemeinderat aus Bayrischzell ärgert besonders, dass die Baufirma die Anwohner so kurzfristig informiert hat. Am Samstag, 19. August, habe er einen Brief erhalten. Darin erfuhr er von der Hiobs-Botschaft: Dass die Fahrt nach Bayrischzell überhaupt nicht mehr möglich sein wird. „Bislang wurde mir immer gesagt, Anlieger können immer fahren“, sagt Jupé.

Vollsperrung am 11. August bekannt gegeben

Nach Angaben von Ursula Lampe, Sprecherin des Staatlichen Bauamts Rosenheim, wurde die Maßnahme – jedoch nicht die Vollsperrung – durch eine Pressemitteilung im März angekündigt. Eine weitere Pressemitteilung mit Details zur Vollsperrung sei am 11. August veröffentlicht worden. Das Bauamt ist seit „geraumer Zeit im Austausch mit den zuständigen Behörden, sowohl auf bayerischer als auch auf österreichischer Seite“. Zudem stehen Schilder an der Straße.

Die Baufirma hat die Anwohner laut Lampe per Wurfzettel über den Ablauf der Baumaßnahme informiert. „Dieser steht in der Regel erst dann fest, wenn die Baufirma mit der Durchführung der Maßnahme beauftragt und der Bauablauf im Detail festgelegt wurde“, sagt die Sprecherin.

Für Jupé kam der Brief am 19. August zu spät. „Das ist wahnsinnig kurzfristig“, sagt er. Gäste hätten die Ferienwohnungen längst gebucht. Der Wirt hat sie nun über die Vollsperrung informiert. Er hofft, dass sie „damit leben können“. Viele Absagen seien nicht gut fürs Geschäft. Besonders da sein gebührenpflichtiger Parkplatz für Wanderer und Spaziergänger auch abgeschnitten ist. Diese Einnahmequelle falle ohnehin weg.

Klaus Antretter braucht „nur 800 Meter von der Straße“. Sein Getränkemarkt liegt kurz vor Bayrischzell. Nachdem er das Schild mit dem Hinweis auf die Vollsperrung gesehen hat, habe er beim Staatlichen Bauamt in Rosenheim angerufen. „Da sagte man mir, dass das keine Vollsperrung gibt“, berichtet Antretter. Er habe sich nett mit dem Mitarbeiter unterhalten. Dieser habe Antretter mitgeteilt, er müsse sich keinen Kopf machen.

„Jeglicher Streit bringt bloß Ärger und kein Ergebnis.“

Falls er nun doch nicht mehr zu seinem Lager kommen sollte, würde er sich „verarscht fühlen“, sagt Antretter. Und schiebt nach: „Vier Wochen kann auch ich nicht einlagern.“ In diesem Fall könne ein Schaden von mehr als 20.000 Euro entstehen. September sei die Hauptsaison. „Wenn ich dann nicht arbeiten kann, habe ich ein Problem“, betont der Getränkehändler. In diesem Fall müsse er sich sogar einen anderen Lagerplatz suchen. Doch selbst wenn dies der Fall sein sollte, sieht Antretter keine Chance gegen die Sperrung anzugehen: „Jeglicher Streit bringt bloß Ärger und kein Ergebnis.“ Eine Anordnung vom Freistaat könne niemand einfach abwenden, auch nicht mit einer Klage.

Keine Klagen, aber Beschwerden erwartet Florian Seebacher, Geschäftsführer der Gemeinde Oberaudorf. Der Verkehr sei ein Dauer-Thema in der Gemeinde. Und nun müssen die Autofahrer aus Bayrischzell über Oberaudorf ausweichen. „Wie stark sich der Verkehr entwickelt, hängt vom Ausflugsverkehr ab“, sagt Seebacher.

Der Ort sei jedoch ohnehin vom Verkehr belastet – durch Motorräder, Oldtimer oder Sportwagen. Die Strecke sei sehr beliebt. „Wir befürchten, dass der Verkehr durch die Sperrung stark zunehmen könnte“, sagt der Geschäftsführer. Dabei gebe es bisher schon viele Beschwerden von Anwohnern der Tatzelwurmstraße oder des Sudelfelds. Werde das Straßennetz an einer Stelle gesperrt bekämen das andere Orte zu spüren – „im Inntal ist es halt eng“.

Es muss trocken und warm sein

Seebacher hofft, dass der Verkehr „nicht ganz so schlimm wird“. Wirt Jupé bezweifelt indes, dass die Sperrung nur vier Wochen dauern wird. Sprecherin Lampe teilt mit: „Die geplante vierwöchige Sperrzeit ab Montag, 28. August, ist bewusst kurz gehalten, um die Beeinträchtigungen für alle auf ein Mindestmaß zu reduzieren.“ Sie gehe davon aus, dass die Bauzeit eingehalten wird. Allerdings seien Arbeiten am Asphalt witterungsabhängig.

Um einen neuen Straßenbelag einbauen zu können, muss es Lampe zufolge trocken und warm sein. „Auf diese Wetterkonditionen hoffen wir“, sagt sie. Dann könne der Bau reibungslos und ohne Verzögerungen umgesetzt werden.

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