Genehmigungen sinken rapide
Einstürzende Neubauten: Wie die Baubranche in (fast) allen unserer Landkreise einbricht
Der Baubranche und denjenigen, die eine neue Wohnung suchen, dürften härtere Zeiten bevorstehen: Die Baugenehmigungen sind im ersten Halbjahr 2023 eingebrochen. Wir haben die Hintergründe und die Zahlen für die Landkreise Rosenheim, Traunstein, Berchtesgadener Land, Altötting und Mühldorf - wo die Lage aber teils völlig unterschiedlich ist.
Landkreise - Über Jahre wurde gebaut und gebaut, nun setzt der Dämpfer ein: Das erste Halbjahr 2023 zeigt deutlich, dass der Motor stottert. Im Vergleich zu den fünf Vorjahren wurden in Bayern in der ersten Jahreshälfte 2023 um knapp ein Viertel weniger Bauanträge für Wohnungen gestellt. Das zeigen die Zahlen des Bayerischen Landesamts für Statistik. Die eingereichten Bauanträge - der erste Verwaltungsakt - sind damit ein Indikator für das, was in der kommenden Zeit tatsächlich in die Höhe wächst.
Oberbayern liegt mit einem Minus von gut 20 Prozent im bayernweiten Trend. Der Immobilienverband Deutschland (IVD) hat jüngst die Zahlen für alle bayerischen Regionen ausgewertet. „Die in den vergangenen Monaten erteilten Baugenehmigungszahlen lassen erahnen, dass mittelfristig deutlich zu wenige neue Wohneinheiten entstehen werden. Der ohnehin hohe Nachfrage- und Preisdruck an den Mietmärkten wird somit weiter angetrieben“, so Stephan Kippes, Leiter des IVD-Marktforschungsinstituts. Vor allem auf jene Regionen Bayerns, die vom Zuzug profitieren, wird das zutreffen - also auch auf die Landkreise Rosenheim, Traunstein, Berchtesgadener Land, Altötting und Mühldorf.
Sattes Minus bei Baugenehmigungen in Traunstein, Altötting und Mühldorf
Aber auch bei uns ist der Trend meist derselbe: Im Landkreis Altötting wurden im ersten Halbjahr 2023 knapp 63 Prozent weniger Baugenehmigungen erteilt als im Schnitt der fünf Halbjahre bis 2018. Auch im Landkreis Traunstein und im Landkreis Mühldorf liegt das Minus bei über 50 Prozent (siehe Tabelle unten). Sieht man genauer hin gibt es aber auch bei uns Regionen, bei denen die Bautätigkeit sogar steigt: Die Stadt Rosenheim hat ein Plus von 20 Prozent an erteilten Baugenehmigungen zu verzeichnen, das Berchtesgadener Land ein Plus von 8,5 Prozent.
| Genehmigungen 1. HJ 2023 | Abweichung Ø 2018-22 | |
| Bayern | 25.058 | - 24,2 Prozent |
| Oberbayern | 10.475 | - 20,3 Prozent |
| Stadt Rosenheim | 117 | + 20,1 Prozent |
| Landkreis Rosenheim | 573 | - 19,8 Prozent |
| Landkreis Traunstein | 184 | - 51,6 Prozent |
| Landkreis BGL | 265 | + 8,5 Prozent |
| Landkreis Altötting | 111 | - 62,8 Prozent |
| Landkreis Mühldorf | 182 | - 51,1 Prozent |
„Je kleiner der betrachtete Markt, desto höher können die Schwankungen bei den Werten im Zeitverlauf ausfallen. Einzelne größere Bauprojekte können die Halbjahreszahlen spürbar beeinflussen“, heißt es von Seiten des IVD. Denn die Stadt Rosenheim oder das Berchtesgadener Land tanzen mit Blick auf ganz Bayern aus der Reihe: Nur 17 der 96 Stadt- und Landkreise in Bayern wiesen zuletzt mehr Baugenehmigungen aus, als im Schnitt der letzten fünf Jahre. Den größten Anstieg konnten zuletzt Erlangen und Ansbach mit rund 140 Prozent vorweisen, auch der Kreis Ebersberg sticht mit über 70 Prozent Plus hervor. Betrachtet man die Ebene der Regierungsbezirke geht die Bautätigkeit in Unterfranken am meisten zurück.
Die Gründe für die Zurückhaltung der Bauträger liegen für den Immobilienverband auf der Hand: Höhere Zinsen, strenge Kriterien bei der Kreditvergabe, eine hohe Inflation, schwer kalkulierbare Projektkosten sowie hohe Anforderungen im Neubau. Es lässt sich bei Neubauvorhaben nur schwer abschätzen, welchen Kaufpreis der Markt bei Fertigstellung einer Immobilie bereit ist zu zahlen. „Unsicherheiten u.a. in Bezug auf die Zinsentwicklung in den kommenden Monaten, werden den Wohnungsbau im Freistaat zumindest mittelfristig weiter abbremsen“, befürchtet Stephan Kippes.
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