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Viele Anekdoten beim Erzählcafé

Barfuß auf der Aschenbahn: Das Geheimnis der „Kolbermoorer Spikes“

Um den Kolbermoorer Sport und die Spikes ranken sich vielen Anekdoten und Geschichten, die beim letzten Erzählcafé für großes Interesse sorgten.
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Um den Kolbermoorer Sport und die Spikes ranken sich vielen Anekdoten und Geschichten, die beim letzten Erzählcafé für großes Interesse sorgten.

Für den Kampf um jeden Meter und jede Sekunde benutzen Leichtathleten eigentlich Spikes. Doch in Kolbermoor gab es keine Nagelschuhe mit Dornen an den Sohlen. Hier gingen die Sportler noch barfuß auf die Aschenbahn. Welche Anekdoten beim jüngsten Erzählcafé auf den Tisch kamen.

Kolbermoor – Wer oder was waren die „Kolbermoor-Spikes“? Beim letzten Erzählcafé konnte man es erfahren, und es zeigte sich damit wieder einmal: Nach jeder dieser Veranstaltungen von Stadtbücherei, Volkshochschule und Stadtmarketing geht man nicht nur bestens unterhalten nach Hause, sondern auch wesentlich schlauer als zuvor.

Beim Erzählcafé ging es diesmal um den Sport in der Stadt und die Kolbermoor Spikes waren nicht etwa eine hier erfundene oder hergestellte Sportschuhvariante. Sie waren, so erzählte Christa Cauzzi, der Spitzname für die Kolbermoorer Leichtathleten, die noch in den Fünfzigern barfuß auf die Aschenbahn gingen.

Leichtatlethen waren hart im Nehmen

Dahinter steckte nicht die Idee irgendeines verrückten Trainers, sondern schlicht Geldmangel: Von richtigen Sportschuhen war nicht mal zu träumen. Man war, nur leicht übertrieben, schon froh, wenn man sonst ordentliches Schuhwerk hatte. Geld ausgeben für Sport, was heute ein Leichtes ist, sowohl vom Angebot wie auch von den finanziellen Möglichkeiten her, war lange Zeit sowieso ein Unding, wie die gut fünfzig Erzählcafébesucher übereinstimmend zu berichten wussten. Und das bei beiden Kolbermoorer Sportvereinen, dem SVK wie auch dem DJK.

Sport – das waren Betätigungen, die Fleiß, Ehrgeiz und Training, aber keinen finanziellen Einsatz verlangten: Leichtathletik eben, Faustball, Gewichtheben, Boxen. Und man erzielte dabei durchaus respektable Erfolge: der Kolbermoorer Sepp Straßberger etwa wurde Olympiasieger im Gewichtheben, das war 1928. Eine Zeit übrigens, in der auch Spitzensportler keine abgehobenen Stars waren. Sepp Straßberger setzte seine Kraft gerne auch im Alltag und für seine Mitmenschen ein, wie zumindest eine Anekdote belegt.

Sie lüften das Geheimnis der Kolbermoorer Spikes: Vorstandssprecherin des SV-DJK, Sabine Balletshofer-Wimmer (links, stehend) und neben ihr Chirsta Cauzzi.

Stefan Reischl erzählte, dass in seinem Elternhaus das Treppenhaus zur Renovierung anstand, aber keiner wusste, wie das Klavier, das im zweiten Obergeschoss im Weg stand, nach unten zu bringen wäre. Am Ende blieb nur, es zu zersägen, dabei aber die Frage offen, wie um Himmels willen es denn nach oben gekommen war: Die Antwort seiner Großmutter, so Stefan Reischl sei gewesen: „Das waren nur zwei Leute. Vorne einer und hinten Sepp Straßberger, der geschoben hat“.

Überhaupt war dort, wo heute Sportförderung greift, stattdessen lange Zeit persönliche Entschlusskraft und eigene Einsatzbereitschaft gefragt. So kam man etwa auch zu den BMXlern – eine Sparte und ein Sportareal, die heute aus Kolbermoor nicht mehr wegzudenken sind. Pfarrer Eugen Klaas, dem der Kolbermoorer Sport viel verdankt, war in den Sechzigern einmal zu Besuch bei Familie Hartl gewesen, deren Söhne damals schon BMX-Räder besaßen. „Als der Pfarrer wieder weg war“, so erinnerte sich Frau Hartl auf dem Erzählcafé lachend, „hatten wir die eben gegründete BMX-Sparte am Hals“.

Dem persönlichen „Vortrieb“ zweier Kolbermoorer, Heinz Engelbrecht und Albert Hamberger ist es auch zu verdanken, dass sich Mitte der Sechziger in beiden Vereinen Tischtennis etablierte. Wobei schon ein Problem zu erkennen ist: Es war für eine Stadt wie Kolbermoor nicht einfach, gleich zwei Vereine, die teilweise jeweils die gleichen Sparten anbieten, zu fördern und zu unterstützen. Nicht besser wurde es, so weiß Sabine Balletshofer-Wimmer, Dritte Bürgermeisterin und Vereinssprecherin des SVJ-DJK, als Kolbermoorer größer wurde. Da mussten sich neu zugezogene Familien bisweilen auf zwei Vereine aufteilen, je nach persönlicher Verbindung zu anderen Sportlerkollegen oder dem Spartenangebot.

Einsatzbereitschaft und Einfallsreichtum

1999 kam es schließlich zur Fusionierung des Vereins und seither hat sich bewahrheitet, was deren Befürworter von Anfang an prophezeit hatten: Wenn Einsatzbereitschaft, Einfallsreichtum und das Nicht-Lockerlassen beider Vereine zusammenkommen, wenn diese an einem Strang ziehen, dann ist Spitzenleistung auf jedem Feld möglich, das man anpackt. Nicht zuletzt die großen Erfolge der Kolbermoorer Tischtennisdamen beweisen es.

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