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Sonnenstrom für 5000 Haushalte

Bad Feilnbacher Gemeinderat befürwortet Photovoltaikanlage auf einer Fläche von 15 Hektar

Der „Solarpark Dettendorf“ hat mit 14:5 Stimmen ein positives Feedback im Gemeinderat Bad Feilnbach erfahren. Südlich der Autobahn und östlich der Kreisstraße RO 24 in Dettendorf soll er entstehen. Mit der dort geernteten Sonnenergie könnte sich die Gemeinde Bad Feilnbach autark mit „grünem Strom“ versorgen.
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Der „Solarpark Dettendorf“ hat mit 14:5 Stimmen ein positives Feedback im Gemeinderat Bad Feilnbach erfahren. Südlich der Autobahn und östlich der Kreisstraße RO 24 in Dettendorf soll er entstehen. Mit der dort geernteten Sonnenergie könnte sich die Gemeinde Bad Feilnbach autark mit „grünem Strom“ versorgen.

Noch vor rund drei Monaten diskutierte der Bad Feilnbacher Gemeinderat recht kontrovers darüber, wie die Gemeinde sich zum Bau einer Freiflächen-Photovoltaik-Anlage positionieren sollte. Nun liegt bereits eine konkrete Anfrage für einen „Solarpark Dettendorf“ vor, der Sonnenenergie für 500 Haushalte ernten könne.

Bad Feilnbach – Das geplante Projekt „Solarpark Dettendorf“ führte auch in der jüngsten Sitzung wieder zu einer intensiven Diskussion, fand aber schließlich eine deutliche Mehrheit im Gremium.

Solarpark soll an der Autobahn entstehen

Jochen Schürer, Geschäftsführer der Firma Greenovative GmbH aus Nürnberg, stellte dem Gemeinderat das Projekt vor. Konkret geht es um vier Grundstücke mit einer Fläche von rund 18 Hektar südlich der Autobahn und östlich der Kreisstraße RO24 in Dettendorf. Die Eigentümerin dieser Flächen sei auf die Firma zugegangen, um ein entsprechendes Projekt zu entwickeln. Greenovative würde die Anlage finanzieren, planen, bauen und betreuen.

Schürer zählte eingangs die Eckdaten des Vorhabens auf: Mit einer geplanten Modulfläche von rund 15 Hektar könnte Strom aus Sonnenenergie mit einer Nennleistung von circa 16.000 Kilowatt-Peak gewonnen werden.

8800 Tonnen CO2 werden eingespart

Bei einer Ertragsprognose von 1100 Kilowatt-Stunden soll ein Stromertrag von 17,6 Millionen kWh pro Jahr erzielt werden. „Mit der Anlage könnten etwa 5000 Haushalte mit Strom versorgt werden, zudem werden jährlich 8800 Tonnen CO2 eingespart“, schlüsselte Schürer auf: „Die Gemeinde könnte sich also autark versorgen.“ Um die erzeugte Energie in das Stromnetz einzuspeisen, sei eine Leitung nach Bad Aibling notwendig.

Für die Gemeinde Bad Feilnbach, die Flächeneigentümerin und für die Bürger bringe der Solarpark viele Vorteile. So sei die Anlage eine umweltfreundliche Möglichkeit, Bad Feilnbach und benachbarte Gemeinden mit Energie zu versorgen. Zudem sicherte Schürer der Gemeinde eine Planungshoheit zu: „Der Gemeinderat bestimmt die Größe und Details zum Solarpark.“

Dadurch, dass die Flächen künftig nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden, soll die Biodiversität bereichert werden. Für die Eigentümerin der Grundstücke würden faire Pachteinnahmen gezahlt, darüber hinaus kann sie die Flächen selbst im Sinne der Grünpflege bewirtschaften.

Für die Bürger ergäbe sich die Möglichkeit einer Bürgerbeteiligung, es könne nachhaltig Geld „mit Sinn und klarer Gewinnherkunft“ angelegt und lokaler Ökostrom gewonnen werden. Die Kommune könnte von einer Umlage mit rund 35.000 Euro und zusätzlichen Gewerbesteuereinnahmen von anfangs 16.000 Euro pro Jahr bis zu 80.000 Euro (ab dem 21. Jahr) finanziell profitieren.

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Von einer „Schwarmfinanzierung“ sprach Schürer, um die Bürger an der Anlage zu beteiligen. So können die Bad Feilnbacher mit Beteiligungsbeträgen zwischen 1000 und 25.000 Euro auf eine Laufzeit von fünf bis 15 Jahren einen gestaffelten Zinsertrag zwischen drei und vier Prozent erzielen. „Die Bad Feilnbacher Bürger hätten hier natürlich anfänglich ein Exklusivrecht.“ Erst danach würde die Finanzierung für weitere Anleger geöffnet.

Das Thema warf bei den Ratsmitgliedern viele Fragen auf, zudem wurde es ausgiebig und kontrovers diskutiert. Sepp Rauscher (CSU) fragte nach, ob der Rückbau nach der Nutzungszeit gesichert sei oder ob die Gemeinde eine Industriebrache befürchten müsse. „In der Regel werden solche Anlagen 40 Jahre und länger genutzt“, erläuterte Jochen Schürer. „Ab dem 15. Jahr muss eine Bürgschaft angelegt werden, die einen Rückbau der Anlage sichert“, so der Experte.

Stephan Oberprieler (Grüne) hakte zum Bürgerbeteiligungsmodell nach: „Nach spätestens 15 Jahren werden die Beteiligungen zurückgezahlt. Gibt es die Möglichkeit, sich auch nach dieser Zeit noch an der Anlage zu beteiligen?“, fragte Oberprieler. Schürer berichtete aus den Erfahrungen der bisherigen Anlageprojekte, die mit der angebotenen Laufzeit sehr gut angenommen wurden. „Wir könnten nach den 15 Jahren natürlich noch ein weiteres Projekt aufsetzen“, versprach er. Zudem beantwortete Schürer ausführlich Fragen unter anderem nach der Einzäunung des Geländes, das Fortbestehen der dortigen Bäume und Wege, zur Schafhaltung auf den Flächen und zur Biodiversität.

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Einige Ratsmitglieder standen dem Vorhaben ablehnend gegenüber. So sah Marinus Moser (ÜW) unter anderem die Versiegelung der landwirtschaftlich genutzten Fläche kritisch. Er forderte, dass Photovoltaik-Anlagen zuerst auf Dächern gebaut werden sollten. Mit der Umsetzung des Projekts setze die Gemeinde ein „falsches Signal“, man würde gegenüber den Landwirten „ein Fass aufmachen“, so Moser. „Diese Neuentwicklung geschieht auf Kosten unserer Heimat“, bilanzierte er und lehnte das Projekt ab, da es zu groß und für die touristisch geprägte Gemeinde überflüssig sei.

Sorgen um eine konkurrierende Situation zur landwirtschaftlichen Nutzung machte sich auch Mosers Fraktionskollegin Katharina Angermaier und fragte nach, ob die Flächen tatsächlich nicht weiter landwirtschaftlich genutzt werden könnten. Bürgermeister Anton Wallner (CSU) gab Auskunft, dass es sich hier um einen Betrieb handle, der die Landwirtschaft aufgibt, und daher die Flächen dafür nicht mehr gebraucht werden.

Überproduktion von Nahrungsmitteln

Aufgeschlossen standen die Landwirte Sepp Rauscher und Sepp Riedl (beide CSU) der Freiflächen-Photovoltaikanlage gegenüber. Durch die momentane Überproduktion an Nahrungsmitteln müssten Alternativen gesucht werden. „Ich bin mittlerweile an einem Punkt, wo ein anderer Weg gesucht werden muss“, so Riedl. Peter Menhofer riet dazu, die Entscheidung anhand der vom Gemeinderat im September aufgestellten Richtlinien zu treffen: „Bundespolitische Diskussionen zu führen, bringt uns hier nicht weiter“, so das ÜW-Mitglied.

Bauleitplanung kann nun beginnen

Bürgermeister Wallner wertete den Beschluss als einen „Startschuss“ mit der Option zum jederzeitigen Stopp während der rund 24 Monate dauernden Planungsphase. Mit 14:5 Stimmen entschied der Gemeinderat schließlich, dass das vorgestellte Projekt begrüßt wird. Die Baurechtsänderung soll im Rahmen eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans auf der Grundlage eines Vorhaben- und Erschließungsplans erfolgen. Die Bauleitplanung wird durch ein von der Gemeinde beauftragtes Planungsbüro erstellt.

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