Abschied von Dr. Hermann Selmayr
Der Tod kam beim geliebten Sport: Bad Feilnbach trauert um seinen „Doc“
Er war ein Landarzt vom alten Schlag mit großer Leidenschaft für seinen Beruf und den Sport: Bei seinem letzten Training ereilte Dr. Hermann Selmayr im Alter von 76 Jahren unerwartet der Tod. Die Gemeinde Bad Feilnbach trauert um ihren Ehrenbürger.
Bad Feilnbach – Betroffenheit und Trauer machten sich in Windeseile in Au und überall dort breit, wo sich der allseits geschätzte „Sellei“, sei es durch sein umfangreiches medizinisches Wissen als Arzt oder mit seinem Engagement zum Wohle von Vereinen und Gemeinschaften, einbrachte. Er genoss allergrößtes Vertrauen der ihm anvertrauten Menschen, oft von Geburt an bis zum Tod. Um ihn trauern Ehefrau Brigitte, Sohn Björn und Tochter Rachel mit ihren Familien sowie die Geschwister.
Schon das Elternhaus stand am Doktorweg
Am 9. August 1946 in München geboren, wuchs Hermann Selmayr mit seinen Geschwistern, Franz, Christoph und Lisi wohlbehütet im Elternhaus und Praxis am Doktorweg in Au auf. Nach seinem Abitur studierte er Humanmedizin an der Julius-Maximilian-Universität Würzburg und legte erfolgreich Staatsexamen und Approbation ab. In seiner Zeit als Medizinalassistent eignete er sich umfangreiches Wissen auf dem Gebiet der Gynäkologie und inneren Medizin im Klinikum Rosenheim sowie Chirurgie im Krankenhaus Bad Aibling an.
Über Stationen wie das Bundeswehrkrankenhaus Bad Zwischenahn und die Klinik Wartenberg bei Freising führte ihn sein Weg zurück in die geliebte Heimat nach Au – genauer gesagt in die Praxis seines Vaters Alphons. Hier spezialisierte er sich als Weiterbildungsassistent im Bereich der Allgemeinmedizin und übernahm im Januar 1979 die Praxis.
Ruhestand war für ihn ein Fremdwort
Bedeutend für ihn war eine lückenlose medizinische Versorgung seiner Patienten. Er war rund um die Uhr und an fast allen Tagen im Jahr für sie erreichbar und mit Leidenschaft für sie im Dienst. Ruhestand war für den Mediziner ein Fremdwort. Das zeigte sich unter anderem daran, dass er auch im Rentenalter noch praktizierte und somit einen nahtlosen Übergang seiner Patienten zu seinem Sohn Björn sicherstellte. 2018 ging die Praxis mit über 70 Jahren Tradition in der medizinischen Versorgung in Au an den Junior über.
In der Freiwilligen Feuerwehr Au trug Hermann Selmayr den Namen „Doc“. Hier hat er sich in der schnellen Ersten Hilfe bei akuten Notfällen auch außerhalb des Dorfes verdient gemacht. Wenn Piepser oder Sirene ertönten, verließ er schon mal kurzerhand die Praxis, eilte zum Gerätehaus und erkundigte sich nach dem Grund der Alarmierung. Bei Bedarf leistete er Erste Hilfe am Einsatzort, um Leben zu retten. Aus dieser sozialen Einstellung und dem Fakt, dass schnelle Hilfe im Gemeindegebiet nicht immer sichergestellt werden konnte, entstand die Idee, einen eigenen First Responder ins Leben zu rufen. Die Truppe hatte am 2. Februar 2002 ihren ersten Einsatz.
Ein passionierter Skilangläufer
Neben seiner Berufung als Arzt und Mediziner widmete sich Dr. Hermann Selmayr mit Ehrgeiz dem Sport. In den Wintermonaten verbrachte er seine Freizeit auf alpinen Pisten und in verstärktem Maße als passionierter Skilangläufer in unzähligen Loipen. Über Jahrzehnte schätzten ihn Vorstände und Mitglieder als Langlaufwart beim Ski-Club Au. Durch gekonnte Überzeugung gelang es ihm, viele Interessenten für die nordische Disziplin zu gewinnen.
Er organisierte unvergessliche Langlauflager und Wettkämpfe, darunter auch im Biathlon in Zusammenarbeit mit den Auer Hubertusschützen. Noch bis vor einigen Jahren feierte er im Langlauf zahlreiche Erfolge – auch bei internationalen Veranstaltungen wie dem bekannten „Wasa-Loped“ in Schweden oder Meisterschaften innerhalb der Ärzteschaft.
Ehrenwürde der Gemeinde für den „Doc“
Ziel seines Engagements war es immer, Menschen zu Bewegung und Sport zu animieren. Auch dem Laufsport im Gemeindegebiet, im Auer Weidmoos oder auf Radlwegen hatte er sich verschrieben. Begeistern konnte er auch zahlreiche Menschen für den „Lauf 10“ oder für den Bäderlauf zwischen Bad Feilnbach und Bad Aibling. 2021 ernannte die Gemeinde Bad Feilnbach Dr. Hermann Selmayr zum Ehrenbürger.
Am Schluss gab es keine Rettung mehr
Der Sport bedeutete für den „Sellei“ bis zur Todesstunde sehr viel. Wie schon vor einigen Jahren erlitt er bei einem Lauftraining erneut einen Kreislauf- und Herzstillstand. Damals war es Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr Au gelungen, ihren „Doc“ zu reanimieren. Beim erneuten Zusammenbruch gab es keine Hilfe mehr für ihn. Ein Gedenkgottesdienst am Freitag, 16. Juni, in der Pfarrkirche St. Martin in Au soll noch einmal an den verdienten Mit- und Ehrenbürger mit seinen außergewöhnlichen Leistungen erinnern. Beginn ist um 14 Uhr in der Kirche St. Martin in Au.