Blick ins neue Quartier
52 neue Wohnungen mitten in Bad Feilnbach – und was im Tannenhof sonst geschieht
Um 52 Wohnungen, verteilt auf fünf Häuser, wird Bad Feilnbachs „neue Mitte“ bald reicher sein. Doch auf dem Tannenhof-Areal, auf dem sie errichtet werden, entsteht noch viel mehr als einfach nur Wohnraum. Wir haben uns dort schon einmal umgeschaut.
Bad Feilnbach – Kleines Appartement, Zweizimmerwohnung oder große Wohnung mit Galerie – wenn man mittendrin steht, bekommt man schon eine Vorstellung, wie alles in ein paar Monaten aussehen könnte in diesem neuen Quartier. Rund 60 Bürger machten sich jetzt vor Ort ein Bild bei einer Führung, bei der Bürgermeister Anton Wallner vor allem die öffentlichen und künftig gemeinschaftlich genutzten Einrichtungen vorstellte.
Eines der Herzstücke: das Bad Feilnbacher Wohnzimmer. Ein ebenerdiger, barrierefreier Raum mit Terrasse. Dieser soll nicht nur den Bewohnern des neuen Viertels, sondern allen Gemeindebürgern kostenfrei offen stehen – sei es zum Schach- oder Kartenspielen, Lesen, Stricken oder einfach nur Ratschen. „Und zwar komplett ohne Konsumzwang. Dieser Gedanke war uns sehr wichtig“, betonte Wallner.
Insgesamt neun barrierefreie, 15 Quadratmeter große „Appartements“
Der Kritik, dass man damit der örtlichen Gastronomie Konkurrenz machen und Schwarzarbeit fördern würde, widersprach er. „Das ist im Grunde wie beim Heimgarten im ersten Stock. Nur dass dieser Treffpunkt zentral liegt und ebenerdig erreichbar ist. Wenn man hier vorbei geht, sieht man gleich, wer gerade da ist und ob was los ist; man kann sich spontan ungezwungen treffen.“ Zudem könne das Wohnzimmer gegen Miete fest gebucht werden, beispielsweise für private Feiern.
Insgesamt neun barrierefreie, 15 Quadratmeter große „Appartements“, zwei große Gemeinschaftsbäder, eine Küche und einen Gemeinschaftsraum umfasst die Einrichtung „Ambulant betreutes Wohnen“ der Ernst- und -Hilde-Gundel-Stiftung im selben Haus. Hinzu kommt ein eigener Gartenbereich. Wie eine größere Studentenwohngemeinschaft könne man sich das vorstellen, veranschaulichte Wallner.
„Uns war es wichtig, in der Ortsmitte auch Spezialformen des Wohnens zu schaffen“
„Dazu soll die Möglichkeit bestehen, Angebote wie Haushaltshilfe, Pflege oder Ergotherapie zuzubuchen.“ Die Preise für das Wohnen seien vergleichbar mit denen eines „normalen Alten- oder Pflegeheimes“, wobei sich die Einrichtung ansonsten aber absolut von einem Heim unterscheide. Wichtiger Gedanke sei unter anderem, dass sich die Gemeinschaft so weit wie möglich selbst verwalte.
„Uns war es wichtig, in der Ortsmitte auch Spezialformen des Wohnens zu schaffen. Hier sollen Bad Feilnbacher Bürger jeden Alters, die nicht alleine wohnen können, die Möglichkeit haben, trotz Einschränkungen ihren Alltag in ihrem Heimatort selbst zu gestalten“, betonte der Bürgermeister.
Begegnung zwischen Jung und Alt
Die Lage der WG in unmittelbarer Nähe zu Einkaufsmarkt, Kirche, Schule, Rathaus, Bushaltestelle, Schwimmbad, Banken und Gastronomie sowie das „Wohnzimmer“ mit Terrasse und eine Kinderbetreuungsstätte (Begegnung zwischen Jung und Alt) im Quartier selbst böten viele Gelegenheiten, sich in der Gemeinschaft zu organisieren. Zudem werde auch die Nachbarschaftshilfe im Tannenhof ihr neues Quartier beziehen.
Ein neues Quartier im Herzen des Ortes
Der neue Tannenhof entsteht auf dem Gelände des ehemaligen Kurhotels an der Kufsteiner Straße im Zentrum von Bad Feilnbach. Die Gemeinde erhofft sich ein lebendiges, neues Quartier für das Zusammenleben von Jung und Alt. Dazu hatten sie und der Bauherr, die Firma Quest, im Vorfeld zu einer Ideenwerkstatt eingeladen, um gemeinsam Ideen für die Bebauung und Gestaltung zu entwickeln. Der Siegerentwurf der Bürgerbeteiligung diente dann als Grundlage für den städtebaulichen Entwurf von HKF Architekten. Die Fertigstellung ist für Mitte 2023 geplant. Durch die öffentlichen Nutzungen im Quartier soll ein Miteinander aller Bürger entstehen. Neben dem „Bad Feilnbacher Wohnzimmer“ laden dazu unter anderem „Ratschbankerl“ im Grünen – auch die für die Gemeinde typischen Obstbäume sollen gepflanzt werden – ein. Alle Häuser sind an das Hackschnitzelkraftwerk der Gemeinde angeschlossen.
Während der benachbarte Einkaufsmarktbesitzer für die Nachbarschaftshilfe überdachte Pkw-Stellplätze zur Verfügung stelle, biete die zweispurige Tannenhof-Tiefgarage insgesamt 81 Stellplätze. „Dafür sind wir als Gemeinde auch erstmals von unserer ansonsten streng gehandhabten Stellplatzsatzung abgewichen. Denn so ist die Vermischung angesichts der sehr heterogenen Bewohnerstruktur leichter“, erklärte Wallner. Es gibt dort für die Bewohnergemeinschaft auch eine Werkzeugkammer beziehungsweise Werkstatt sowie Abstellplätze für Fahrräder und Mülltonnen.
Hier habe man sich das Konzept des ebenfalls von Quest realisierten „Klosteranger“ in Weyarn angeschaut: „Die Tiefgarage war zu keiner Zeit wirklich voll“, zeigt sich Wallner überzeugt, dass die Lösung auch in Bad Feilnbach funktioniert. Denn die Kommune werde auch zwei Car-Sharing-Autos anschaffen, die im Gemeindeparkhaus am Rathaus stationiert werden. Diese können, so Wallner, von allen Bad Feilnbachern genutzt werden. „Wer das weiß, braucht vielleicht auch gar kein eigenes Auto.“
Kindergeschrei gehört in den Ort
Bis September 2023 soll nicht nur das „betreute Wohnen“ an den Start gehen, sondern auch die neue 300 Quadratmeter Kindertagesstäte mit 25 Kindergarten- und 12 Krippenplätzen, deren Räumlichkeiten in Abstimmung mit Fachkräften aus der Gemeinde entwickelt worden seien. Einzig ein Spielplatz habe auf dem Areal keinen Platz.
„Die Kinder können den Spielplatz an der Hans-Zeitler-Straße nutzen. Das ist zwar nicht optimal, aber wenn man es will, wird es funktionieren“, so Wallner. Sorgen, dass es Beschwerden geben könnte, wenn die Kinder auf dem Gelände etwas lauter sind, hat er keine. Im Gegenteil: „Die Leute kaufen die Wohnungen in dem Wissen, dass hier Kinder sind, manche begrüßen genau das. Und auch wir als Gemeinde sehen es so: Kindergeschrei gehört in den Ort und nicht irgendwo draußen an den Rand.“
Bad Feilnbacher nutzen Vorkaufsrecht
Die Wohnungen sind seiner Aussage nach bis auf zwei sogenannte Worklabs, die nun auch zu Wohnräumen umgebaut werden sollen, ausverkauft. Hier habe eine ganze Reihe von Bad Feilnbachern das von Quest eingeräumte Vorkaufsrecht für Bürger der Gemeinde genutzt. Die Wohnungsgrößen reichen von rund 45 bis 120 Quadratmeter.
Auf die Höhe der Gebäude angesprochen merkte Wallner an, dass man bei der Bebauung irgendwann nicht mehr „in die Fläche“ gehen könne. „Die höchsten Gebäude sind circa 20, 30 Zentimeter höher als der Prechtl-Einkaufsmarkt nebenan. Und auch die vorherige Bebauung mit Tannenhof und Diem war hoch.“ Das Gemeindeoberhaupt appellierte an die Bürger: „Bitte gebt dem Quartier eine Chance. Lasst es erst einmal fertig werden und uns daran gewöhnen.“

