Innerhalb von vier Wochen
Mit 14 eine eigene Firma in Bad Endorf gegründet: Das steckt hinter dem „Mikroabenteuer“
Die Klasse 8b der Mittelschule Bad Endorf hat in nur einem Monat ihre eigene Schülerfirma „Heimat erleben“ gegründet. Was dahinter steckt und warum es auch mal problematisch wurde, erzählen Samantha Daffner (14) und Alois Fritz (15).
Bad Endorf – Was am Anfang nur ein Schülerwettbewerb war, wurde schnell zu einer eigenen Firma. Die Klasse 8b der Mittelschule Bad Endorf nahm im vergangenen Schuljahr am Wettbewerb „Heimat erleben“ teil. Dieser wird jedes Jahr von Stadt und Landkreis Rosenheim ausgerichtet. Die Mittelschule war das erste Mal dabei und gewann auf Anhieb den ersten Preis. Die Schüler überzeugten mit ihrem Reiseführer für Mikroabenteuer im Landkreis Rosenheim.
Für den Wettbewerb müssen sich die Heranwachsenden ein Projekt mit einem regionalen Bezug zu Rosenheim aussuchen. Auch die Schüler der achten Klasse suchten nach Ideen. Darunter Samantha Daffner (14) und Alois Fritz (15). Dabei sei die Idee von einem Buch mit Mikroabenteuern aufgekommen.
Mikroabenteuer sind kurze, spontane und unkomplizierte Aktivitäten, die für Familien und Kinder geeignet sind. Das können Ausflüge in den Wald sein, wo die Familie ihr eigenes Lager bauen muss. Das kann aber auch eine Wanderung auf die Kampenwand sein – verbunden mit einem gemütlichen Picknick. „Es sind kleine, leicht umsetzbare Abenteuer, die nur wenig bis gar kein Geld kosten“, sagt Samantha.
Praktischer Einblick in die Arbeitswelt
Um die passenden Orte zu finden, fragten die Schüler bei Bekannten und Freunden nach Ausflugstipps. So kamen 100 Ideen zusammen. Nach intensiven Internetrecherchen trugen die Schüler diese dann in einem Reiseführer zusammen. „Im Buch haben wir auch QR-Codes erstellt, über die man auf die Internetseiten der jeweiligen Ausflugsorte kommt“, sagt Samantha.
Nur einen Monat brauchten die Schüler, ehe der Reiseführer fertig war. „Es war ein richtiges Erfolgserlebnis, als wir das Buch in den Händen hielten“, sagt Alois Fritz. Neben dem ersten Platz beim Schülerwettbewerb erhielten die Schüler auch eine Urkunde und ein Preisgeld von 500 Euro. Doch der Wettbewerb allein reichten ihnen nicht. Um das Buch auch an andere Schulen und Familien verkaufen zu können, sei die Idee von der Schülerfirma „Heimat erleben“ mit ihrer eigenen Internetseite entstanden.
Für den Aufbau der Firma, habe der Schulleiter 200 Euro Startkapital dazugegeben, wie Klassenlehrerin Loredana Kern mitteilt. Mit dem ersten Verkauf der Bücher hätten die Schüler schon einen deutlichen Gewinn gemacht. „Ein Buch ist sogar nach Frankreich geschickt worden“, sagt Kern. Eine Familie, die den Reiseführer gekauft hatte, hat ein weiteres Exemplar zu ihren Freunden nach Frankreich geschickt. Innerhalb von vier Wochen bauten die Schüler die Firma auf.
Die Freude war auch bei Klassenlehrerin Loredana Kern groß. „Die Schüler erhalten dadurch einen Einblick in den beruflichen Alltag“, sagt sie. Die Firma bestehe aus verschiedenen Abteilungen, wie Marketing, Verkauf, Einkauf, Rechnungswesen und Personalabteilung. Samantha Daffner und Alois Fritz gehören zum Beispiel zum Marketing-Bereich. Samantha erstellte Plakate für die Werbung und Alois ist für die Website zuständig.
Einige Herausforderungen und viele Pläne für die Zukunft
Beim Aufbau der eigenen Schulfirma hat es natürlich auch viele Herausforderungen gegeben. „Es gab in jeder Abteilung Anfangsschwierigkeiten, denn woher sollen die Schüler wissen, wie man eine Rechnung oder einen Lieferschein schreibt“, sagt Kern. In extra Unterrichtsstunden vermittelte sie ihr Wissen an die Schüler. „Wir haben für jede Abteilung auch Abteilungsleiter bestimmt. Diese delegieren die Arbeiten und dadurch klappt mittlerweile alles reibungslos.“
Für die Zukunft ist erst einmal weniger geplant, denn die Gewinner des Wettbewerbs sind mit dem neuen Schuljahr in die neunte Klasse gewechselt und bereiten sich nun auf ihren Abschluss vor. Daher werden sie keine weiteren Ausflugsorte hinzufügen oder weitere Reiseführer planen. „Vielleicht setzen wir damit bei den Siebtklässlern an, damit sie früh einen Einblick in die Wirtschaft bekommen“, sagt Kern.
Sollte dieses Schuljahr aber genug Bestellungen zusammenkommen, möchten sich die Gewinner des Schülerwettbewerbs noch einmal selber um die Abwicklungen kümmern. „Wir hoffen, dass wir Ende September neue Bücher drucken können“, sagt Kern. Neben dem Reiseführer überlegt sie auch eigene Produkte der Schule auf der Internetseite der Firma anzubieten. „Wir sind auf dem Weg eine Fairtrade Schule zu werden und haben in diesem Zug unseren eigenen Schulhonig hergestellt“, sagt die Klassenlehrerin. Ideen, um die Schülerfirma auszubauen, sind damit reichlich vorhanden.