Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Ermittlungen wegen Mordversuchs

Nach Brandstiftung in Bad Endorf: Weshalb die Kripo nun Hasskommentare untersucht

Die Polizei ermittelt, ob Hasskommentare im Internet etwas mit dem Brand in Bad Endorf zu tun haben.
+
Die Polizei ermittelt, ob Hasskommentare im Internet etwas mit dem Brand in Bad Endorf zu tun haben.

Kurz vor Mitternacht hat am 3. April ein Wohn- und Geschäftshaus in Bad Endorf gebrannt. Die Polizei ermittelt wegen schwerer Brandstiftung und Mordversuchs. Nun untersuchen die Beamten sogar Hasskommentare im Internet.

Bad Endorf - Mitten in der Nacht schlagen zwei Täter Fenster ein, stecken ein Wohn- und Geschäftshaus in Brand und bringen die Bewohner damit in Lebensgefahr. Es ist eine Szene wie aus einem Kriminalroman. Doch anstatt auf den Seiten eines Buches ereignete sich diese Straftat am 3. April gegen 23.30 Uhr in der Bahnhofsstraße in Bad Endorf. Seitdem ermitteln 14 Beamte wegen schwerer Brandstiftung und Mordversuch.

Schaden von mehreren Hunderttausend Euro

Die Bewohner, darunter eine siebenköpfige Familie aus dem Mittleren Osten, konnten sich unverletzt in Sicherheit bringen. Nach Angaben in einer Pressemitteilung der Polizei ist ein Sachschaden von mehreren Hunderttausend Euro entstanden. In dem Café im Erdgeschoss und dem angrenzenden Geschäft haben die Täter jeweils eine Fensterscheibe eingeschlagen.

Die Polizei hat die Spuren gesichert, die Anwohner befragt und die Bevölkerung bereits zweimal um Zeugenhinweise gebeten. „Die Resonanz ist recht gering“, sagt Stefan Sonntag, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Es sei ein Hinweis zu einem verdächtigen Fahrzeug eingegangen, der jedoch nichts Konkretes ergeben habe. „Wir haben noch keine heiße Spur.“

Vorsätzliche Brandlegung

Zeugen hätten zudem zwei Personen beobachten, die sich kurz vor dem Brandausbruch durch die eingeschlagenen Scheiben Zutritt in das Gebäude verschafften und wenig später zu Fuß flüchteten. Es gebe Hinweise auf eine vorsätzliche Brandlegung. Ob der Täter einen Brandbeschleuniger genutzt hat, dazu wollte sich der Sprecher aus ermittlungstechnischen Gründen nicht äußern.

„Wir ermitteln intensiv und gehen jeder Spur nach“, sagt Sonntag. Deshalb untersuchen die Beamten nun Kommentare auf den Nachrichtenportalen ovb-online.de und rosenheim24.de. „Wir prüfen auch, ob das strafbare Inhalte sind“, sagt Sonntag. Etwa wenn ein Kommentar volksverhetzend sei oder sich ein Nutzer rassistisch äußere. Die Verfasser solcher Beiträge verfolge die Polizei strafrechtlich. „Das Internet ist kein rechtsfreier Raum“, betont der Sprecher.

Ein Kommentar scheint für die Polizei besonders interessant. Ein User hat unter einem Artikel kommentiert, die Familie solle ihre Kinder zur Adoption freigeben. „Wer keine sicheren Einkünfte hat, sollte auf Nachwuchs verzichten“, schrieb die Person. Die Familie müsse lernen, „dass unsere Welt hier anders ist als ihre reichlich historischen Ideen“. Mittlerweile ist der Beitrag gelöscht.

Es gibt kein Standard-Vorgehen

Solche Hinweise aus der virtuellen Welt können Sonntag zufolge zur Aufklärung beitragen. „Wir wollen alles auf dem Schirm haben bei so einem gravierenden Verbrechen“, sagt er. Es gebe kein Standard-Vorgehen in einem solchen Fall. Die Ermittler entscheiden Sonntag zufolge je nach Sachlage, welche Schritte sinnvoll sind.

„Bei der Soko im Fall Hanna wurden auch unfassbar viele Dinge abseits der eigentlichen Tat überprüft“, sagt Sonntag. Seien es Handydaten, eine Armbanduhr, Videos und vieles mehr. „In der heutigen Zeit haben Ermittler weit mehr zu tun, als nur Spuren am Tatort zu sichern und Zeugen zu befragen.“

Welche Strafe die Täter womöglich erwartet, weiß Stefan Sonntag nicht. Die Polizei überführe lediglich die Verbrecher und sammle Beweise. Die Staatsanwaltschaft sei zuständig für die Bewertung der Ermittlungen und die Festsetzung des Tatvorwurfs. „Ist es versuchter Mord, wenn ja, in wie vielen Fällen? Ist es schwere Brandstiftung?“ Diese Fragen muss die Staatsanwaltschaft laut Sonntag klären und Anklage einreichen. Bis Redaktionsschluss war die Staatsanwaltschaft Traunstein nicht zu erreichen.

Der Polizeisprecher bittet weiterhin um Hinweise. Zeugen sollen jede „noch so scheinbar unbedeutende Kleinigkeit melden“. Wer am Montag, 3. April, zwischen 23 und 24 Uhr etwas Verdächtiges im Bereich der Bahnhofstraße, dem Bahnhofvorplatz, der Katharinenheimstraße oder dem Moosbauerplatz wahrgenommen hat, soll sich bei der Kriminalpolizeiinspektion Rosenheim unter der Telefonnummer 08031/200-0 oder jeder anderen Dienststelle melden. „Wir hoffen immer, dass wir von Zeugen Informationen bekommen, die uns weiterbringen“, sagt Sonntag.

Kommentare