OVB-Leserin wittert Baumfrevel
Empörung über Kahlschlag in Bad Endorf: Bäume im großen Stil gefällt - das steckt dahinter
Kahlschlag am Kurparksee? Nein, kein skrupelloser Baumfrevel, wie von einer empörten OVB-Leserin befürchtet. Was tatsächlich hinter dem Fällen der Bäume steckt:
Bad Endorf - Am See im Kurpark in Bad Endorf liegen Stämme und Äste, zwei Traktoren laden die Reste stattlicher Bäume auf. Baumfrevel? Das befürchtet eine OVB-Leserin. Mitnichten. So ist die Verwaltung der Marktgemeinde schon seit 2020 immer wieder dabei, fällt Eschen und Buchen. „Müssen wir leider“, bedauert Verwaltungsleiter Martin Mühlnickel.
Die Eschen sind ein Opfer des weit verbreiteten Eschentriebsterbens. Und die Buchen Opfer eines Pilzes, dessen Namen sich vermutlich nur Wissenschaftler merken können. „Dieser Pilz ist im Kurpark überall im Boden“, sagt Mühlnickel. Und er greift die Bäume an. Nicht das Holz, dem sieht man laut Verwaltungsleiter nichts an. „Aber die Wurzeln werden faulig und damit steht der Baum nicht mehr sicher“, erklärt Mühlnickel. Also müssen sie gefällt werden.
Gemeinde beseitigt Gefahr durch kranke Bäume
Denn: Nicht nur Privatpersonen auf ihren Grundstücken, sondern auch Gemeinden auf ihrem Grund haben die „Verkehrssicherungspflicht“. Fiele also im Kurpark ein Baum um - oder verlöre einen Ast-, weil er angeschlagen ist, wäre die Gemeinde schadensersatzpflichtig. Weil sie nicht gehandelt hat. Tat und tut sie aber und entfernt Stück für Stück die nicht mehr sicheren Bäume.
Die jetzt gefällten Bäume gingen aber nicht auf das Konto der Gemeinde, sagt Mühlnickel. Das sei der Teil des Geländes, auf dem der Ströbinger Hof, das Thermenhotel der Gesundheitswelt Chiemgau (GWC), erweitert werden soll.
Bäume fällen für den Baubeginn
Richtig, bestätigt Projektleiterin Ramona Bauer. Das seien die plangemäßen Baumfällungen für die Erweiterung des Thermenhotels. „Wir müssen die Bäume noch im Februar fällen, da ist der Naturschutz ausschlaggebend“. Denn vom 1. März bis 30. September sind Bäume geschützt - außer in akuten Notfällen -, wegen der Vogelbrut und -aufzucht. „Wir haben übrigens bei den Fällarbeiten festgestellt, dass viele Bäume sehr angeschlagen sind“, sagt Ramona Bauer. Der schon von Mühlnickel erwähnte Pilz im Boden, vermutlich.
Arbeiten beginnen in der Schutzzeit
Dietolf Hämel, Vorstand der GWC, hatte bereits bei der letzten Aktionärshauptversammlung der GWC AG gesagt, dass alle Vorarbeiten für die Erweiterung des Ströbinger Hofs jetzt vorangetrieben würden, um in dem Moment mit der Umsetzung beginnen zu können, wenn sich die Rahmenbedingungen im Bausektor hierfür zum Positiven verändern. Das geschieht offensichtlich gerade, denn Baubeginn wird nach Aussage von Ramona Bauer im Spätsommer oder frühen Herbst sein. Arbeiten wie die Baustelleneinrichtung müssen davor erledigt sein - in der Schutzzeit der Vögel und ihrer Bäume. Deswegen jetzt die Fällung.
Viel Grün um erweiterten Ströbinger Hof geplant
Naturschutz und Nachhaltigkeit seien der GWC wichtig, betont Ramona Bauer. Deswegen sei der Erweiterungsbau des Ströbinger Hofs auch nachhaltig konzipiert, werde beispielsweise mit einer Grundwasserwärmepumpe und einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet. „Und natürlich pflanzen wir viele neue und gesunde Bäume, wenn die Bauarbeiten abgeschlossen sind“, versichert Ramona Bauer.