Maßnahme in der Kritik
Wald im Wasserburger Wuhrtal: Warum Forstexperten auf Fällungen bestehen
Artenschutz und Verkehrssicherheit: Das ist oft ein schwieriger Spagat an Waldwegen, zeigen Fällungen an der Wuhr in Wasserburg.
Wasserburg – Der Anblick mag zurzeit etwas „martialisch“ sein, doch schon in zwei, drei Jahren werde hier durch die bereits vorhandene, natürliche Baumverjüngung wieder alles grün sein und die nächste Waldgeneration heranwachsen. So versuchen Revierförster Tobias Büchner (45) und Marius Benner (47), Bereichsleiter Forsten im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Rosenheim den Unmut mancher Bürger über die nicht unerheblichen Eingriffe in den Wald entlang der Wuhr zu dämpfen. Das böse Wort „Saustall“ machte diesbezüglich die Runde.
Opfer des Eschentriebsterbens
Bei einem Ortstermin für die Wasserburger Zeitung weisen die beiden Waldexperten wiederholt und mit Nachdruck auf die Sicherungspflichten hin, die die Behörden entlang der viel genützten Wege zwischen Wasserburg, dem Badria und Bachmehring haben. „Es besteht dringender Handlungsbedarf“, betont Büchner. Das Eschentriebsterben mache es erforderlich, die kranken Bäume zu entfernen, die jederzeit umstürzen könnten.
Es sind allerdings Maßnahmen, die beim Bund Naturschutz, Ortsgruppe Wasserburg auf große Kritik gestoßen sind. „Man hat die Eingriffsstärke kritisiert“, berichtet Büchner. „Es werden nach Ansicht des Naturschutzbundes zu viele Bäume entfernt.“
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Doch Büchner beharrt auf seinem Standpunkt: In Abwägung der Rechtsgüter müssen zum Schutz der Bevölkerung, die den Weg durch das Wuhrtal nutzt, alle Gefahrenbäume entnommen werden. „Selbstverständlich machen wir uns Gedanken, wie wir bei unseren Maßnahmen den Naturschutz bestmöglich integrieren können“, betont er. Das Totholz – manche sehen es als „biologisches Gold“ - werde zum Teil liegengelassen, um Kleingetier einen Unterschlupf bieten zu können. Es gehe also darum, einen Kompromiss zwischen Verkehrssicherung und Artenschutz zu finden. Es sei sicherlich schwierig, den Spagat hinzubekommen, fügt Büchner hinzu. Aber alle Anstrengungen würden unternommen, um auf die Natur Rücksicht zu nehmen. Zum Beispiel würden Bäume, in denen Vögel ihre Nester bauen könnten, nur bis zu einer bestimmten Höhe gekappt, soweit sie dann nicht mehr auf die frequentierten Wege fallen können.
Brutzeit hat begonnen
Zusätzlich erschwert die Rücksicht auf die Brutzeiten von Anfang März bis Ende September die Fällungen im Wald. „Normalerweise berücksichtigen wir natürlich diese Zeiten“, sagt Benner. Aber die Stürme im Februar hätten die Brisanz der Lage deutlich gemacht und zu schnellem Handeln gezwungen. „Deshalb mussten wir ran. Wir sind vertraglich in der Verantwortung für die Bevölkerung. Wir haben keine andere Wahl, wir können das Risiko nicht eingehen, zumal das Waldgebiet in der Wuhr eine wichtige Verkehrsverbindung für Fußgänger und Radfahrer ist und nicht dauerhaft wirksam für die Bürger geschlossen werden kann.“
Wurzelstöcke durch Pilz geschädigt
Beim Gang durch das Gehölz deuten die Waldexperten auf die geschädigten, oft schon schief stehenden Bäume: „Sie sehen, die sind krank, und in zwei bis fünf Jahren sind sie ohnehin tot. Ihre von Pilzen geschädigten Wurzelstöcke sind jetzt schon schwach, wir fällen sie, damit sie niemanden gefährden.“ Die Arbeiten an den Steilhängen sind schwierig, eine Fachfirma ist mit einem speziellen Bagger angerückt. In 14 Tagen soll es aber geschafft sein. Die nächste Waldgeneration bestehe unter anderem aus Bergahorn und Sträuchern. Auf jeden Fall aus Gewächs, das nicht mehr so empfindlich ist wie die Esche.
