Weil Techno-Star aus Australien absagte
Von der Dorfbühne auf die Mainstage: Wie Maxtreme aus Au das Echelon eroberte
Die Chance kam aus heiterem Himmel, und Maximilian Hammerschmidt griff zu: Beim Echelon 2023 sprang der als Maxtreme bekannte DJ aus Au für Superstar Will Sparks aus Australien ein. Wie es dazu kam und wie er die Menge mühelos zum Beben brachte.
Bad Feilnbach/Bad Aibling – Durch seinen Auftritt beim Echelon 2023 wird Maximilian Hammerschmidt nun in einem Atemzug mit Weltstars der Elektromusik-Szene wie Robin Schulz, Charlotte de Witte oder Neelix genannt. Doch es sind gar nicht die Namen Einzelner, die für den 28-Jährigen aus Au (Gemeinde Bad Feilnbach) eine große Rolle spielen, sondern zwei ganz andere Aspekte: sich komplett auf seine eigene Musik zu fokussieren und daran dann auch gemessen zu werden.
Dass er dafür in diesem Sommer ausgerechnet auf dem Echelon eine Bühne bekam, das vor zehn Jahren zu den ersten Festivals gehörte, die er besuchte, hätte er vor wenigen Wochen noch nicht gedacht – auch wenn er mit den Veranstaltern schon seit Längerem in Kontakt gewesen sei, nachdem er sein eigenes Label gegründet hatte, in letzter Zeit auf immer größeren Festivals auftrat und seine Hörerzahlen auf Spotify stetig in die Höhe kletterten.
Erfolge, die auch Echelon-Chef Patrick Gallenmüller nicht verborgen blieben. Und der Hammerschmidts Nummer aus der Tasche zog, als ihn drei Wochen vor dem Festival die Absage von Will Sparks ereilte. Der australische Techno-Star sollte am Haupttag auf der Mainstage auftreten.
„Ich war auf dem Sprung ins Flugzeug von Brasilien zurück nach Deutschland, als mich der Anruf erreichte“, berichtet Hammerschmidt. Da hatte er gerade den Flug zu seinem Auftritt in Amsterdam gebucht, der am selben Wochenende geplant war. „Ich habe keine Sekunde überlegt. Ich habe sofort zugesagt und den Flug nach Amsterdam gleich nach der Landung wieder storniert.“
Neben der Freude sei dieser Auftritt aber auch eine Riesenherausforderung gewesen. Tag und Nacht habe er sich auf den seinen Auftritt vorbereitet, sogar mitten in der Nacht noch seine eigenen, genau auf seine Musik abgestimmten Visuals vorbereitet, die auf der großen LED-Leinwand in der Mitte des Festivalgeländes zu sehen sein sollten.
Und dann überzieht auch noch Robin Schulz
„Am Vormittag war ich extrem nervös. Aber mit jeder Minute, mit der der Auftritt näher rückte, wurde ich ruhiger“, schildert er den Tag seiner Echelon-Premiere. Doch Robin Schulz, der vor ihm auftrat, ließ seinen Puls dann doch wieder ansteigen – indem er fünf Minuten überzog. „Diese fünf Minuten fehlen mir dann für meinen Auftritt. Und natürlich wollte ich jede Minute bestmöglich nutzen und alles spielen, was ich vorbereitet hatte.“ Was ihm letztlich durch seinen Festivalerfahrungen gelang.
Er hat die Leute zum Ausrasten gebracht.
Und ihm nicht nur den Riesenjubel des Publikums und ein „explodierendes“ Instagram-Postfach, sondern auch ein dickes Lob des Veranstalters einbrachte: „Es ist keine leichte Aufgabe, als Echelon-Newcomer zwischen solchen Superstars aufzutreten. Aber er hat es sehr, sehr gut gemacht, er hat die Leute zum Ausrasten gebracht“, sagt ein begeisterter Patrick Gallenmüller, der den 28-Jährigen als Shooting Star bezeichnet. Er kennt die Szene seit Langem, ist früher selbst als DJ Pele um den Globus gereist. Er bescheinigt Maxtreme, auf einem „sehr, sehr guten Weg“ zu sein.
Mit Patrick und dessen Frau Susi Gallenmüller blieb dann noch etwas Zeit, gemeinsam backstage zu plaudern, bevor es für Maximilian Hammerschmidt weiter zum Flughafen ging: Der neue Flug war gebucht, der Auftritt beim Decibel Outdoor Festival in Amsterdam wartete.
Doch war der Echelon-Auftritt der bisher größte für den DJ. Mit dabei natürlich die Familie, allen voran die Eltern, Freunde und langjährige Fans, die zum Teil weite Anreisen in Kauf genommen und noch kurzfristig Karten ergattert hatten, als sie von dem Auftritt erfuhren. „Ein Wahnsinnserlebnis. Die ganzen Leute, die ganze Intensität vor 10.000 Zuschauern.... So richtig realisiert man das Ganze wahrscheinlich erst später“, sagt er auch noch vier Tage danach. Es sei überwältigend gewesen zu sehen, wie das Publikum mitgegangen sei – „sogar bei neuen Lieder, die erst 2024 veröffentlicht werden“. Was ihm gezeigt habe: „Meine Lieder funktionieren schon jetzt.“
Jetzt kommt das erste Album raus
Denn das ist genau der Weg, den der 28-Jährige weitergehen will, seitdem er sich während Corona intensiv mit seiner eigenen Musik beschäftigt und entschieden hat: Nicht im Sinne eines Dienstleisters als DJ Songs aus dem Radio aufzulegen, sondern als Künstler mit eigenen Werken aufzutreten. Deshalb habe er auch sein eigenes Label gegründet. Und als er im Januar 2023 bekannt gab, dass er sein ersten Album herausbringen wird, seien die Reaktionen sehr positiv gewesen.
Vor zehn Jahren zum ersten Mal aufgelegt
Dass er die Songs nun schon im Sommer vor so vielen Fans der Szene spielen konnte, hätte er sich damals noch nicht träumen lassen. Und schon gar nicht, als er vor gut zehn Jahren zum ersten Mal aufgelegt hatte, damals mit seinem Freund Florian Killinger alias DJ Flogge beim „Electro Kehrhouse“ der Auer Burschen im Festzelt. „Vom Dorf zur Mainstage“, schmunzelt der 28-Jährige heute rückblickend.
Der Erfolg treibt ihn genauso an wie seine Leidenschaften. Beruflich ist er als Designer bei einer großen Firma in Thansau tätig und sagt: „Ich kann den ganzen Tag, rund um die Uhr, kreativ sein. Das kommt allem, was ich tue, zugute. Denn das kreative Gehirn lässt sich wie ein Muskel trainieren – und so ist alles, was ich tue, auch mit viel Spaß verbunden und .“ Natürlich sei dieser Lebensstil sehr intensiv. „Aber mit einer gewissen Disziplin lässt sich das alles gut vereinbaren.“
Der Laptop ist sein „Studio“
Sein Maxtreme-„Studio“ ist im Übrigen sein Laptop. Recht viel mehr braucht er nicht: „Ich will mich mit meiner Kreativität an keinen Ort binden. Wenn ich Ideen habe, will ich die schnell umsetzen. Und das kann ich auf diese Weise überall in der Welt.“ Und so entsteht auch ein weiteres Projekt, an dem er seit drei Monaten arbeitet und das ihn noch weitere Monate beschäftigen wird: ein audiovisuelles Werk, wie ein Kino-Erlebnis auf Musikbasis, das am 1. Dezember im Münchner Zenith vorgestellt wird. „Dabei werden die Visuals exakt auf die Musik angepasst. Die Musik habe ich schon. Jetzt sind alle Animationen dran“, verrät Maximilian Hammerschmidt.
Ob es ein Erfolg wird, entscheidet der Markt, sagt er. „Sicher ist das ein gewisses Risiko. Aber auch das treibt mich an, seit ich während der Corona-Pandemie meine Entscheidung für diesen Weg getroffen habe.“