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21-Jährige aus Bad Aibling über ihren Berufsstart

„Kindern Zeit und Raum geben, sich zu öffnen“: Aus dem Leben einer angehenden Erzieherin

Annalena Hogeboom absolviert derzeit ihr „Anerkennungsjahr“ zur Erzieherin im Caritas Kinderdorf Irschenberg.
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Annalena Hogeboom absolviert derzeit ihr „Anerkennungsjahr“ zur Erzieherin im Caritas Kinderdorf Irschenberg.

Für Annalena Hogeboom aus Bad Aibling ist Erzieherin ein Traumberuf. Doch der Weg dorthin ist lange – und ging zunächst in eine ganz andere Richtung. Was die 21-Jährige antreibt und wie sie letztlich im Irschenberger Kinderdorf gelandet ist.

Bad Aibling – „Ich habe immer schon gern mit Kindern zu tun gehabt und war oftmals Babysitterin“ – so beschreibt Annalena Hogeboom ihre Motivation für ihren Berufsweg als Erzieherin. Doch der Start zu ihrem Traumberuf erfolgte keineswegs „auf direktem Weg“. Die in Rosenheim geborene Aiblingerin schlug nach ihrem Abschluss der Wirtschaftsschule Alpenland mit der Mittleren Reife zunächst einen ganz anderen Berufsweg ein: Die heute 21-Jährige begann bei einer Krankenkasse eine Ausbildung zur Sozialversicherungs-Fachkraft. „Dort habe ich vieles mitbekommen und kam auch in Kontakt mit Menschen, denen es nicht gut ging. Aber diese Fälle nur per Telefon oder Computer zu bearbeiten war mir zu wenig“, verrät sie im OVB-Gespräch und fügt hinzu: „Außerdem habe ich dort festgestellt: Eine reine Bürotätigkeit ist auf Dauer nichts für mich.“

Nach einem Jahr hat sie ihren Ausbildungsvertrag aufgelöst und sich zu einem freiwilligen sozialen Jahr (FSJ) „mit Umgang mit Kindern“ entschlossen. „Dazu habe ich mir eine heilpädagogische Waldorf-Schule angeschaut und habe dort die strahlenden und dankbaren Kinderaugen erlebt und das hat den Ausschlag für meine künftige Berufswahl gegeben“, bekennt sie und ergänzt: „Morgens dorthin zugehen war ein ungleich schöneres Gefühl, als ins Büro zu gehen, auch wenn die Ausbildungsvergütung dort deutlich höher war.“

Rückblick auf bisherige Ausbildung

Da das FSJ bei ihrer zweijährigen Ausbildung zur Kinderpflegerin voll angerechnet wurde, hatte sie nach weiteren zwölf Monaten in einer Kindertagesstätte ihren ersten beruflichen Abschluss „in der Tasche“. Damit gab sie sich aber nicht zufrieden: Direkt im Anschluss daran begann sie bei der „Don Bosco“-Caritas-Fachakademie in München ihre weitere Qualifikation zur Erzieherin, die drei Jahre umfasst. Während der ersten beiden Jahre, in denen sie auch ihr Fachabitur gemacht hat, steht nur Theorie auf dem Programm. Darin eingebettet sind mehrwöchige Praktika, von denen sie eines im Caritas Kinderdorf Irschenberg absolvierte. Die Theorie-Abschlussprüfung zur Erzieherin hat sie im Juli 2023 bestanden, doch sie muss im dritten Jahr ein sogenanntes „Anerkennungsjahr“ in Vollzeit leisten.

Annalena Hogeboom (re.) macht auch mit ihren Schützlingen beim Fußballspielen mit, links die chinesische Praktikantin Baichun.

Während dieses Zeitraums stehen monatlich ein bis zwei Seminartage „im Kalender“, sie muss des Weiteren eine Facharbeit mit einem Schwerpunktthema nach eigener Wahl „abliefern“ und schließlich noch die praktische Prüfung bestehen. „Ab September 2024 kann ich mich ‚anerkannte Erzieherin‘ nennen“, stellt sie fest. Beim Rückblick auf ihre bisherige Ausbildung erwähnt sie die verschiedenen Arbeitsfelder, Einrichtungen und Menschen, die sie kennengelernt hat – und auch positive und negative Eindrücke. „Bei meiner Tätigkeit trage ich einen Teil zur Entwicklung der Kinder bei und bin in dieser Zeit ein Teil ihres Lebens“, konstatiert sie.

Warum sie sich für das Kinderdorf entschieden hat

Sie hat sich für das Kinderdorf entschieden, „weil ich hier länger bei den Kindern bin, bis hin zum jungen Erwachsenenalter“. Negative Erinnerungen hat sie an ihre Zeit in der Kindertagesstätte mit dem dort herrschenden Personalmangel, der sich durch Corona noch verstärkt habe. Im Caritas Kinderdorf Irschenberg leben derzeit im Rahmen der sogenannten „stationären Jugendhilfe“ 75 Kinder und Jugendliche. Ihr Aufenthalt erfolgt aus unterschiedlichen Gründen. So sind dort beispielsweise unbegleitete minderjährige Flüchtlinge oder Vollwaisen. Auch gibt es Fälle, bei denen Kindeswohl in den Familien gefährdet ist. Annalena unterstützt im „Haus 6“ die „Hausmutter“ bei der Betreuung der sieben zwischen 5 und 15 Jahre alten Schützlinge und gestaltet in den Ferien auch das Freizeitprogramm mit.

„Ich habe eine gute Beziehung zu den Kindern meiner Gruppe. Bei manchen muss man sich das Vertrauen mehr erarbeiten und ihnen Zeit und Raum geben, sich zu öffnen“, erläutert sie. Wegen ihres noch jungen Alters sei es für sie beispielsweise einfacher, Gespräche mit einer 14-Jährigen zu führen – etwa über Trends, Musik oder soziale Medien. Ihr Fazit nach zwei Monaten: „Hier ist das bisher schönste Arbeitsfeld. Mir gefällt das Konzept des Kinderdorfs, wir sind eine Gemeinschaft und eine Familie, der Zusammenhalt ist groß.“ Für ihre weitere berufliche Zukunft plant sie ein Studium der „sozialen Arbeit“ an der „Katholischen Stiftungshochschule München“, das sich über sieben Semester erstreckt und ihr später viele Möglichkeiten eröffnet.

„Ich möchte aber auf jeden Fall in der Jugendarbeit bleiben“

„Ich möchte aber auf jeden Fall in der Jugendarbeit bleiben“, betont Annalena, die am Ende des Gesprächs ihre Hobbys verrät: „Reiten, Schwimmen, Wandern, Snowboarden und viel in der Natur sein.“ Anzumerken ist noch, dass auch Christine Ferroggiaro, die Leiterin des Hauses 6 und unmittelbare Vorgesetzte von Annalena Hogeboom, von ihrer Tätigkeit sehr angetan ist. „Sie hat sich sehr schnell in die Belange der Gruppe eingearbeitet und wird nach dieser kurzen Zeit von allen Kindern akzeptiert. Sie arbeitet schon sehr selbstständig und umsichtig und übernimmt Verantwortung in ihrem Rahmen als Berufspraktikantin. Besonders ihre fröhliche und freundliche Art wird geschätzt“, lautet die erste Beurteilung.

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