Rentnerin hat „mulmiges Gefühl“
„Einfach so dreist“: Mehrfach Grabschmuck von Aiblinger Friedhof gestohlen
Treibt auf dem Bad Aiblinger Friedhof ein Dieb sein Unwesen? Immerhin klagt eine Rentnerin über das wiederholte Verschwinden von Grabschmuck. Warum das kein Einzelfall ist und was Betroffene tun können.
Bad Aibling – „Wenn ich auf den Friedhof gehe, habe ich schon ein mulmiges Gefühl und hoffe, dass nicht wieder etwas fehlt“, sagt eine Bad Aiblinger Rentnerin. Die Frau, die namentlich nicht genannt werden will, ist bereits zum vierten Mal Opfer von Diebstahl auf dem Aiblinger Friedhof geworden. Dort pflegt sie ein Urnengrab für ihre Angehörigen. Und dort wurde ihr schon mehrfach Grabschmuck gestohlen. „Einmal war es ein Herz aus Hauswurzen, einmal wurden Hauswurzen aus einer Schale ausgegraben und zweimal hat man mir blühende Pflanzen geklaut“, erzählt die Frau. Der Redaktion liegt ein Foto vor, das eine verwüstete Pflanzenschale an der Urnenwand zeigt.
„Ich finde das einfach so dreist“, sagt sie. Die Rentnerin geht davon aus, dass es sich bei den verschiedenen Diebstählen um den selben Täter handelt. „Dem Dieb muss klar sein, dass er beobachtet werden könnte, so etwas macht man nicht schnell beim Vorbeigehen.“ Deshalb vermutet die Aiblingerin, dass die Person gezielt vorgeht und entweder besonders spät oder in den frühen Morgenstunden zur Tat schreitet.
Rentnerin: Täter geht gezielt vor
Der Frau geht es weniger um den materiellen Wert des entwendeten Grabschmuckes. „Da geht es vor allem auch um Respekt und Wertschätzung, wer klaut Pflanzen auf einem Friedhof?“ Eine Tat, die laut der Rentnerin viel über den Menschen aussagt. Sie glaubt, dass der Täter regelmäßig nach potenzieller Beute Ausschau hält. Und natürlich bringt sie das Thema auch ins Grübeln. „Klar überlege ich jetzt, was ich überhaupt anpflanzen kann, schließlich kann man das ja nicht absperren. Nackt soll das Grab aber auch nicht bleiben.“
Und sie ist offensichtlich nicht die einzige Betroffene. „Seit Jahren werden im Friedhof Bad Aibling Anpflanzungen beziehungsweise Grabschmuck an den Urnenwänden entwendet“, betont die Rentnerin. Darauf sei sie von einer anderen Friedhofsbesucherin aufmerksam gemacht worden. „Ich konnte das kaum glauben.“ Auch bei ihr hatte sich jemand über den Grabschmuck hergemacht. Nun wurde die Aiblingerin selbst mehrmals zum Opfer. Die Polizei hat sie deshalb noch nicht kontaktiert, die habe sicher besseres zu tun, glaubt die Frau. Mittlerweile sei sie aber auf die Friedhofsverwaltung zugegangen.
Was können Betroffene unternehmen?
Doch handelt es sich bei den Vorfällen um Einzelfälle oder ist der Diebstahl auf dem Friedhof ein generelles Problem? Immerhin hätte die Rentnerin auch schon an anderen Gräbern Hinweise, etwa mit der Aufschrift „Finger weg“, gesehen, die potentielle Diebe abschrecken sollen. Auf OVB-Nachfrage teilt Annette Thielmann von der Friedhofsverwaltung mit, dass entsprechende Diebstähle grundsätzlich schon vorkommen. „Es handelt sich dabei aber eher um Einzelfälle.“ Neben den seltenen Diebstählen komme es immer mal wieder zu Beschädigungen an den Gräbern.
Zwar werde die Friedhofsverwaltung in diesen Fällen teilweise von Betroffenen informiert, klar ist aber laut Thielmann auch: „Tatsächlich können wir als Friedhofsverwaltung da leider nichts tun.“ Betroffene müssten sich in solchen Fällen direkt an die Polizei wenden. Bei der Polizeiinspektion Bad Aibling ist auf OVB-Nachfrage wiederum zu erfahren, dass derartige Vergehen nur sehr selten zur Anzeige gebracht werden. Wie ein Sprecher erklärte, müsste diese dann „gegen unbekannt“ erfolgen. Und die Erfolgsaussichten sind dementsprechend gering. „Das ist absolut kein Massendelikt.“
Und dennoch ist zu vermuten, dass es eine nicht unerhebliche Dunkelziffer gibt. Diebstähle oder Beschädigungen auf dem Friedhof nämlich, die von den Betroffenen erst gar nicht an Verwaltung oder Polizei herangetragen werden. Trotz der misslichen Lage ist für die Aiblinger Rentnerin dennoch klar: Ganz auf den Grabschmuck zu verzichten, kommt nicht infrage.
Bad Aibling ist in der Region kein Einzelfall
Und das Thema treibt nicht nur Bad Aibling um. Im Vorjahr hatte es in den sozialen Medien etwa Diskussionen über einen mutmaßlichen Diebstahl auf dem Kolbermoorer Friedhof gegeben. Allerdings hatte hier eine Frau den Kolbermoorer Stadtgärtnern vorgeworfen, Blumentöpfe und Vasen von Gräbern auf dem Alten Friedhof gestohlen zu haben. Diese erklärten später jedoch, dass es sich hierbei um das mit der Friedhofsverwaltung abgesprochene Entsorgen von Gegenständen, beispielsweise Grablichter, Scherben oder Schalen, handelte, die hinter den Gräbern ohnehin nicht gelagert werden durften.
Im Jahr 2020 sorgte ein Fall aus Bruckmühl für Aufsehen, bei dem eine Frau über mehrfachen Diebstahl klagte. Dabei wurde ebenfalls wiederholt Blumenschmuck vom Grab ihrer verstorbenen Eltern entwendet.