Entscheidung ist gefallen
Neuer Mieter mit „Wau“-Effekt für das alte Aiblinger Postamt
Die lange verschlossenen Türen im historischen Aiblinger Postamt öffnen im kommenden Jahr endlich wieder. Nach Abzug des Zustellstützpunktes der Post zieht ein neuer Mieter mit gewissem „Wau-Effekt“ in das altehrwürdige Haus am Bahnhofsplatz.
Bad Aibling – Die Post in der Innenstadt wird von den Aiblingern schmerzlich vermisst. Bereits im Juli 2016 hatte das Finanzcenter der Postbank seinen Betrieb in dem historischen Gebäude am Bahnhof endgültig eingestellt. Zurück blieb nur noch der Zustellstützpunkt (ZSP) des Unternehmens, in dem die Briefzusteller ihre Sendungen sortierten und von wo aus sie ihre Zustelltour starteten. Doch auch das ist nun Geschichte: Dieser ZSP wurde vor Kurzem komplett nach Ostermünchen umgesiedelt.
Post hätte noch 10 Jahre bleiben können
Für den Eigentümer des Gebäudes kam die Kündigung der Post nach eigenen Angaben aus heiterem Himmel: „Die Vertragslaufzeit endete zwar, aber die Post hatte die Option, noch zweimal um je fünf Jahre zu verlängern“, so Claus Rupprechter auf Anfrage des OVB. Er sagt auch: „Für mich überraschend war es vor allem auch deswegen, weil vor fünf Jahren aufwändig umgebaut wurde. Das hätte ich für einen Zeitraum von fünf Jahren niemals gemacht.“ So stand nun die Frage, was mit den Räumlichkeiten geschehen soll, endgültig im Raum.
„Es ist nicht einfach, eine vernünftige Nutzung zu finden“, erklärt Rupprechter, der ein Faible für historische Bauwerke hat. Sein großer Wunsch: Es soll wieder Leben einkehren. Dass dies nun zu seiner Zufriedenheit und der des neuen Mieters geklappt hat, bezeichnen beide Seiten als Win-Win-Situation. Denn Dr. Alexander Brinkmann, der dringend einen neuen Standort für seine bestehende Tierarztpraxis an der Rosenheimer Straße sucht, fand dort an der Bahnhofstraße 17 mit seinem Team auf rund 200 Quadratmetern endlich den benötigten Platz. Die jetzige Praxis platzt aus allen Nähten. Zudem will man weg von den schweren 40-Tonnern, die den ganzen Tag direkt am Gehsteig vor der Tür zur Praxis vorbeidonnern.
Vom Meerschweinchen bis zum Mischlingshund
„Wir müssen hier raus“, sagt auch Brinkmanns Praxismanagerin: Ngaire Gröbmeyer bedient gerade drei Telefone mehr oder weniger gleichzeitig, koordiniert zwischen Aktenordnern, PC und Laptop die Termine und Fahrten der Tierärzte zu den Landwirten, sucht Unterlagen raus, beantwortet Fragen der Kollegen und hat in diesem Moment überdies ein wachsames Auge auf die beiden frisch kastrierten Meerschweinchen, die – noch schläfrig von der Narkose – warten, bis sie ihr Besitzer wieder abholt. Nebenan wird gerade ein Mischlingshund in das Behandlungszimmer geführt.
An der Rosenheimer Straße ist es zu eng geworden
Die Tierarztpraxis an der Rosenheimer Straße gibt es bereits seit 1977. Dr. Alexander Brinkmann wurde im Jahr 2014 Teilhaber und ist seit 2017 alleiniger Inhaber. Sein Team ist gewachsen und besteht heute neben Praxismanagerin und Tierarzthelferin Ngaire Gröbmeyer aus sieben weiteren Tierärzten und einer Fachtierärztin für Kleintiere: „Die Räume sind zu klein geworden“, spüren sie alle jeden Tag.
Man habe bereits seit geraumer Zeit aktiv nach neuen Räumlichkeiten gesucht und sei dabei auf das Postgebäude gestoßen, das sehr gut zu den Plänen passe. Dort könne man vor allem den Großtier- vom Kleintierbereich trennen. Letzterer soll dann auch erweitert werden. Vor allem seit Corona habe die Zahl der Haustiere stark zugenommen, das spürt auch die Praxis bei den „Patienten“-Zahlen.
Das ist noch alles geplant am neuen Standort
Zudem ist am neuen Standort Platz für ein eigenes Behandlungszimmer und einen OP-Raum, für umfassende Ultraschall- und Röntgendiagnostik, ein In-house-Labor, für eine gut ausgestattete Apotheke sowie genügend Raum und Ausstattung für die Trichinenuntersuchung als Teil der amtstierärztlichen Fleischbeschau.
Auch die Teammitglieder hätten dort endlich eine Aufenthaltsmöglichkeit für ihre zum Teil langen Mittagspausen, in denen sie sich ihr mitgebrachtes Essen auch warm machen und zusammensitzen können. Ganz zu schweigen von einem weiteren PC-Arbeitsplatz, den man dort endlich einrichten könnte. „Das Ideale an den Räumlichkeiten der alten Post ist, dass sie fast keine Wände haben und deshalb mittels Trockenbauwänden genau so gestaltet werden können, wie wir sie für den Praxisalltag brauchen“, so Gröbmeyer.
Einige „Patienten“ wohnen sogar im Haus
Die Umbauarbeiten mit Firmen aus der nahen Umgebung starten laut Claus Rupprechter ab Februar, so dass die Praxis im April oder Mai bereits einziehen und sich die Türen dort dann endlich wieder öffnen könnten. „Ich fand die Idee einer Tierarztpraxis in diesen Räumen gut. So herrscht im ganzen Haus wieder Leben“, so Rupprechter. In zwei der vier Wohnungen in dem historischen Gebäude leben ihm zufolge Hundehalter, deren Vierbeiner sogar Patienten der Tierarztpraxis Brinkmann sind.
Er freue sich sehr über diese Lösung für das Gebäude, denn es liegt ihm am Herzen. „Mir ist eine verträgliche Nutzung wichtig. Dieses historische Gebäude gehört uns privat, ich bin kein Spekulant. Ich mag Bad Aibling“, betont er. Eine wichtige Rolle spielte bei der Belegung der Aiblinger Jürgen Seidel , wie Rupprechter betont: „Mein Makler vom ersten Tag an und mittlerweile guter Freund, der diesen tollen Kontakt zur Tierarztpraxis möglich gemacht hat. Er ist immer sehr sensibel bei der Auswahl der passenden Leute. Das hat er schon bei der Vermietung aller Wohnungen in diesem Gebäude bewiesen.“
Währenddessen hat Rupprechter noch weitere Pläne auf dem Areal: „Auf dem hinteren Grundstücksteil ist ein optisch sehr ansprechendes Gebäude mit Tiefgarage in Planung.“ Damit beauftragt sei das im Altbau renommierte Münchner Architekturbüro Heiss und Kirchhof, das schon das erste Obergeschoss und die beiden Dachgeschosse zu attraktiven Wohnungen umgeplant hatte. Er ist sich sicher, das Büro werde „auch diese spannende Aufgabe im Hinterhof mit richtigen Sensibilität perfekt erfüllen“.


